Kaufmann und Karnevalist
Heribert “Heri” Blum (* 29. Dezember 1939; † 18. Juli 1997) war ein Karnevalist.
Blum trat im Karneval als Büttenredner mit der Figur Ne ärme Deuvel über 30 Jahre lang auf rund 3000 Sitzungen auf. Begonnen hatte er als Redner auf einer Pfarrsitzung von St. Bonifatius. In Anspielung auf seine hagere Gestalt erzählte er z.B.: “Wenn Sie nicht wissen, woröm ich esu schmal bin – Applaus ist das Brot des Künstlers”.
Blum starb 1997 im Alter von 57 Jahren und wurde auf dem Melaten-Friedhof beigesetzt. In der Trauerfeier sagte Gerhard Herkenrath (1937-2017), Pfarrer von St. Alban,: “Der Heri, dat wor ene Jode”. Dieser Ausspruch wurde auf dem Grabstein übernommen.
Hier mal ein kleiner Ausschnitt von Heribert Müller, aus dem Buch
Von I-Dötzchen und Kraden, Kirche und Karneval, Kommunisten und Grünen.
Oder: Nippes hat viel(e) Geschichte(n)
Einer der Höhepunkte des Jahres war gekommen, wenn sich der Karnevalszug der Kinder von St. Bonifatius aus in Bewegung setzte; an seiner Spitze ein fastelovendsjecker Kaplan namens Kirsch, der auch für und mit uns eigene Sitzungen in der Unterkirche veranstaltete. Da zeigte sich alsbald ein junges Talent in der Bütt; ja und ich durfte zu seinem Aufstieg als „Ärmer Deuvel“ beitragen: Das erste der Ringelpullöverchen, die mit zu seinem Markenzeichen werden sollten, war von mir; manche seiner Witze waren’s übrigens auch bzw. sie stammten aus zwei Büchern, die ich damals besaß (und heute noch besitze): »Die Witz-Apotheke« und »Hidigeigei’s Lach-Lexikon«. Nur meist waren sie bei weitem nicht so gut wie des Heribert Blums Verzällcher aus der eigenen Familie.
Dass sie sich teilweise im wahren Leben zu bezeugen – so wahr er mich von Zeit zu Zeit als Helfer für eine verantwortungsvoll-sadistische Aufgabe rekrutierte, nämlich seiner älteren Schwester und deren Freundinnen mit Nadeln ins Hinterteil zu pieksen. (Abfolge: Vorfreude – Kreischen – Flucht – eine Scheibe geht zu Bruch – Prügel. Und im Hintergrund der älteste Bruder, ganz intellektuelle Distanz. Der trug ja auch eine Baskenmütze, las Böll und sollte später seinen eigenen Demokratie-reaktionstext entwickeln, wenn er, als Schaffner bei der KVB für’s Studium jobbend, statt »Ebertplatz« den »Adolf Hitler-Platz« ausrief.)
Aber auch die Eltern Blum und Müller gingen wie sehr viele Nippeser damals auf die abendlichen Karnevalssitzungen in die Unterkirche; manchmal wurde dort sogar getanzt Und wieder war unser Kaplan dabei, aber nicht lange. Zitierung ins Generalvikariat (das Folgende nach späterer Erzählung meiner Eltern): »Aber ich habe doch nur mit Mauerblümchen getanzt«. (Sein Pech, dass er eines dabei übersehen hatte, und von ihm soll er angeschwärzt worden sein). »Sie haben nicht mit Mauerblümchen zu tanzen, sondern Seelen zu retten*. Folge: Strafversetzung in eine Arbeiterpfarrei (!) im Rechts- rheinischen. Fringszeiten, (nur) goldene Zeiten? Der eine oder andere mag sich fragen: War das nicht der … ? Ja, genau er war’s: jener spätere Pastor Kirsch von St. Maria Lyskirchen. Und wer sich dort zur Weihnachtszeit seine, die kölsche Krippe anschaut, entdeckt neben Rhingroller und leichtem Mädchen auch die Figur eines Pfarrers: Gottfried Kirsch; wie der frühverstorbene Heribert Blum eine Erinnerung an das katholische Köln der Nachkriegszeit, das die Lebenswelt vieler Nippeser damals ebenso bestimmte wie es die Fabriken zwischen Xantener und Simon-Meister-Straße taten.
Quelle Text: https://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/opus4/frontdoor/deliver/index/docId/41/file/i_doetzchen.pdf
Abgerufen am 12.11.2024 und
http://www.koelnwiki.de/wiki/Heri_Blum
Abgerufen am 18.06.2022