Wilhelm Kaesen (1816 – 1887)

Unternehmer, Politiker und Begründer des Kölner Volksgarten in der Südstadt

Wilhelm Kaesen wurde 1816 in Köln geboren. Nach dem Besuch der Schumacherschen Schule ging er schon mit 13 Jahren in die Lehre bei Johann Abraham Anton Schaaffhausen (* 22. Juni 1756 in Köln; † 13. Januar 1824 in Schlebusch), einem der bedeutendsten Bankiers in Köln.

Nachdem er diese Lehre bestanden hatte, war er für verschiedene kaufmännische Häuser als Reisender tätig und brachte auch mehrere Jahre in Paris und Belgien zu, immer bestrebt seine Kenntnisse zu bereichern und seine Auffassung der Verhältnisse und Menschen zu vervollkommnen. Im Jahre 1842 wurde er als Teilhaber in die bedeutende Häutehandlung von Johann Heinrich Richartz aufgenommen und entwickelte hier eine solche Umsicht und Tätigkeit, wodurch dieses Haus einen immer großartigeren Aufschwung nahm. Sein Verhältnis zu Richartz war eine auf gegenseitige Achtung gegründete Zuneigung, so dass 1852 das Geschäft in die Fa. W. Kaesen u. Cie aufging und Richartz dieser Fa. bis zu seinem Tod im Jahr 1861 angehörte.

Nachdem Johann Heinrich Richartz 300.000 Mark für den Bau eines neuen Museums der Stadt geschenkt hatte, wurden nun unter hunderten von Vorwänden allseits um Gaben, Darlehen, Unterstützungen und dergleichen „gebettelt“. Da war es sein Freund Kaesen, der diese meist unwürdigen oder eigennützigen Drängler von ihm abzuhalten wusste, die zusammen, wie Kaesen später erzählte, weit über eine Million Mark gefordert hatten.

Johann Heinrich Richartz war dahingegangen, aber in seinem Freunde Wilhelm Kaesen hinterließ er seiner Vaterstadt einen würdigen Ersatz. 1862 wurde Wilhelm Kaesen zum Stadtverordneten gewählt, hier war er unermüdlich bis zu seinem Tod im Jahr 1887 tätig.

Als nach dem großen Brand des Theaters in der Komödienstraße ein neues Bühnenhaus errichtet werden sollte, gründete der Farbenfabrikant Wilhelm Anton Hospelt 1869 den Stadtkölnischen Theater-Aktienverein, dessen Vorsitz er mehr als zehn Jahre hindurch führte. Wilhelm Kaesen war viele Jahre Mitglied des Vereins und unterstützte den Verein mit erheblichen Zuwendungen. In den Jahren 1881 – 1886 wird er immer wieder in den Vorstand des Vereins gewählt.

Wenn man alte Zeitungsberichte durchstöbert, gab es ab 188o so eine Art „Aufbruchstimmung“ in Köln, die Stadt wurde verschönert, es entstanden Verschönerungsvereine und es entstanden Parks und Spielplätze. Die Stadt Köln suchte nach einem Areal für einen Bürgerpark / Volksgarten. Zunächst war das Gelände um den heutigen Rathenauplatz im Gespräch, aber die Grundstücke in der Innenstadt waren einfach zu teuer geworden bzw. die Eigentümer wollten nicht verkaufen.

Im Jahre 1888 schrieb der Kölner Stadtbaumeister Hermann Josef Stübben, zu dessen städtischen Erweiterungsplänen der Volksgarten gehörte, über die Entstehung des Volksgartens: „Dieser Park hat nicht an diejenige Stelle gelegt werden können, welche planmäßig ursprünglich dafür bestimmt war, weil dort die Grunderwerbsverhandlungen mit den zahlreichen Besitzern nicht das erwünschte Ergebnis hatten.

