Jacob Koerfer (1875 – 1930)

Architekt und Erbauer des Hansa-Hochhaus

In 135 Tagen das Hansa-Hochhaus gebaut, heute bracht man 14 Jahre für einen Flughafen.

 

Jacob Koerfer (* 14. September 1875 in Aachen; † 26. November 1930 in Köln; vollständiger Name: Jacob Servae Hubert Koerfer) war ein deutscher Architekt.

Leben und Wirken

Koerfer wuchs mit seinen Brüdern Nikolaus Koerfer und Franz Hubert Koerfer sowie seinen Schwestern Josefine und Anna Gertrud Koerfer in Aachen auf. Sein Vater Michael Koerfer verstarb 1895. Nach dem Besuch der Volksschule begann er eine Ausbildung im Atelier des Architekten Hermann Joseph Hürth. 1901 heiratete er in Aachen Hubertine (Berta) Kochs und ging kurz danach nach Köln, wo er eine Stelle als Architekt beim Hochbauamt der Stadt Köln annahm.

Mit 26 Jahren hatte er die erste Gelegenheit, einen größeren Bau eigenständig zu planen und durchzuführen. Nach der Fertigstellung der Feuerwache bekam er den Auftrag für das Kaiserin-Augusta-Lyzeum, eine höhere Mädchenschule. Während des Baus eröffnete Koerfer 1906 sein eigenes Atelier und gab seine Stelle beim Hochbauamt auf, um danach ausschließlich als freischaffender Architekt zu arbeiten. Ab 1907 widmete sich Koerfer dem Wohnungsbau. Er errichtete mehrere Häuser mit Wohnungen für den gehobenen Mittelstand im Stadtteil Klettenberg. Gleichzeitig war er auch sein eigener Bauherr. Seine Mietshäuser machten ihn finanziell unabhängig, sodass er seine architektonischen Fähigkeiten und Vorstellungen frei umsetzen konnte. 1910 gründete er mit dem Baumeister Leopold Schweitzer die Firma „Schweitzer & Koerfer“. Sie erbauten vorwiegend Luxuswohnungen und Villen, bis die Firma 1918 aufgelöst wurde.

Das Hansahochhaus in der Kölner Neustadt-Nord ist eines der ersten Hochhäuser Deutschlands und steht unter Denkmalschutz. Als erstes Hochhaus in Köln wurde 1924–1925 das Bürogebäude im Stil des Expressionismus nach Plänen des Kölner Architekten Jacob Koerfer errichtet. Seine Bauzeit lag mit nur 135 Arbeitstagen noch unter der vergleichbarer amerikanischer Hochhäuser. Bedingt durch Bauunterbrechungen verteilten sie sich über 15 Monate. Der Massivbau mit 17 Geschossen war mit einer Höhe von 65 Metern zum Zeitpunkt der Fertigstellung für kurze Zeit das höchste Haus Europas.

Entstehungsgeschichte und Lage

Für das Grundstück am Hansaring 97 vereinbarte Koerfer mit der Stadt Köln ein Tauschgeschäft. Er überließ der Stadt einige ihm gehörende Grundstücke, deren Wert mit dem Preis für das Baugrundstück aufgerechnet wurde. Am 11. Januar 1924 unterbreitete Koerfer seine Baupläne für das Hochhaus dem Stadterweiterungsamt. Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer drückte in einem Brief an Jacob Koerfer sein „besonderes Interesse“ an diesem Bau aus und äußerte die Hoffnung, „dass Ihr Wagemut Erfolg haben wird“. Baulich war eine Verkleidung mit einem Mauerwerk aus Klinkern geplant, welches die tragende Struktur aus Stahlbeton vollständig verdeckt. Der „Hansahof“ genannte Baukomplex besitzt eine gesamte überbaute Fläche von 4.200 m², wovon 2.440 m² auf den Hauptbau, 360 m² auf den Turm und 1.400 m² auf den unmittelbar daneben stehenden Saalbau entfallen. Am 25. Oktober 1924 war der Rohbau bereits vollendet. Die Kölner Maschinenfabrik L. Hopmann lieferte einen Paternosteraufzug, der mit 26 Kabinen für je zwei Personen einmal der höchste der Welt war. Dieser Rekord wurde erst 1965 beim Bau des Axel-Springer-Hochhauses in Berlin mit 36 Kabinen überboten. Trotz einiger Finanzierungsprobleme und Bauarbeiterstreiks wurde der expressionistische Bau nach nur 15 Monaten Bauzeit im Juni 1925 fertiggestellt.

Der Name des Gebäudes bezieht sich auf seine Straßenadresse Hansaring 97, dessen Bezeichnung wiederum an Kölns Mitgliedschaft in der Hanse erinnert. Der Gebäudekomplex des Hansahochhauses, zu dem auch ein angeschlossenes sechsgeschossiges Büro- und Geschäftshaus gehört, befindet sich am Innenstadtring zwischen der Ritterstraße und dem S-Bahnhof Hansaring.

1930 verstarb Jakob Koerfer im Alter von 55 Jahren und wurde auf dem Kölner Melaten-Friedhof beigesetzt. Sein früher Tod soll auf eine verschleppte Gallenblasenentzündung mit Sepsis im Bauchraum zurückzuführen sein, die er sich aus Erregung über verhängnisvolle Falschmeldungen der Kölnischen Zeitung über seine Insolvenz zugezogen haben soll. Seine Witwe klagte gegen die Zeitung auf Zahlung von Schadensersatz bis hin zum Urteil des Reichsgerichts vom 20. Juni 1936.

Auszeichnungen (Auswahl)

Jakob Koerfer erhielt am 18. Januar 1926 von der Technischen Hochschule Braunschweig die Ehrendoktorwürde der Ingenieurwissenschaften verliehen und wurde kurz vor seinem Tod (1929) Honorarprofessor ohne seine Lehrtätigkeit aufnehmen zu können.

 

Quellen Text: Seite „Jacob Koerfer“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Juni 2023, 18:53 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jacob_Koerfer&oldid=234494389 (Abgerufen: 6. August 2023, 16:12 UTC)

Seite „Hansahochhaus“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. März 2023, 21:57 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hansahochhaus&oldid=231493863 (Abgerufen: 6. August 2023, 16:13 UTC)

 

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