Dr. Alfred Biolek (1934 – 2021)

Jurist, Fernsehmoderator und Produzent, Talkmaster, Entertainer und Kochbuchautor

Alfred Franz Maria Biolek (oft kurz Bio genannt; * 10. Juli 1934 in Freistadt, Tschechoslowakei; † 23. Juli 2021 in Köln) war ein deutscher Jurist, Fernsehmoderator und -produzent, Talkmaster, Entertainer und Kochbuchautor. Er gilt als Vorreiter der Talkshow und wurde ab Ende der 1970er-Jahre mit Fernsehsendungen wie Bio’s Bahnhof, Boulevard Bio und alfredissimo! bekannt.

Kindheit und Jugend

Alfred Biolek wurde 1934 als Sohn des promovierten Rechtsanwalts Joseph Biolek und dessen Frau Hedwig Lerch, einer Klosterschülerin und Laienschauspielerin, in Freistadt in der damaligen Tschechoslowakei geboren. Er verbrachte dort eigenen Angaben zufolge eine glückliche und behütete Kindheit, wuchs zusammen mit zwei älteren Brüdern in einer wohlhabenden bürgerlichen Familie auf, wurde römisch-katholisch erzogen und war Messdiener.

Sein Vater war Mitglied der Sudetendeutschen Partei (SdP) und zweiter Bürgermeister von Freistadt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie nach Einnahme der Stadt durch die Rote Armee enteignet, interniert und schließlich vertrieben. Joseph Biolek und sein ältester Sohn wurden in der Tschechoslowakei vorübergehend gefangen genommen; der Vater wurde angeklagt, doch endete das Gerichtsverfahren mit einem Freispruch. 1946 kam die Familie nach Waiblingen bei Stuttgart. Bioleks Vater arbeitete weiterhin als Rechtsanwalt, Bioleks ältester Bruder starb 1952 an einem Hirntumor, sein zweiter Bruder wurde Rundfunkjournalist.

Privates

Biolek, der größtenteils in Köln lebte, unterschied bei sich wie bei seinen Gästen zwischen „offen oder öffentlich“ und „privat oder persönlich“. In der Familie wurde über Privates nicht gesprochen. Mitte der 1960er Jahre verliebte sich Biolek zum ersten Mal in einen Mann und war sich seitdem sicher, schwul zu sein.

1969 kündigte er seine Stellung beim ZDF und zog 1970 nach München. Das persönliche Coming-out, das Biolek in der Münchener Bohème erlebte, bezeichnete er später als schwierig, aber befreiend. Eine entscheidende Rolle spielte dabei die Aufhebung des § 175 StGB im Jahr 1969. Biolek, der stets auf Diskretion achtete, erzählte später, er habe sein Privatleben nicht versteckt, einschlägige Lokale besucht und sich „öffentlich mit jungen, gutaussehenden Männern“ gezeigt. Gleichwohl habe er seine Homosexualität zu keinem Zeitpunkt thematisiert, da dies damals gesellschaftlich noch nicht ohne weiteres möglich gewesen sei.

Im Dezember 1991 wurde Biolek in der RTL-plus-Talkshow Explosiv – der heiße Stuhl vom Filmemacher Rosa von Praunheim mit den Worten geoutet: „Warum sagt Biolek nicht, dass er schwul ist?“ Diese Situation beschrieb Biolek später als unangenehm, aber letztlich auch als heilsam: „Ich habe einen Schlag bekommen, der sehr weh getan hat, aber irgendwo hat dieser Schlag eine Verspanntheit gelöst, die danach weg war.“ Er sei damals vor allem wegen der Form verärgert gewesen, in der Praunheim ihn unerwartet bloßstellte, doch habe er Praunheim später verziehen. Zudem habe er sich über die unmittelbar positiven Auswirkungen gefreut, wenn ihm etwa Menschen erzählten, wie ihnen sein Outing geholfen habe, sich selber zu outen oder von den Eltern akzeptiert zu werden.

2010 stürzte Biolek auf einer Wendeltreppe in seinem Haus und lag mit schweren Schädelverletzungen eine Zeit lang im Koma. Er wurde dabei von einem langjährigen Freund unterstützt, den er 2014 adoptierte. Rund 30 Jahre zuvor hatte er bereits seinen Partner adoptiert, der im April 2021 starb.

Alfred Biolek starb am 23. Juli 2021 im Alter von 87 Jahren in seiner Kölner Wohnung. Er wurde auf dem Kölner Melatenfriedhof in der Grabstätte seines Freundes, des Photokina-Gründers Leo Fritz Gruber in einer Urne beigesetzt.

 

 

Quelle Text teilweise: Seite „Alfred Biolek“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. Juni 2023, 15:07 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Alfred_Biolek&oldid=234923282 (Abgerufen: 4. Juli 2023, 17:53 UTC)

 

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