Der Stadtverordnete und Kommerzienrat Wilhelm Kaesen unternahm es daher, für eigene Rechnung an anderer Stelle ungefähr sechzig verschiedene Privatgrundstücke zusammen zu kaufen, welche eine zusammenhängende Fläche von annähernd 10 ha bildeten und mit zwei im Besitz der Stadt befindlichen alten Festungswerken (Fort IV und Lünette 3) sowie mehreren später erworbenen Parzellen, die sich zur Schaffung eines städtischen Parks derart eigneten, dass auch die den Park umgebenden Baugrundstücke Eigentum der Stadt wurden. Herr Kaesen bot im Sommer 1886 der Stadt die Grundstücke zum Einkaufspreise von 680.000 Mark an und stiftete daneben einen besonderen Geldbetrag für eine Verschönerungsanlage des neuen Parks. Die Stadtverordneten-Versammlung nahm das Angebot mit lebhaftem Danke an.“ Daraufhin schrieb die Stadt einen Wettbewerb aus. Den ersten Preis gewann Adolf Kowallek, den zweiten Eduard Hoppe. Die Stadt Köln erteilte im November 1887 Gartenbaudirektor Kowallek den Auftrag, seine Pläne vom 8. Oktober 1887 zu verwirklichen. Im Januar 1888 begann der Kern der Arbeiten. Die feierliche Eröffnung der Gartenfläche fand am 12. März 1890 statt.

Volksgarten (Köln)

Der Volksgarten ist eine in der südlichen Neustadt Kölns gelegene 13,9 Hektar große Grünanlage mit Kinderspielplätzen, einem 1,3 ha großen Kahnweiher mit Tretbootverleih, Gartenrestaurant und Biergarten. In der Orangerie werden auch Musikveranstaltungen, Filme und Theateraufführungen angeboten.

Lage

Der Park liegt in der Nähe des Sachsenrings zwischen der als Allee mit Mittelgrünstreifen ausgestalteten Volksgartenstraße und dem südlich parallellaufenden Vorgebirgswall, der vor dem anschließenden begrünten Bahndamm zur Kölner Südbrücke nur als Fuß- und Radweg zugänglich ist. An den Schmalseiten wird der Park von der Eifelstraße und dem Eifelplatz sowie der Vorgebirgsstraße begrenzt. Über diese erreicht man durch einige Grünzonen den unmittelbar östlich hinter dem Bahndamm beginnenden Vorgebirgspark.

Geschichte

Der Park entstand 1887 bis 1889 auf dem Gelände des von 1816 bis 1825 von Preußen errichteten Forts Paul oder – nummeriert – Fort IV, benannt nach dem Schwiegersohn Friedrich Wilhelms III., dem Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg, das nach dem Deutsch-Französischen Krieg als erstes Werk aufgegeben wurde, weil es zu stadtnah lag und auch durch die Bahnlinie in seiner Funktion beschränkt wurde. Der Park war damit der erste Teil des später in den Inneren Kölner Grüngürtel umgewandelten Teils des Festungsrings von Köln.

Wilhelm Kaesen starb am 26. Juni 1887 nach längerem Leiden infolge einer „Herzlähmung“ in Köln.

In einem Nachruf schrieb die Stadt Köln:

Wenn die Blumenspenden, welche auf einem Sarg niedergelegt werden und die Beteiligung an dem letzten Ehrengeleit, dass man einem Heimgegangenen gibt, die Gradmesser der Liebe und Wertschätzung abgeben, dann war der verstorbene Wilhelm Kaesen ein vielverehrter und hochgeachteter Bürger unserer Stadt.

Der Leichenwagen, der die sterbliche Hülle des Verblichenen vom Trauerhause am Weißgerberbach abholte, war in einem Reichtum prächtiger Kränze gekleidet. Körperschaften, Vereine, Verwandte und Freunde hatten miteinander gewetteifert, den edelsten Blütenschmuck als letzte Liebesgabe auf die Bahre niederzulegen.

Franz Kaesen (1843 – 1916)

Franz Kaesen war der Sohn von Wilhelm Kaesen und Maria Susanna Antoinette Kaesen (geb. Zillken). Er wurde Teilhaber und Gesellschafter der Fa. W. Kaesen und Cie.. Nach dem Tod von Wilhelm Kaesen führte er das Geschäft auf alleinige Rechnung weiter. Mit der Eintragung in das Handels- und Gesellschaftsregister am 21.09.1887 erlosch auch die Prokura für die in Köln wohnende Witwe von Wilhelm Kaesen, Maria Susanna Antoinette (geb. Zillken).

