Krätzchensänger und Baas der Muuzemändelcher
Jupp Kürsch trat mit seinem Bruder Stefan als “Krätzchensänger” auf. Ein Krätzche (Kölsch, auch Krätzge oder Krätzje, Krätzchen) bezeichnet im Kölner Raum mundartlich Lieder, die lustige Begebenheiten oder Streiche erzählen.
Später war er der Baas und Ehren-Baas (Vorsitzender) der Muuzemändelcher, deren Mitglieder sich darauf verpflichtet haben, das künstlerische Niveau im Karneval zu wahren. Er war Träger des Ehrenringes der Muuzemändelcher, der ihm am 11. 08. 1978 verliehen wurde. Als Moderator und Sitzungspräsident gestaltete er zahlreiche karnevalistische Veranstaltungen, oft für Senioren und Behinderte. Jupp Kürsch war aber auch Förderer junger Karnevalisten wie z.B. Willibert Pauels („Ne Bergische Jung“) und pflegte viele Freundschaften. So gehörten Theo Burauen, der vom 9. November 1956 bis 17. Dezember 1973 Oberbürgermeister der Stadt Köln war und Karl Berbuer zu seinem engsten Freundeskreis.
Bereits bei der Akklamation des Vorstandes der Muuze am 12. Mai 1949, tauchen die Gebrüder Kürsch als Mitglieder auf. Zum Baas und 1. Vorsitzenden wurde Hans Jonen, als Stellvertreter Karl Berbuer gewählt. Es gibt aber auch viele weitere bedeutende Namen des Kölner Karnevals, darunter Karl Schmitz-Grön, Christian Reuter, Jupp Schlösser, Jupp Schmitz, Hans Süper, Karl Küpper, alles was im Karneval “Rang und Namen” hatte.
Bereits im Jahr 1959 tauchte Jupp Kürsch als neuer 1. Schriftführer auf und Willy Stugg wurde für den verstorbenen Hans Jonen, mit 90 % der Stimmen zum neuen Vorstand gewählt. Stefan Kürsch beteiligte sich über viele Jahre als Archivar im Vorstand der Muuzemändelcher.
Da Willi Stugg wie im Herbst 1968 angekündigt sein Amt niederlegte, musste in der Jahreshauptversammlung am 25.03.1969 ein neuer 1. Vorsitzender gewählt werden. Jupp Kürsch wurde einstimmig mit einer Enthaltung (das war er selber) zum neuen Baas gewählt.
Bereits im Frühjahr 1969 war mit der Vorbereitung für das 20. Stiftungsfest begonnen worden. Man war in der Öffentlichkeit besonders neugierig: Hatten die Muuzen doch einen neuen Baas. Die Veranstaltung wurde ein einmaliger Erfolg.
Mitwirkende waren: Rita Bartos (war eine österreichische Opern- und Operettensängerin), Willy Millowitsch, Heinz Schachtner (war ein deutscher Trompeter, Komponist und Autor), Jonny Teupen ( war ein deutscher Harfenist und Komponist des Modern Jazz) und Claudia Doren (war eine deutsche Fernsehansagerin). Den 2. Teil gestalteten die Muuzen mit einer “Prinzenproklamation vor 1900 Jahren”, so etwas hatte Köln noch nicht erlebt. Die Rheinmelodiker als Römer und Germanen, die Eilemänner als Römisches Dreigestirn, Jupp Kürsch als Fernandus Leistenbruch usw.
Das war schon einmalig!
Das Jahrbuch der Muuzen, aus dem hier einige kleine Ausschnitte entnommen sind, geht leider nur bis zum Jahr 1978, bis zu diesem Abschluss war Jupp Kürsch Baas und 1. Vorsitzender.
Neben vielen Karnevalsorden erhielt Jupp Kürsch auch den Rheinlandorden “Das goldene Herz”. Der Sinn dieser Auszeichnung ist es, nicht nur die Verdienste im Karneval zu würdigen, sondern das besondere soziale Engagement, eben das „Goldene Herz“ des Empfängers herauszustellen.
1987 erschien als Sonderpressung eine LP „Kölsche Evergreens 14“ – „Die Welt Ess Wie En Äugelskeß“ zur Erinnerung an seinen Freund Karl Berbuer hat Jupp Kürsch „Das alte Wörterbuch“ (Text von Karl Berbuer) gesungen.
Der verdiente Ritterschlag für Jupp Kürsch erfolgte am 30. Juli 1988, die Verleihung der goldenen Ostermann Medaille. Die Ostermann Medaille ist die größte Ehrung in Kölscher Kultur und Mundart. Zu Ehren von Willi Ostermann wurde 1967 die Medaille als höchste Auszeichnung des Kölner Liedguts gestiftet. Sie wurde seitdem in unregelmäßigen Abständen für besondere Verdienste um die Kölsche Kultur vergeben – zuletzt 2007. Nach 15 Jahren Pause hat ein Kuratorium die alte Tradition wieder aufleben lassen, 2022 erhielt sie JP (Jörg Paul) Weber. Weitere Träger dieses besonderen Ordens sind u.a. Karl Berbuer, Jupp Schmitz, Willy Schneider, Marie-Louise Nikuta, die Bläck Fööss und die Willi Ostermann Gesellschaft.
Am 13. Feb. 1995 wurde Jupp Kürsch das „Verdienstkreuz am Bande“ von dem amtierenden Bundespräsidenten Roman Herzog verliehen. Der Verdienstorden, umgangssprachlich auch als Bundesverdienstkreuz bezeichnet, ist die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Er wird für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen.
Schaut Euch unbedingt mal den Rückblick auf den Kölner Rosenmontagszug von 1949 an. Jupp Kürsch und Franz Unrein als “Schütze Bumm” moderieren einen sehr emotionalen Rückblick auf das zerstörte Köln.
https://www.facebook.com/watch/?v=1385844898423730
Eigene Recherche © Wolfgang Kranz
Mit freundlicher Unterstützung von Monika Schweden (Tochter von Jupp Kürsch)
und dem Jahrbuch der Muuzemändelcher e.V 1949 abgerufen am 19.01.2024
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