Asta Brügelmann (1893 – 1969)

Quäkerin und sie war auch in verschiedenen Frauenfriedensorganisationen tätig

Asta Emilie Wilhelmine von Pustau war die Tochter von Carl Eduard Engelbrecht von Pustau (1860 – 1940), Kapitän zur See und seiner Frau Therese Henriette geb. Pauli (1867 – 1945). Am 3. April 1916 reiste sie im Alter von 22 Jahren von Bremen in die Schweiz aus, vermutlich ist sie in den Kriegsjahren in die „sichere Schweiz“ ausgewandert bzw. geflüchtet.

Über die Zeit in der Schweiz ist leider nichts bekannt, es gibt lediglich eine Anschrift, die Susenbergstraße 96 in Zürich. Im Juni 1917, also ein gutes Jahr später, kündigen Kapitän von Pustau a.D.  und seine Gemahlin die Verlobung ihrer ältesten Tochter Asta E. W. von Pustau mit dem Dr. jur. Otto Brügelmann, Oberleutnant der Reserve und Batterieführer im Kgl. Bayr. Feld Art. Reg. 20, Köln am Rhein, zurzeit im Felde an. Bereits am 18. August 1917 erscheint eine kleine Anzeige – Asta und Otto Brügelmann wurden im Hotel Adlon in Berlin „kriegsgetraut“. Eine Kriegstrauung ist eine Form der Eheschließung zwischen einer Frau, Kriegsbraut genannt, und einem Soldaten in Kriegszeiten in einem stark vereinfachten Verfahren, das ohne Aufwand innerhalb kürzester Zeit durchgeführt werden kann. So kann zum Beispiel auf das Aufgebot verzichtet werden oder eine Ferntrauung vollzogen werden. Nachtrauungen nach dem Tod des Soldaten sind zwar unwirksam, aber die Braut wird wie eine Witwe behandelt.

Das reichsweite Frauenwahlrecht wurde mit einer Verordnung des Rats der Volksbeauftragten vom 30. November 1918 gesetzlich eingeführt und konnte bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 erstmals ausgeübt werden. Zu diesem Zeitpunkt war Asta Brügelmann bereits im Werbeausschuss der Deutschen Demokratischen Partei aktiv und hat mit Werbeanzeigen wie dieser Frauen geworben.

Frauen von Köln! Das Wahlrecht ist Euch verliehen! In wenigen Wochen sollt ihr an die Wahlurne treten, sollt über Euer und Eures ganzes Volkes Geschick entscheiden. Seid ihr Euch Eurer hohen Verantwortung bewusst? Bisher standet Ihr wohl dem politischen Leben fern. Das darf nicht mehr sein. Sorget für Eure politische Aufklärung. Schließt euch uns an! Deutsche Demokratische Partei

Im Namen des Werbe-Ausschusses: Frau Asta Brügelmann; Frau Elke Falk; Berta Graef, Bankbeamtin; Frau Grete Krohn; Martha Plewe, Fürsorgerin; L. Rautenbach, Geschäftsführerin; Frau Stier-Somlo; Frau Else Strack; Elisabeth Toelpe, Oberlehrerin. Anmeldungen nimmt die Geschäftsstelle, Köln, Gereonshaus, Zimmer 177 (Tel. A 3845), entgegen.

Bei einer großen Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten der Vereine „Frauenheim, Frauenklub, Hauspflegeverein, Wäschezentrale für Säuglinge und Wöchnerinnen“ taucht Asta Brügelmann am 11. Mai 1924 zum ersten Mal im Arbeitsausschuss auf. Das erstaunliche, ca. 50 mitwirkende Frauen im Arbeitsausschuss werden unter dem Namen ihrer Männer, also z.B. Frau Geheimrat Auerbach, Frau Professor Frangenheim, Frau Generaldirektor Große usw. aufgeführt, nur ganz wenige Frauen erscheinen unter ihrem „eigenen“ Namen, Frau Asta Brügelmann, Claire DuMont, dies war vollkommen unüblich, Asta Brügelmann war ja verheiratet.

