Vincenz Statz (1819 – 1898)

Architekt und einer der bedeutendsten und einflussreichsten Vertreter der Neugotik im Rheinland

Vincenz Statz oder Vinzenz Statz (* 9. April 1819 in Köln; † 21. August 1898 ebenda) war ein deutscher Architekt. Er gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Vertreter der Neugotik im Rheinland.

Leben

Vincenz Statz wurde am 9. April 1819 in Köln geboren und war ein bekannter und einflussreicher Architekt der Neugotik. Seinen ersten Unterricht erhielt er von einem Schüler Karl Friedrich Schinkels und trat dann 1841 in die Dombauhütte des Kölner Doms ein, wo er ab 1845 als Werkmeister tätig war. Gleichzeitig mit Friedrich von Schmidt, dem späteren Erbauer des Wiener Rathauses, wurde er vom Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner auch zur Bearbeitung der Pläne herangezogen. Von der Schönheit des Werks, an dem er mitschaffen durfte, war er so begeistert, dass seine Phantasie seitdem nur noch in den Schöpfungen der mittelalterlichen Baukunst lebte. Diese Begeisterung findet auch in seinem Aquarell Vision der vollendeten Türme des Kölner Doms Ausdruck, dessen vielbeachtetes Original sich in der Graphischen Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud Köln befindet. Dieses Aquarell stammt aus dem Jahre 1861, als an die bauliche Vollendung der Türme des Kölner Doms aus vielerlei Gründen noch längst nicht zu denken war. So ist das Kunstwerk mit dem Ausspruch „Und fertig wird er doch!“ übertitelt; eine Vision und Ermutigung für Zwirner zugleich.

In Köln und den Rheinlanden, dann in Holland und Belgien und schließlich in Frankreich und England studierte Statz die Gotik mit solcher Hingabe, dass er in kurzer Zeit als einer ihrer besten Kenner galt und mit seinen eigenen Entwürfen das allgemeine Interesse an der gotischen Bauweise neu entfachte.

Nachdem Statz schon 1847 mit eigenen Arbeiten begonnen hatte, arbeitete er seit 1854 hauptberuflich als Architekt. Zu seinen frühen Werken gehört die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Ostrog bei Ratibor, die 1855–1856 errichtet wurde. Als er 1861 ohne die übliche akademische Ausbildung zum Baumeister und 1863 zum Diözesanbaumeister bei der Erzdiözese Köln ernannt wurde, konnte er bereits auf ein Lebenswerk zurückblicken, das 150 Kirchen und Kapellen, 47 kirchliche Wiederherstellungsbauten, 15 Pfarrerwohnungen, 8 Krankenhäuser und etwa 200 Entwürfe von Altären, Kanzeln und anderen größeren kirchlichen Ausstattungsstücken umfasste. Zu diesem Zeitpunkt hatte Statz auch schon seine wohl gewaltigste Schöpfung, den Neuen Dom in Linz (Oberösterreich) begonnen, der zu den bemerkenswertesten Baudenkmälern des 19. Jahrhunderts in Österreich zählt. Weiter sind die Marienkirche in Aachen, die Mauritiuskirche in Köln und die Wallfahrtskirche in Kevelaer als besonders anspruchsvolle Anlagen erwähnenswert. Sein Wirkungskreis reichte von Holland bis nach Neapel.

Auch seine Entwürfe für die Votivkirche in Wien, den Berliner Dom und die Kathedrale von Lille riefen Bewunderung hervor. Seine Vielseitigkeit zeigt sich im Schloss Liebieg in Kobern-Gondorf, dem Rathaus in Köln-Ehrenfeld, dem St.-Hedwig-Krankenhaus in Berlin, dem Gerichtsgebäude in Eberswalde und großen kirchlichen Ausstattungsstücken wie etwa dem Altar der Liebfrauenkirche in Trier. Statz veröffentlichte neben seinem Gotischen Musterbuch auch noch andere Werke, darunter Die Mittelalterlichen Bauwerke nach Merian.

Zahlreiche seiner Bauten wurden im Zweiten Weltkrieg beschädigt und danach nur vereinfacht wiederhergestellt, einige sogar ganz abgebrochen. Bei anderen entfernte man die Ausstattung ganz oder teilweise, da die Neugotik nicht mehr besonders geschätzt wurde. Erst ab den 1970er Jahren wurde der Architektur des Historismus und damit auch Statz wieder größere Wertschätzung zuteil, die meisten seiner Bauten stehen daher heute unter Denkmalschutz, viele wurden oder werden originalgetreu restauriert.

Sein Sohn Franz Statz (1848–1930) war ebenfalls Architekt.

 

Quelle Text: Seite „Vincenz Statz“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 31. Dezember 2021, 08:58 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vincenz_Statz&oldid=218650020 (Abgerufen: 13. Januar 2022, 19:37 UTC)

 

Auf Google Maps ansehen

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner