Karl Deutsch (1881 – 1957)

Karosseriebau-Unternehmen in Köln

Karl Deutsch (1881 – 1957)

Werner Deutsch (1914 – 1986)

Karl Deutsch (1909 – 1987)

 

Vom Stellmacher oder Wagner zum Karosseriebauer

In den ersten Jahrzehnten des Automobilbaus war es keineswegs üblich, dass Fahrzeughersteller vollständige Automobile fertigten. Bis in die 1920/30er-Jahre wurden vielfach Kraftfahrzeuge im Auftrag der Hersteller oder der Kunden gesondert „karossiert“. Dies bedeutete, dass der äußere Aufbau eines Automobils um das Grundgerüst eines Fahrgestells (auch Chassis oder Rahmen genannt) mit Motor und Antrieb als nicht selbsttragende und zumeist offene Karosserie als Kleinserie oder als Einzelstück in Handarbeit gefertigt wurde.

Viele Karosseriebau-Unternehmen dieser Zeit gründeten auf Stellmachereien (auch Wagnereien), also Werkstätten, die zuvor Räder, Wagen oder ganze landwirtschaftliche Geräte zumeist aus Holz hergestellt hatten und die teils auch als Waggonbauer für die sich gleichzeitig entwickelnden Eisen- und Straßenbahnen tätig waren (vgl. alltagskulturen.lvr.de).

Im Laufe der Zeit setzten sich im Automobilbau geschlossene und selbsttragende Karosserien aus Stahlblech durch, bei denen das Fahrgestell und der Aufbau eine Einheit bildeten. Zusammen mit der sich gleichzeitig durchsetzenden kostengünstigen Fließbandfertigung von Fahrzeugen bedeutete dies das Ende der Blütezeit der Karosseriebauer, von denen in den 1920/30er-Jahren viele in Konkurs gingen.

Nur wenige Karosseriebauunternehmen haben sich in der Folgezeit gehalten. Diese fertigten meist als spezialisierte Manufakturen Komplettumbauten in kleiner Stückzahl, darunter z.B. für Krankenwagen oder Bestattungsfahrzeuge, als behindertengerechte Umbauten, als gepanzerte Sonderschutz- und Militärfahrzeuge oder als Cabriolet-Einzelanfertigungen.

Stellmacherei J. W. Utermöhle GmbH

Das Vorgängerunternehmen der Karosserieschmiede Deutsch wurde 1900 zur Produktion von Kutschen, Karosserien und Anhängern gegründet. Es hatte Standorte in Mülheim sowie an der Heliosstraße in Ehrenfeld, ferner nennen Werbeanzeigen noch eine Utermöhle-Adresse am näher zum Kölner Zentrum gelegenen Friesenplatz (vgl. Abb. bei Meyer 2021, S. 36).

Im Jahr 1903 begann man mit der Produktion eines eigenen Automobils mit einem von dem französischen Hersteller Peugeot stammenden 16 PS-Vierzylindermotor. Die Produktion des unter dem Markennamen Utermöhle verkauften Wagens endete jedoch bereits 1905.

Die renommierte Wagenfabrik, die 1908 sogar eine Filiale an der Großen Frankfurter Straße 137 in Berlin unterhielt, produzierte unter anderem Karosserien für das 1899 in Ehrenfeld von August Horch (1868-1951) gegründete Unternehmen Horch & Cie (eine in Köln nur bis 1901/02 ansässige Vorgängerfirma der heutigen Audi AG) und für die Gasmotoren-Fabrik Deutz AG (vgl. Mikloweit 2002, S. 45 ff. und de.wikipedia.org).

Der Betrieb wurde 1913 von Karl Deutsch übernommen, der hier bereits seit um 1900 tätig war.

Westdeutsches Karosseriewerk und Karl Deutsch Karosseriebau GmbH

Bereits mit der Übernahme 1913 wurde die J. W. Utermöhle GmbH vom nunmehrigen Geschäftsführer Karl Deutsch (1881-1957) in Westdeutsches Karosseriewerk umbenannt. Seine Visitenkarte weist ihn als „vorm. langjähriger Fabrikleiter der Firma J. W. Utermöhle G.M.B.H.“ aus (Abb. bei Meyer 2021, S. 36). Die Fabrik hatte ihren Sitz seinerzeit in der Deutzer Straße Nr. 98 in Köln-Mülheim.

Im Jahr 1916 änderte Karl Deutsch den Namen der Firma nochmals in Karl Deutsch Karosseriebau GmbH. Produziert wurde seitdem auf dem in Köln-Braunsfeld bezogenen Firmengelände an der Ecke Stolberger Straße / Maarweg. Während des Ersten Weltkriegs wurden vornehmlich Anhänger, Küchen- und Krankenwagen für das Militär hergestellt.

Das Deutsch-Werk galt als „zumindest mittelgroßer Player im aufblühenden Automobilsektor des 20. Jahrhunderts. Besonders zwischen den beiden Weltkriegen florierte das Geschäft.“ (Christ 2017)

Nach dem Krieg spezialisierte sich Deutsch zunehmend auf den Bau von Auto-Karosserien in Einzelanfertigung, u.a. für damalige Hersteller wie Benz, Excelsior, Fafnir, Hansa, Horch, Lincoln, Mercedes, Minerva, Möhlkamp, NAG, Opel, Packard, Simson, Steyr und Wanderer. Bei einem 1924 in Bad Neuenahr ausgetragenen Auto-Schönheitswettbewerb wurde die offene „Allwetter-Karosserie“ von Deutsch „als die Schönste und Vollendetste bezeichnet“ (Meyer 2021, S. 39).

Das 1927 neu eröffnete Citroën-Werk in Poll brachte dann den Durchbruch für Deutsch mit vollen Auftragsbüchern für Taxis, Transporter, Pritschenwagen und offenen Cabriolets in den modischen Landaulet- oder Phaeton-Bauweisen auf Basis der Citroën-Modelle B14, C4, C6 und Rosalie: „Jeden Tag rumpelten Fahrer auf nackten Fahrgestellen die zehn Kilometer von Poll nach Braunsfeld zu Deutsch und nahmen auf dem Rückweg fertig karossierte Autos mit“ (Zitat ebd., vgl. ebenso Christ 2017). Alleine für die beiden Hersteller Citroën und Horch wird eine Zahl von etwa 1.000 Deutsch-Umbauten vor dem Zweiten Weltkrieg angenommen (www.deutsch-cabrio.de).

Durch Aufträge der neuen Ford-Werke in Köln (ab 1931) über Cabrio- bzw. Kastenwagen-Umbauten der Großserienmodelle B „Rheinland“ und Y „Köln“, aber auch des großen Luxusmodells Ford V8 mit mindestens neun Deutsch-Umbauten, konnte das Unternehmen erneut expandieren. Da Ford mit den eigenen Kapazitäten die Nachfrage nach dem 1935 erschienenen Erfolgsmodel „Eifel“ nicht befriedigen konnte, entstanden rund 10.000 der bis 1940 insgesamt 61.495 gebauten Ford „Eifel“ bei Karl Deutsch in Braunsfeld (Christ 2017).

 

Die komplette Geschichte gibt es hier

Quelle Text: „Karl Deutsch Karosseriebau GmbH in Braunsfeld”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343012 (Abgerufen: 1. Februar 2022)

 

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