Maria Susanna Antoinette (geb. Zillken) verstarb im vollendeten 83. Lebensjahre am 29. März 1899 in Köln

 

Der Kölner Lokal Anzeiger schrieb am 31.05.1891

Im Volksgarten soll bekanntlich zum Andenken an den um die Schöpfung dieser Anlage hochverdienten, verstorbenen Stadtrat Wilhelm Kaesen ein einfaches Denkmal errichtet werden. Es ist ein Granitsockel mit der lebensgroßen Büste Kaesen`s in Aussicht genommen. Das Modell für den Sockel ist jetzt der für das Denkmal bestimmten Stelle, dem öffentlichen Abhange des alten Forts IV, in der Nähe des Weihers aufgestellt.

 

Der Kölner Lokal Anzeiger schrieb am 13.03.1892

Im Volksgarten wurde gestern Mittag 12 Uhr das Denkmal für den verstorbenen Stadtverordneten Kommerzienrat Wilhelm Kaesen in Gegenwart der Mitglieder der städtischen Verwaltung, zahlreicher Stadtverordneten und Oberbeamten der Stadt feierlich enthüllt.

 

Der damalige Oberbürgermeister der Stadt Köln, Friedrich Wilhelm von Becker hielt eine Ansprache.
Hier nur ein kleiner Auszug:

Die Schöpfung dieses Parkes war nur dadurch möglich, dass Wilhelm Kaesen durch sein Geschick und selbstständiges Vorgehen es verstanden hat, den Grund und Boden für denselben zu erwerben. Als daher die Stadt beschloss, Kaesen ein Denkmal zu errichten war es selbstverständlich, dass der Standort nur dieser Park sein konnte. Dieses Denkmal soll zunächst ein Beweis unseres aufrichtigen und dauernden Dankes sein, zugleich soll es unseren Nachkommen Zeugnis geben, wie wir um die Stadt verdiente Männer zu ehren wissen und endlich soll es die nachkommenden Geschlechter zur Nachahmung anspornen, zu jeder Zeit wie er mit aller Kraft und rückhaltlos einzutreten für das Wohl aller Mitbürger. …………

 

Das Denkmal soll wie Herr Stadtbaurat Hermann Josef Stübben ausführte, dem einfachen, echt bürgerlichen Sinn des Gefeierten entsprechen. Es besteht deshalb aus einer einfachen Büste aus Bronze in anderthalbfacher Lebensgröße, entworfen von Herrn Anton Werres und ausgeführt von Herrn Ziseleur Wilhelm Sommer, Lehrer an der gewerblichen Fachschule.

 

Die Bronzebüste von Wilhelm Kaesen wurde nach Diebstahlversuchen von der Stadt Köln demontiert und eingelagert, vermutlich ist sie in den Kriegswirren verschwunden oder wurde eingeschmolzen.

 

Initiiert und finanziert durch die Wilhelm H. Pickartz-Stiftung ist seit Mai 2002 das Denkmal des Wilhelm Kaesen (1816-1887) im Kölner Volksgarten wieder mit einer Bronze-Büste versehen. Die ursprüngliche Büste des Kaufmanns, der mit seinem tatkräftigen Handeln die Gründung des Volksgartens ermöglicht hatte, war in den Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Nur der Sockel aus Granit war geblieben. Im Auftrag der Stiftung rekonstruierte der Aachener Künstler Akos Sziráki die Büste nach Vorlage historischer Fotos. Seitdem hat der Mann, dem die Kölner diesen „Garten für Jedermann mit freiem Zutritt“ verdanken, endlich wieder ein Gesicht.

 

Quellen Text:

Seite „Volksgarten (Köln)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Mai 2023, 17:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Volksgarten_(K%C3%B6ln)&oldid=234134674 (Abgerufen: 30. Juli 2023, 18:12 UTC)

https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/11236792?query=%22wilhelm%20kaesen%22

und weiteren Ausschnitten aus dem Zeitungsportal des vom Land NRW geförderte Projekt digitalisiert Lokalzeitungen aus NRW im Zeitraum von 1801-1945.

https://www.pickartz-stiftung.de/portfolio_page/bronze-bueste/ 

 

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