Franz Daniel Hölterhoff (1798 – 1842)

Wildhäuteimporteur, Wirtschaftspolitiker

Wildhäuteimporteur, Wirtschaftspolitiker, geb. 10.5.1798 in Lennep – 30.5.1842 Köln.

Leben

Zusammen mit dem Bruder Matthias, der die vom Vater aus dem Bergischen nach Köln verlegte Häutehandlung Matthias Strohn seit 1824 repräsentierte, stand Hölterhoff 1835 dort als Importeur von Häuten an 3. Stelle. Geschäftsreisen führten ihn mehrfach nach Argentinien, England und wohl regelmäßig zum Einkauf der südamerikanischen Wildhäute für Sohlleder nach Antwerpen. Um 1826 hatte er England als das Land entdeckt, „wo die freie Konkurrenz des Handels im Interesse der verbrauchenden Bürger triumphiert“.

In London suchte er in diesen Jahren eine frühere Niederlassung der Familie neu zu beleben. In den Handelsverträgen Englands mit den südamerikanischen Freistaaten erkannte er eine lukrative Geschäftsmöglichkeit; so beteiligte er sich 1834 an der Londoner Firma Becket & Company, in deren Auftrag er wohl 1836 nach Argentinien reiste. 1829 wurde Hölterhoff als erster Vertreter der Wildhäuteimporteure Mitglied der Handelskammer Köln. Er schied bereits 1833 aus dem Kammerkollegium aus, um sich den Pflichten als 1. Beigeordneter des Oberbürgermeisteramtes (15.4.1833 – 19.3.1834) widmen zu können.

Als Mitglied der 3. Tagung des Rheinischen Provinziallandtages (1830) und Vertreter der Handelskammer in der städtischen Schulkommission (1831) suchte Hölterhoff einen größeren Wirkungsbereich. In strenger Unparteilichkeit wirkte er als Präsident des Handelsgerichts. – Im Auftrag der Kammer leitete Hölterhoff 1829 in London, Goole und Hull die kaufmännischen Verhandlungen für eine direkte Rheinseefahrt. Obgleich die Kölner durch die Vermittlung des Londoner Bankhauses C. Aders ein Schiff zur Probefahrt chartern konnten, misslang das Projekt, das auch nach der Rheinschiffahrtsakte (1831) erst 1885 verwirklicht werden konnte. Der nach der Rückkehr abgefasste Bericht zeigt ihn als einen glänzenden Beobachter der englischen Geschäftswelt.

Mit dem Blick auf das englische Beispiel befürwortete Hölterhoff als Referent der Kammer 1829 die „Bildung einer anonymen Aktiengesellschaft zum Betrieb einer Zettelbank“ und forderte für Köln zugleich eine Giro- und Depositenbank. Aber weder die Kammer, die ein neues Gutachten von D. Hansemann anforderte, noch die Regierung folgten den kühnen Plänen.

Während der Kammertätigkeit bemühte sich Hölterhoff um die Beschleunigung der Postverbindungen, die Tarifordnung der Lippeschiffahrt; er unterstützte die Aufhebung des Moselzolles und forderte eine Handelsverbindung durch Dampfschiffe zwischen den östlichen und westlichen Provinzen Preußens. Im gleichen Jahr setzte er sich für die Einrichtung eines „Entrepôt fictif“ in Köln ein, um den Häutehandel von Antwerpen nach Köln zu erleichtern.

Ende des Jahres lehnte er mit H. Kamp gegen den Bonner Spinner F. Weerth eine Vorstellung der Baumwollspinnereien um Erhöhung der Eingangsabgaben auf Twiste ab. Im Mai 1833 wandte er sich im Komitee für die Eisenbahn von Köln nach Antwerpen gegen den Plan Hansemanns, die Eisenbahn über Aachen zu führen; doch schied Hölterhoff schon bald aus dem Komitee aus. In der 2. Hälfte der 30er Jahre vermittelte er für die Stadt Köln umfangreiche Grundstücksgeschäfte. Noch 1842 bemühte er sich mit L. Camphausen, dem englischen Ingenieur Madden eine Konzession für die allgemeine Kanalisation Kölns zu verschaffen.

Hölterhoff`s früher Tod brach eine Entwicklung ab, die später in mancher Hinsicht von G. Mevissen aufgenommen und vollendet wurde. Hölterhoff blieb stets im Schatten der Kölner Kammerpräsidenten P. H. Merkens und L. Camphausen. Dennoch öffnete er in der kurzen Zeit der Kammertätigkeit der Kölner Wirtschaft erneut die Verbindung zur Weltwirtschaft.

 

Quelle Text: Schumacher, Martin, “Hölterhoff, Franz Daniel” in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 334-335 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137706049.html#ndbcontent

 

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