Eine der bedeutendsten Stifterinnen Kölns
Anna Maria Juliana de Noël (1787 – 1861) geb. von Haupt verwitwet Breuer
Unter den zahlreichen Stiftern und Stifterinnen der Stadt Köln nimmt Anna de Noel eine herausragende Rolle ein. Sie wurde 1787 in Mainz als Tochter des königlichen Präfektur-Rates Bernhard von Haupt und seiner Frau Sophia von Sandt geboren. 1825 heiratete Anna Maria von Haupt den Kölner Juristen Dr. Peter Andreas Breuer. Gemeinsam planten und finanzierten die Eheleute den Neubau der katholischen Pfarrkirche von Sürth, einer vor den Toren von Köln gelegenen Gemeinde. Sie verfügten in Sürth über Grundbesitz und ließen den Neubau in Korrespondenz zu ihrem Herrenhaus errichten. Die Stifter sorgten zudem für eine reiche Innenausstattung der 1830 vollendeten Kirche. 1841 im Todesjahr ihres Mannes, finanzierte Anna Breuer den Bau der Sürther Schule und 1842 den Bau des neuen Pfarrhauses. Zudem schenkte sie der Stadt das Grundstück für den Friedhof.
1842 heiratete Anna Breuer den Kölner Kaufmann, Kunstsammler und Stadtrat Matthias Josef de Noel. Sieben Jahre später verstarb er im Alter von 67 Jahren.
Ab 1855 engagierte sich Anna de Noel zunehmend für die Wohltätigkeit in Köln. Einer ihrer Ratgeber, Adolf Kolping, legte ihr die Stiftung eines Krankenhauses für mittellose, unheilbar kranke und pflegebedürftige Männer nahe. Als „Gesellenvater” hatte er tiefe Einblicke in das schwere Schicksal solcher Männer gewonnen. Anna de Noel erwarb ein Haus in der Straße Glockenring mit Garten und ließ es zum Krankenhaus umbauen. 1856 war das Haus bezugsfertig und bot Platz für 12 Betten. Es sollten dort „unheilbare, arme Brustkranke und gichtleidende Männer auf Lebenszeit verpflegt und gekleidet werden. Diese Stiftung war besonders hilfreich, weil das Bürgerhospital keine chronischen Brust- und Gichtkranken aufnahm.
Der Kölner Erzbischof, Kardinal Johannes von Geissel, würdigte das Krankenhaus als Anstalt, die den Unglücklichsten und Verlassensten unter den Menschen Pflege, Trost und Frieden zu bringen bestimmt ist. Das Haus erhielt auf Wunsch von Anna de Noel den Namen „St. Marienhospital”. Später erfolgte die Zusatzbezeichnung „Stiftung de Noel”. Dies ehrte die Stifterin und ermöglichte eine Unterscheidung zu dem 1861 entstandenen Hospital gleichen Namens. Für die Pflege gewann sie die „Barmherzigen Schwestern” des Ordens vom hl. Borromäus. Als Träger des Hauses legte sie die Armenverwaltung der Stadt fest. Anna de Noel übernahm zusätzlich zu den Baukosten auch die Betriebskosten.
Ihr nächster Plan galt der Gründung eines Hauses für verwahrloste Kinder. Dieses Vorhaben kam infolge ihres plötzlichen Todes nach einem Schlaganfall im Jahr 1861 nicht mehr zur Ausführung. Ihre testamentarischen Verfügungen bedachten zahlreiche kirchliche und karitative Zwecke mit hohen Summen. Für die Caritas hinterließ sie 83.000 Taler: Den Hauptbetrag von 50.000 Talern erhielt das St. Marienhospital. 9000 Taler kamen Kindern des Waisenhauses zugute und 2000 den Kindern in der Taubstummenanstalt. Mit jeweils 2000 Talern bedachte sie zwei Armenschulen, in deren Tätigkeit sie als Vorstandsmitglied Einblick hatte. Die großzügigen Zuwendungen Anna Noels motivierten weitere Personen zu Spenden für das Marienhospital. Diese günstige finanzielle Ausstattung erlaubte dem Krankenhaus eine höhere Belegung und den Einsatz zusätzlicher Schwestern.
Als ein Teil des Krankenhausgrundstückes für den Bau der Eisenbahn benötigt wurde, erfolgte ein Neubau und Umzug zum Pantaleonswall 65. Das 1886 eingeweihte, im neugotischen Stil erbaute Ensemble umfasste ein Krankenhaus und eine angegliederte, große Kapelle. Der Namenszusatz „Stiftung de Noel” wurde bei dieser Gelegenheit getilgt. Am Pantaleonswall konnte das Marien-hospital sein 50jähriges und 75 Jubiläum feiern. Die Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Quelle Text: Aus dem Buch von Georg-Hinrich Hammer „Nur ein stilles Verdienst?“ Frauen als karitative Avantgarde im 19. Jahrhundert, Kohlhammer Verlag; 1. Edition (9. Februar 2022)