Ab etwa 1925 war die Quäkerin Asta Brügelmann in der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner*Innen e.V. in der Gruppe Köln tätig. Nach dem Ende der Weimarer Republik war sie auch in verschiedenen Frauenfriedensorganisationen tätig. Das Quäkertum ist eine religiöse Gemeinschaft mit christlichen Wurzeln im England der 1650er Jahre. Das religiöse Leben bewegt sich um verschiedene Pole. Eine Grundlage der Weltanschauung der Quäker ist der Glaube, dass das Licht Gottes in jedem Menschen wohnt. Die religiöse Wahrheit wird insofern in inneren Erfahrungen gesucht, womit auch die Bedeutung des menschlichen Gewissens und der Menschenwürde betont wird. Demzufolge hat jeder einzelne Mensch einen einzigartigen Wert, woraus sich die intensiven Bemühungen der Quäker verstehen lassen, Erniedrigung und Diskriminierung von Individuen und Gruppen zu verhindern.

Die WERAG gründete 1928 einen ‘Frauenfunk’ und machte die frühere Fürsorgerin Marie-Theres van den Wyenbergh zu seiner Leiterin. Nach ersten Versuchen mit dezentralen Rundfunksendern im gesamten Reichsgebiet und nach dem Abzug der englischen Besatzer im Rheinland gründete sich ein regionaler Betreiber für den Westen „Westdeutsche Funkstunde AG“ (WEFAG). Im Herbst 1926 wurde diese „Westdeutsche Funkstunde AG“ nach Köln verlegt, ein neues Funkhaus entstand in der Dagobertstraße. Zeitgleich erfolgte zum 1. Januar 1927 die Umbenennung in „Westdeutsche Rundfunk AG“ (WERAG). Der Frauenfunk war im Organisationsplan der Abteilung Vortragswesen angegliedert. Entsprechend gab es eine Jugend- und eine Kinderstunde, jedoch keine Männerstunde als Spartenprogramm. Marie Theres van den Wyenbergh stellte die neuen Frauenberufe vor – 1929 informierte sie z.B. über die weibliche Polizei. 1931 und 1932 sendete sie Sondervorträge zur Frage der Abrüstung, für die sich in Köln eine Kommission für praktische Friedensarbeit um Asta Brügelmann stark machte. Die Sendezeitzeit lag stets – angepasst an die Arbeitszeiten berufstätiger Frauen – nachmittags und samstags.

Asta Brügelmann war aber auch leidenschaftliche Golfspielerin und spielte vermutlich als einzige Frau im Kölner Golfclub in Rodenkirchen. Am 12. Mai 1929 war die amerikanische Mannschaft, bestehend aus 8 Herren zu Gast. Die Amerikaner waren den Kölnern überlegen, aber besonders erwähnt wird die einzige Dame, Asta Brügelmann, die den Amerikanern stärksten Widerstand leistete und nur knapp unterlag. In den Einzelspielen konnte Asta Brügelmann den Amerikaner Morrow sogar 3 zu 1 schlagen. Später erscheinen Asta, ihr Mann Otto und der Sohn Jan Brügelmann im Marienburger Golfclub, in dem Jan Brügelmann sogar von 1953 bis 1985 Vorsitzender wird. Jan Brügelmann wurde Kapitän der deutschen Golfnationalmannschaft, dann von 1982 bis 1994 Präsident des Deutschen Golfverbandes und später auch des Europäischen Golf-Verbandes.

Ihre Tochter Angela Brügelmann, geb. am 26. Juni 1918 in Köln, heiratete Prof. Dr. med. Caspar Kulenkampff. Sie war die Gründerin der „Brücke Köln e.V.“, der Verein leistet einen wichtigen Beitrag zur Kriminalprävention an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Strafjustiz. Angela Brügelmann verstarb am 13. Februar 2016 ebenfalls in Köln.

Sybille Brügelmann heirate 1945 den Kaufmann und Politiker der CDU Erik Bernhard Blumenfeld (1915 – 1997). Die Lebensdaten zu Sybilla Blumenfeld sind leider nicht bekannt.

Jan Brügelmann geboren 12. Juli 1921 in Köln, war ein deutscher Unternehmer und Sportmäzen sowie Kölner Kommunalpolitiker (FDP) und Karnevalist. Von 1979 bis 1984 war er Bürgermeister der Stadt Köln und somit einer der Vertreter des Oberbürgermeisters.

 

Asta Brügelmanns Friedensarbeit

Asta Brügelmann nimmt im Juni 1929 wie Hertha Kraus am Kongress des Weltbundes für Frauenstimmrecht in Berlin teil. Beeindruckt von den Möglichkeiten internationaler Zusammenarbeit lädt sie drei Wochen später einige Gleichgesinnte, auch Hertha Kraus ein, um an der Verbreitung des Friedensgedankens in den Kreisen der Kölner Frauen mitzuarbeiten. Die 36-jährige Mutter von drei Kindern steht den QuäkerInnen — einer der historischen Friedenskirchen nahe, nachdem sich deren eher verstreute Gruppen vier Jahre zuvor zu einer selbständigen „Deutschen Jahresversammlung” zusammengeschlossen haben.

Es kommt zur Bildung einer „Kommission für praktische Friedensarbeit”, die dem „Stadtverband Kölner Frauenvereine” angegliedert wird. Um auch Zögernde zu gewinnen, treffen sich die Frauen zu Vorträgen, Besprechungen und Arbeitsgemeinschaften in Privathäusern. Zu den Vortragenden gehören die bekannten Frauenrechtlerinnen Dr. Gertrud Baumer, Dr. Marie-Elisabeth Lüders und Dr. Else Ulich-Beil oder Prof. Ernst Walb, der Rektor der Kölner Universität. Schon 1929 kommt es im Gürzenich zu einer Großkundgebung „Gegen den Gaskrieg”, bei der die Berner Naturwissenschaftlerin Dr. Gertrud Woker ein Verbot chemischer Waffen fordert.

Als 1930 der deutsche Zweig des „Weltfriedensbundes der Mütter und Erzieherinnen” in München gegründet wird, übernimmt Asta Brügelmann die Geschäftsführung der rheinischen Sektion. Innerhalb eines Jahres hat dieser Bund allein in Köln über 2.000 zahlende Mitglieder. Als Hitler an die Macht kommt, schickt sie ihre zwei Töchter auf ein englisches Internat. 1934 werden bei Hausdurchsuchungen ihre sämtlichen Unterlagen beschlagnahmt. 1945 knüpft sie an ihre früheren Aktivitäten an — und wird Mitglied bei den friedenspolitisch tätigen Quäkerinnen.”

 

Die Grabstätte

Die Grabstätte befindet sich im westlichen Teil des Melatenfriedhofs in Köln-Lindenthal auf Feld 60 gegenüber von Feld 61. Bei der Anlage handelt es sich um einen dreiteiligen großen Grabstein aus schwarzem, glattpoliertem Stein. Der Mittelteil trägt unter einem schlichten eingravierten Kreuz die Inschrift „Grabstätte der Familie Otto Brügelmann“. Links finden sich die Lebensdaten von Otto Brügelmann sowie die seiner Ehefrau Asta, geborene von Pustau. Die Eheleute verstarben beide kurz nacheinander im Jahr 1969 und sind die Eltern von Jan Brügelmann.

Auf dem rechten Teil des Grabsteins ist bisher nur Jan Brügelmann mit Amt und Lebensdaten genannt. Er war seit 1953 mit Jennifer, einer Engländerin, verheiratet, mit der er zwei Söhne hatte. Er verstarb 2012 in seinem Haus im Kölner Süden.

 

Quellen Text Ausschnitte:

Seite „Kriegstrauung“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. März 2023, 14:04 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kriegstrauung&oldid=231678252 (Abgerufen: 6. Dezember 2023, 20:04 UTC)

Seite „Quäkertum“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. Juli 2023, 09:33 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Qu%C3%A4kertum&oldid=235083665 (Abgerufen: 6. Dezember 2023, 21:02 UTC)

Frauenstunde: https://wiki.frauengeschichtsverein.de/index.php?title=Frauenstunde, abgerufen am 06.12.2023

Buch von Klaus Schmidt, Aufstieg einer Minderheit – 500 Jahre Protestanten in Köln, Ausschnitt Asta Brügelmanns Friedensarbeit, LIT Verlag Münster, abgerufen am 06.12.2023

„Grab des Bürgermeisters Jan Brügelmann auf dem Melatenfriedhof in Lindenthal”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-319951 (Abgerufen: 6. Dezember 2023)

Wahlplakat zum Frauenwahlrecht in Köln für die Deutsche Demokratische Partei

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), Konrad der Große. Die Adenauerzeit 1917–1933-Frauen von Köln-5947, CC BY-SA 4.0

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