Udo Lietzmann (1856 – 1903)

Mitbegründer der Ellmühle in Deutz (Aurora mit dem Sonnenstern)

Am 04.12.1884 geben Udo Lietzmann (1856 – 1903) und Adele Leysieffer (1865 – 1938) ihre Verlobung bekannt, als Wohnort wird hier noch Lennep angegeben.

Die Firma Ferdinand Leysieffer errichtete im Jahre 1867 die erste Dampfmühle im Kreise Lennep. Zweimal wurden die Mühlengebäude durch Feuer zerstört, und zwar am 19. Oktober 1886 und am 7. Februar 1901. In beiden Fällen gelang es aber den jeweiligen Inhabern in kurzer Zeit den Betrieb wieder aufzubauen und fortzusetzen. Die wieder aufgebaute Lenneper Mühle wurde später mit einer Brotfabrik zur Firma „Buchholz & Leysieffer“ fusioniert.

Am 07.02.1885 erfolgte ein Handelsregistereintrag für eine Handelsgesellschaft „Ferd. Leysieffer & Lietzmann, Ferdinand Leysieffer und Udo Lietzmann erhalten Prokura, es entsteht eine große Dampfmühle in Deutz.

Am 21. September 1889 wird von der Familie Lietzmann die Geburt eines Sohnes Max Heinrich bekanntgegeben, der Junge verstarb aber bereits am 15. März 1890 im Alter von 7 Monaten. Am 23. Juni 1894 wird die Geburt eines gesunden und kräftigen Mädchens angekündigt.

1902 wurde von Schreiterer & Below, eines der bedeutendsten Architekturbüros im Deutschen Kaiserreich, für den Fabrikanten Udo Lietzmann eine Villa in der Lindenallee 23, im heutigen Marienburg gebaut. Diese Villa wurde im Krieg am 2. März 1945 zerstört. 1952 ging das Grundstück in das Eigentum der Bundesvermögensverwaltung über, die hier für den Deutschlandfunk eine bis 1980 genutzte Villa errichtete. Hier zog der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel mit Gattin Mildred Scheel ein, die in der Nähe am Schillingsrotter Platz geboren wurde. Die Familie Scheel wohnte hier bis 1989.

Am 12. Mai 1903 erscheint in der Rhein- und Ruhrzeitung eine kleine Anzeige „Tod auf der Reise“ – Udo Litzmann, Besitzer einer der größten Dampfmühlen im Rheinland und Westfalen, ist auf einer Reise an der Bahnstation Hilden einem Schlaganfall erlegen.

1909/10 wurde die neue Mühle im Deutzer Industriehafen errichtet und noch vor dem Ersten Weltkrieg erweitert. Das hier hergestellte Mehl wurde als Colonia- und Stern-Mehl verkauft.

Im Mai 1914 gibt die Witwe Frau Udo Lietzmann die Verlobung ihrer Tochter Matilde mit dem Fabrikanten Fritz Haastert bekannt, allerdings wird hier schon die Lindenallee 43 als Wohnort angegeben. Vermutlich war Fritz Haastert der Inhaber der Gambrinusbrauerei und Eisfabrik in Moers, danach verlieren sich die Spuren der Familie Lietzmann.

Im Jahr 1924 wurde die Mühle dem Großunternehmen der Gebr. Kampffmeyer eingegliedert, das, in Potsdam gegründet, nach dem Zweiten Weltkrieg von Hamburg aus geleitet wurde. Der Name Leysieffer & Lietzmann blieb jedoch erhalten; 1964 wurde das daraus abgeleitete (ehemalige Telegramm-) Kürzel „Ellmühle“ eingeführt, das 1975 auch auf die Auermühle übertragen wurde.

Die Mühle war im Zweiten Weltkrieg weniger stark als die Auermühle beschädigt worden und konnte deshalb mit Unterstützung der Besatzungsmächte bereits 1946 wieder in Betrieb gehen. Bereits 1975 war die alte Ellmühle mit einer Jahreskapazität von 365.000 Tonnen eine der bedeutendsten Großmühlen Europas; mit 380.000 t Vermahlung von Weizen und Roggen im Jahr war sie auch noch um 2015 eine der größten Mühlen Europas.

Im Jahr 2013 wurde der Bereich der alten Ellmühle im Inneren umfassend saniert und technisch hochmodern ausgestattet; ausschließlich hier fand seitdem der Mahlbetrieb statt.

Nach mehr als hundert Jahren hat die Ellmühle im Deutzer Hafen am Montagmorgen, den 18.01.2021, das letzte Mehl gemahlen. Danach wurde der Betrieb eingestellt, Teile der Produktion wurden nach Krefeld verlagert. Die Gebäude mit dem bekannten Aurora-Stern an der Severinsbrücke werden zu einem Wohn- und Büroviertel umgebaut.

Eigene Recherche © Wolfgang Kranz

 

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