August Rienermann (1879 – 1964)

Konditormeister und Betreiber des Café Reichard (Reichard Terrassen)

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Hohe Straße immer mehr als elegante Kölner Einkaufsmeile, in der man flanieren und schöne Dinge kaufen konnte. Dort trank man ein Kännchen Mocca mit einem Likörchen, verzehrte Kaffee und Kuchen, natürlich auch, um  gesehen zu werden. Caféhäuser gab es in Köln bereits seit der Zeit, als Napoleon Bonaparte 1794 in die Domstadt einmarschierte. Hier gründete Georg Reichard am 12. August 1854 unter der Adresse Hohe Straße 154 sein Café Reichard.

In der Historie des Café Reichard wird ein anderes Gründungsdatum, der 9. November 1855, also mehr als ein Jahr später angegeben. Entsprechend der Zeitungsanzeige in der Kölnischen Zeitung vom 13.08.1854 scheint diese Angabe aber nicht richtig zu sein.

1905 zog das Café Reichard unter seinem damaligen Betreiber, Konditormeister Georg Rienermann, in das Haus „Unter Fettenhennen 11“ ein, an dem sich das luxuriöse Café auch heute noch befindet. Die Namensgebung „Unter Fettenhennen“ geht auf eine Brothalle zurück, die sich hier um das Jahr 1270 befand und von deren Resten sich die herumlaufenden Hühner “mästeten”. Im Jahr 1966 erwarb der WDR das Gebäude und ließ es nach den Plänen des Architekten Professor Friedrich Wilhelm Kraemer nahezu originalgetreu im neugotischen Stil wiederherstellen. Komplettiert wurde das Café durch den Anbau des Glaspavillons im Jahr 1986 und gehört seitdem zu den schönsten Caféhäusern Europas.

Am 3. Dezember 1907 erscheint im Kölner Lokal Anzeiger eine große Anzeige, August Rienermann hat die von Georg Reichard am 12. August 1854 errichtete, Reichardsche Konditorei und Café übernommen. Passend zur Weihnachtszeit wurden feinste Frankfurter Brenten, Marzipan, Schokolade, Schaumkonfekt, Aachener Kräuter- und Prinzessprinten und natürlich auch feinste Weihnachtsstollen angeboten. Frankfurter Brenten sind eine traditionelle Teegebäckspezialität aus Frankfurt am Main, die bereits seit dem Mittelalter bekannt ist.

Am 24. August 1910 kündigen August Rienermann und Anna Jahn ihre Hochzeit an, bereits am 14. Juli 1911 kommt die Tochter Marie-Luise zur Welt.

In den folgenden Jahren erscheinen viele großformatige Anzeigen in verschiedenen Kölner Zeitungen, hier mal einige Überschriften.

  • Vornehmstes Familien-Café
  • Kölner Ananas-Dessert-Torten
  • Marzipantorten und Marzipangebäck
  • Glasierte Früchte in Luxuspackungen
  • Unsere besondere Spezialität „Baumkuchen“

Am 8. Mai 1931 wird die völlige Umgestaltung der Platzanlage neben dem Café Reichard angekündigt. Die Herstellung einer Kaffeeterrasse am Margarethenkloster hat eine vollständige Umgestaltung der alten Platzanlage zur Folge. Die Kaffeeterrasse wird in einer Größe von 25 x 16 Meter und einer Höhe von etwa 40 cm über dem Bürgersteig der Straße „Unter Fettenhennen“ angelegt. Die Terrasse bietet mindestens 350 Gästen eine bequeme Sitzgelegenheit mit einem wunderschönen Ausblick auf den Kölner Dom an. Durch die Umgestaltung des Margarethenklosters fällt die an der Süd- und Ostseite liegende Fahrbahn fort, an der benachbarten Grünanlage werden zusätzliche Bänke aufgestellt.

Bereits am 24.05.1931 erscheint eine große Anzeige in der Kölnischen Zeitung.

Das Café Reichard empfiehlt seine neueröffnete Erweiterungsanlage die „Reichard Terrassen“.

 

Am 5. August 1933 wurde die Tochter Marie-Luise Rienermann für die Spielzeit 1933/34 an das Stadttheater Gladbach Rheydt verpflichtet. Fräulein Rienermann wurde von dem Kölner Musikpädagogen Hans Ditt ausgebildet. Sie spielte und sang im Stadttheater Rheydt, in der Oper „Die Zauberflöte“ von W.A. Mozart eine der 3 Damen, in einer völligen Neueinstudierung.

Am 25. Januar 1940 erscheint noch eine Anzeige im Kölner Lokal Anzeiger.

Marie-Luise Rienermann, die aus Köln stammende Opernsängerin, die ihre Laufbahn in M-Gladbach begann und dann an verschiedenen Bühnen zuletzt in Bielefeld und Trier wirkte, hat unlängst am Stadttheater in Würzburg in Max von Schillings Oper „Mona Lisa“ als Gast die Rolle der Mona Ginevra gesungen. Die Künstlerin erzielte einen so großen Erfolg, dass sie für den Rest der Spielzeit und für die Saison 1940/41 als Sängerin verpflichtet wurde.

 

Todesanzeige vom 28. Mai 1940

Nach Gottes heiligem Willen verschied unerwartet am 23. Mai 1940 in Bad Kissingen unser einziges Kind Marie-Luise Rienermann im blühenden Alter von 28 Jahren.

Sie war unser Stolz und unser Glück. (August Rienermann u. Frau Anna)

 

Danach, vermutlich auch bedingt durch die Kriegsjahre verlieren sich die Spuren der Familie Rienermann, August Rienermann verstarb am 21. März 1964.

Eigene Recherche © Wolfgang Kranz und

Quelle Text teilweise: http://www.cafe-reichard.de/index.html

Abgerufen am 12.05.2024

 

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