Prof. Dr. phil. Oswin Köhler (1911 – 1996)

Deutscher Afrikanist mit Forschungsschwerpunkten in Südwestafrika / Namibia

Professor Dr. phil. Oswin Reinhold Albin Köhler war ein deutscher Afrikanist mit Forschungsschwerpunkten in Südwestafrika / Namibia.

Oswin Köhler wurde am 14.10.1911 im thüringischen Tiefthal geboren. Im nahegelegenen Erfurt besuchte er die Oberrealschule und das Reformrealgymnasium und legte 1929 das Abitur ab. Seine außerordentliche Begabung für Sprachen, er beherrschte neben den wichtigsten europäischen Sprachen auch Russisch, Tschechisch und Ungarisch, zeigte sich bereits zu Schulzeiten und wurde nach Erlangung der Hochschulreife durch seine ausgedehnten Wanderjahre in den Süden und Südosten Europas vertieft.

Seine wissenschaftlichen Interessen führten ihn bald zur Beschäftigung mit kaukasischen und afrikanischen Sprachen. Unklar bleibt, welcher Betätigung Oswin Köhler bis zu seinem Eintritt als Übersetzer für west- und osteuropäische Sprachen in das Oberkommando der Wehrmacht in Berlin ansonsten nachging. In Berlin hörte er neben seiner Tätigkeit Vorlesungen über Afrikanische Sprachen, Völkerkunde und Phonetik an der Friedrich-Wilhelms-Universität. 1943 legte Oswin Köhler die Prüfung als Swahili-Übersetzer an der Auslandshochschule in Berlin ab.

Zu Kriegsende geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Juni 1945 bereits wieder entlassen wurde. Bereits 35-jährig, immatrikulierte er sich 1946 an der nun als Humboldt-Universität genannten Hochschule und setzte dort sein Studium der Afrikanistik und Völkerkunde unter den Professoren Westermann, dessen Assistent er bis 1948 war, und Thurnwald fort, dass er 1948 mit einer Dissertation über die nilotischen Sprachen abschloss. Vier Jahre später habilitierte er sich dort mit einer Arbeit über “Verbreitung und Gliederung der Gur-Sprachen” im westafrikanischen Volta-Gebiet.

Seit 1954 wirkte er zunächst als Privatdozent, ab 1961 als außerplanmäßiger Professor und seit 1962 bis zu seiner Emeritierung am 01.04.1977 als Ordinarius und Direktor des Instituts für Afrikanistik an der Universität zu Köln. Von September 1954 bis ins Frühjahr 1955 war Oswin Köhler als Ethnologe am Department of Native Affairs in Pretoria, Südafrika, tätig, um in vergleichbarer Position in Südwestafrika zu arbeiten. Seine daraus entstandene enge Verbindung mit der ehemaligen deutschen Kolonie begann im Frühjahr 1955, als er mit seiner Gemahlin Ruth Köhler, geb. Litzroth, und den gemeinsamen Kindern Jochen und Sabine in Windhoek eintraf, um dort fast drei Jahre als Nachfolger des deutschen Ethnologen Dr. Günter Wagner in der Ethnologischen Abteilung des damaligen Deparment of Native Affairs zu arbeiten.

Er veröffentlichte in dieser Zeit historisch-ethnographische Gesamtdarstellungen der Distrikte Okahandja auf Basis des von Dr. Wagner gesammelten Materials, Karibib, Gobabis, Grootfontein, Omaruru und Otjiwarongo. Auf sprachlichem und völkerkundlichem Gebiet wandte er sich damals besonders den Herero zu. Einen Aufsatz über den Ahnenkult (1956) folgte eine etymologische Deutung von Herero-Farmnamen, die Untersuchung der tonologischen Struktur des Verbs (1958) und eine Arbeit über Sprachakkulturation im Herero (1960). Außerdem beschäftigte er sich mit dem gesamten Tonsystem und sammelte mit Hilfe seines Assistenten und Freundes Levi Karora Nganyone Material für ein umfassendes Herero-Wörterbuch, das bislang nicht veröffentlicht wurde.

Während seiner Tätigkeit und elf ausgedehnten Expeditionen kam er mit Buschleuten (San), in Berührung. Oswin Köhler begann mit einer Aufnahme der gesamten Sanbevölkerung nach ethnischen und sprachlichen Kriterien, die jedoch nach seiner Rückkehr nach Deutschland nicht weitergeführt wurde. Teilergebnisse seiner Arbeit wurden seit 1962 in Fachzeitschriften und Sammelwerken veröffentlicht. Nach seiner Rückkehr an die Universität zu Köln unternahm er mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und privater Stiftungen zwischen 1959 und 1992 zahlreiche Forschungsreisen ins Wohngebiet der Kxoé im östlichen Kavango und westlichen Caprivizipfel, auf denen er oft von Dr. Kuno F. R. Budack begleitet wurde.

Als Ergebnis seiner jahrelangen, intensiven Feldarbeit wurden bislang nur drei Bände eines ursprünglich auf fünf berechneten monumentalen Werkes über die Kultur der Kxoé veröffentlicht, da Krankheit und Tod Oswin Köhlers am 02.05.1996 in Köln die Herausgabe der beiden letzten Bände verhinderten. Oswin Reinhold Albin Köhler gilt als herausragender Vertreter der zweiten Generation deutschsprachiger Afrikanisten, die ihrer Disziplin nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und international zu neuem wissenschaftlichen Ansehen verhalfen. Nilotistik, Gur-Forschung und insbesondere die Khoisanistik nahmen im Leben Oswin Köhlers, dem Begründer des Kölner Instituts für Afrikanistik, einen breiten Raum ein. Ferner steht sein Name für die wissenschaftliche Tradition einer ganzheitlichen Afrikanistik im Sinne Diedrich Westermanns, die Köhler in der Lehre an seine Schüler, darunter waren Wilhelm Möhlig, Bernd Heine und Christoph Winter, weitergab und in der Forschung pflegte. Sein umfangreicher Nachlass gelangte im Jahr 2000 in den Besitz des Instituts für Afrikanistik und wird seitdem dort aufgearbeitet.

 

Quelle Text: Namibia Buchdepot / Autoren / Oswin Köhler
https://www.namibiana.de/namibia-information/who-is-who/autoren/infos-zur-person/oswin-koehler.html

Abgerufen am 16.11.2023

 

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