Peter Streifler (1845 – 1907)

Maurermeister / Unternehmer

Meine Geschichte beginnt mit einer zweizeiligen Anzeige in den Kleinanzeigen der Kölnischen Rundschau vom 14. August 1865. Im Zivilstand der Stadt Köln kündigen der Maurer Peter Streifler und Anna Franziska Schall, beide aus Köln, ihre Hochzeit an. Am 19. November 1870 wird die Tochter Gudula geboren, als Anschrift wurde die Alte Mauer am Bach 32 in Köln angegeben. Am 6. Dezember 1872 folgt der Sohn Adolph, Peter Streifler ist immer noch Maurer.

In einer Anzeige vom 3. Oktober 1873 sucht Peter Streifler bereits tüchtige Maurer und Handlanger, gegen hohen Lohn und dauernde Beschäftigung für auswärts. Offensichtlich hat er mit dieser Anzeige sein zukünftiges Unternehmen begonnen, abweichend wird hier als Adresse die Alte Mauer am Bach 40 angegeben, vermutlich hat er hier sein eigenes Haus gebaut. Nur ein Jahr später werden auch tüchtige Verputzer gesucht, das Geschäft scheint zu laufen.

Am 26. September 1874 wird die Geburt des Sohnes Franz angezeigt, auch in der Familie geht es „aufwärts“, denn am 9. Juni 1877 folgt die Tochter Clara und am 30. November 1878 der Sohn Marcus. Offensichtlich ist auch das Haus zu klein geworden, als neue Adresse wird hier die Jacobstraße 56 angegeben. Am 10. Januar 1882 folgt der nächste Sohn Anton und am 8. März 1883 der Sohn Adolf. Am 24. Januar 1886 kündigen Peter und Anna Franziska die Verlobung ihrer Tochter Helene mit Herrn Friedrich Bachem an. Als Verlobte empfehlen sich Helene Streifler und Friedrich Bachem.

Am 17.11.1887 verkauft der Maurermeister Peter Streifler sein fast neues Wohnhaus an der Alte Mauer am Bach 22 für 6000 Taler unter günstigen Bedingungen und im Villen Terrain 2 Baugrundstücke mit 8 und 11 Meter Front und 25 – 30 Meter Tiefe. Es folgen weitere Verkäufe von Grundstücken und Wohnhäusern, mit immer größeren Flächen und Größen. Aber auch die Aufträge in seinem Maurer- und Bauunternehmen scheinen deutlich zu wachsen, aber lest selber.

Am 9. März 1889 erscheint ein Artikel im Kölner Lokal-Anzeiger unter Locales:

Das neue Justizgebäude:

Unter den größeren öffentlichen Bauten, welche im Laufe dieses Jahres in Angriff genommen werden, steht das neue Justizgebäude mit in erster Linie. Der Fertigstellung desselben wird um so in den beteiligten Kreisen mit Interesse entgegengesehen, als der jetzige zerfahrene Zustand der Räumlichkeiten der Gerichtsbehörde zu vielfachen Unzuträglichkeiten Veranlassung gibt. Bereits im Vorjahre wurden die Ausschachtungs- und Fundamentierungsarbeiten für den südlichen Teil fertiggestellt und Anfang April wird mit dem Weiterbau begonnen werden. Für die Ausführung des Mauerwerks ist eine Frist bis Anfang nächsten Jahres vorgesehen und das Gebäude muss bis dahin unter Dach gebracht sein. Mit der Ausführung wurde der hiesige Maurermeister Peter Streifler, der Erbauer der Taubstummenschule, betraut.

Peter Streifler muss im Jahr 1891 eine eigene Ringofen- und Feldbrandziegelei erworben haben, denn er wird jetzt als Bauunternehmer und Ziegeleibesitzer geführt. In vielen nachfolgenden Zeitungsanzeigen werden fast monatlich Ziegelsteine in großen Mengen und zu billigsten Preisen angeboten. 

Am 10. Dezember 1892 beschließt der Kirchenvorstand von St. Maria im Capitol, das große Eckgrundstück, welches fast die ganze Seite der Casinostraße und des Casinoplatzes begrenzt, zu bebauen. Es wird ein neues Pfarrhaus nebst Kaplanei errichtet, welches von dem Architekten Herrn Röder geplant und von dem Maurermeister und Bauunternehmen Peter Streifler ausgeführt wird.

Die Schlagzeile am 27. November 1893 – Verhaftung eines Maurermeisters in Köln

Die Staatsanschaft hat hierselbst gegen den bekannten Maurermeister Peter Streifler, der auch die Maurerarbeiten am Justizgebäude ausführte, eine Untersuchung wegen Betrug und Unterschlagung eingeleitet. Heute wurde auch sein Buchhalter verhaftet.

Die Sache macht hier viel von sich reden, denn Streifler soll eine größere Zahl der von ihm auf verschiedenen Bauplätzen beschäftigten Arbeiter nicht zur Kranken- und Unfall-Versicherungskasse angemeldet und so beide Kassen um ganz erhebliche Beträge betrogen haben. Gleichzeitig sollen die über den Beitritt von Arbeitern zu genannten Kassen gesetzlich zu führenden Bücher gefälscht worden sein.

Es ist in Köln schon immer so gewesen und ist auch heute noch so. Die „Kleinen werden gehängt und die Großen lässt man laufen“.

Die beiden Beschuldigten wurden des gemeinschaftlich verübten Betruges für schuldig gesprochen; es lagen aber so viele Milderungsgründe in der Sache, dass es das Gericht bei einer Geldbuße bewenden ließ. Bauunternehmer Streifler wurde zu 1500 Mark Geldbuße verurteilt, der Buchhalter Decker zu einer solchen von 500 Mark verurteilt. Da für je 10 Mark Geldstrafe ein Tag Haft angesetzt war, wurde die Strafe des Buchhalters Decker durch die erlittene Vorhaft für verbüßt erklärt.

Am 25. Oktober 1898 feierte der Maurermeister, Bauunternehmer und Ziegeleibesitzer Peter Streifler im Kreise seiner Angestellten und Arbeiter das silberne Jubiläum der Gründung seines Geschäftes. Als der Geschäfts-Jubilar sich seiner Zeit auf eigene Füße stellte, bestand noch im Baugewerbe der Befähigungs-Nachweis, welcher durch das Gesellen- und Meisterstück erbracht werden musste. Der Jubilar hatte damals viele Schwierigkeiten zu überwinden, bis das neue Unternehmen auf gesicherter Grundlage ruhte. Herr Streifler hat in dieser Zeit über 200 Bauten für Behörden und Private ausgeführt, darunter viele Prachtbauten in der Alt- und Neustadt, namentlich aber das Justizgebäude, die riesigen Baulichkeiten am neuen Zollhafen, die größten Gebäude in Köln, für deren sorgsame Ausführung dem Gewerkmeister von der Stadt die silberne Ehrenmedaille verliehen wurde.

Am 4. Dezember 1905 verstirbt Frau Peter Streifler, Franziska geb. Schall im Alter von 63 Jahren. Die Liste der Hinterbliebenen entspricht etwa den vielen Einträgen auf den Grabsteinen. Peter Streifler folgt ihr am 6. Oktober 1907, ebenfalls im Alter von 63 Jahren. Es folgen noch einige Jahrgedächtnisse, danach verlieren sich die Spuren der Familie Peter und Franziska Streifler.

 

Eigene Recherche © Wolfgang Kranz

 

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