Deutscher Politiker und Oberbürgermeister von Köln
Norbert Burger (* 24. November 1932 in Köln; † 16. Mai 2012 ebenda) war ein deutscher Politiker (SPD) und von 1980 bis 1999 Oberbürgermeister der Stadt Köln.
Leben
Norbert Burger wuchs in Köln-Ehrenfeld auf. Sein Vater war als Inhaber eines kleinen Baugeschäfts nicht sozialversichert gewesen, wurde 1937 durch drei Schlaganfälle zu einem Pflegefall und war in der Folge auf die Versorgung im Pflegeheim der Kölner Riehler Heimstätten angewiesen. Norbert und seine fünf Jahre ältere Schwester durchzubringen, oblag nun allein der Mutter, die als Hausfrau keine ordentliche Schul- und Berufsausbildung vorweisen konnte, dann aber später eine Anstellung im Fürsorgeamt der Stadt Köln fand. Unter Entbehrungen ermöglichte sie ihrem begabten Sohn in den schwierigen Nachkriegsjahren eine für den Stand der Familie damals nicht selbstverständliche Schulausbildung: 1953 legte Burger am Hansagymnasium Köln das Abitur ab und nahm das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Köln auf.
Nach dem zweiten Staatsexamen arbeitete er als Repetitor. 1963 trat er in den Dienst der Stadt Köln und war zunächst im Rechtsamt tätig. Bereits 1965 wurde er Leiter des Schulverwaltungsamtes und konnte wichtige Entwicklungen und Neuerungen auf den Weg bringen. Nach dem SPD-Motto „Schickt eure Kinder länger auf bessere Schulen“ und mit Elternvotum wurden viele Konfessionsschulen in städtische Gemeinschaftsschulen umgewandelt. 1967 wurde in Köln die Volksschulen (erstes bis achtes Schuljahr) geteilt in Grund- und Hauptschule. Währen seiner Amtszeit wurden dann auch sechs städtische Gymnasien und vier Gesamtschulen gegründet und der Aufbau eines differenzierten Sonderschulwesens vorangetrieben.
1970 wurde er Sozialdezernent und verdreifachte während seiner Amtszeit die Anzahl der städtischen Kindergärten und strukturierte die Alten- und Pflegeheime neu. Bei den ersten Hausbesetzungen durch Jugendliche und im Konflikt mit dem SSK in Köln bewies er diplomatisches Geschick und konnte die Hausbesetzungen ohne Gewalt beenden. Durch soziale Wohnungsbauprogramme und den Umbau der Sozialhäuser wurden in Köln während seiner Amtszeit die Zahl der Obdachlosen von 12.000 auf 5.000 verringert. Burger rief auch die ersten Informations- und Beratungsstellen für Menschen mit ausländischen Wurzeln ins Leben.
Obwohl 1970 für 13 Jahre als Sozialdezernent gewählt wechselte er 1973 als stellvertretender Amtsleiter von Rüdiger Freiherr von Wechmar (FDP) in das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung unter dem im Dezember 1972 zum Bundeskanzler wiedergewählten Willy Brandt.
Ein Jahr später löste der neue Bundeskanzler Helmut Schmidt von Wechmar mit Klaus Bölling (SPD) ab, und so musste aus parteipolitischen Proporzgründen auch Norbert Burger gehen. Er wechselte daraufhin ins Entwicklungshilfeministerium und war dort als Ministerialdirektor Leiter der Abteilung “Sektorale Entwicklungspolitik”.
Norbert Burger engagierte sich von 1971 an im Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), zunächst als Vorsitzender des Ortsverbandes Köln. Von 1993 bis zu seinem Tod war er Mitglied im ASB-Präsidium. „Mit seinem sozialen Engagement über seine Pflichten als Politiker hinaus war und ist er ein Vorbild“, konstatierte ihm der ASB-Bundesgeschäftsführer Christian Reuter. Ihm zu Ehren wurde ein Senioren-Zentrum des ASB in Köln-Mülheim „Norbert-Burger-Seniorenzentrum“ benannt.
Politischer Werdegang
Norbert Burger stand zunächst der Partei von Gustav Heinemann, der Gesamtdeutschen Volkspartei, nahe. Nach deren Auflösung 1957 trat er, wie Heinemann und Johannes Rau, der SPD bei. Im Jahre 1975 wurde Norbert Burger Ratsherr in Köln, Mitglied des SPD-Fraktionsvorstandes und Vorsitzender des Sozialausschusses. In dieser Zeit strengte Burger mehrere Parteiausschlussverfahren gegen linksradikale Juso Mitglieder an. Nachdem Hans Josef Michels, Kandidat des linken SPD Flügels, 1980 vor dem zweiten Wahlgang seine Kandidatur zurückgezogen hatte, konnte Burger sich gegen den vom Kölner SPD Fraktions- und Parteivorsitzenden Günter Herterich gesetzten Kandidaten Heinz Lüttgen durchsetzen und wurde zum ersten Mal durch den Rat der Stadt Köln zum Oberbürgermeister gewählt. Neunzehn Jahre lang war er durch drei Wiederwahlen in der Folge bis 1999 Oberbürgermeister der Stadt Köln.
In seiner Amtszeit setzte er bedeutende Projekte für Köln auf die Schiene wie etwa den Museumskomplex am Dom mit Philharmonie und den Rheinufertunnel. Außerdem erlangte das Kulturangebot der Stadt unter seiner Leitung wieder internationalen Rang, Kriegsschäden verschwanden und 1985 wurde die Wiederherstellung aller zwölf romanischen Kirchen in der Innenstadt gefeiert. Wirtschaftspolitisch nahm Burger einen neuen Schwerpunkt ins Visier: die Medienwirtschaft. Während seiner Amtszeit konnte er die Zahl der Städtepartnerschaften von zwölf auf dreiundzwanzig erhöhen und so die internationalen Beziehungen Kölns stärken. Darunter 1984 mit Barcelona, 1987 mit Peking, 1988 mit Corinto/El Realejo in Nicaragua und 1996 mit Bethlehem. Köln war die erste deutsche Stadt, die eine Partnerschaft mit einer palästinensischen Stadt als aktiven Beitrag zur Förderung des Friedensprozesses im Nahen Osten aufnahm. Große Verdienste konnte er sich so und anders in der internationalen Zusammenarbeit der Kommunen erwerben.
Er galt als ein Mann des Ausgleichs und des Dialoges. Das Kölner Stadtbild beschrieb er einmal als eine “Summe von Ausnahmegenehmigungen”. Niemand wird so häufig zitiert, wenn es darum geht, einen urkölschen Begriff zu umschreiben: Klüngel, so formulierte es Burger, sei „das Ausräumen von Schwierigkeiten im Vorfeld von Entscheidungen“. „Mit Norbert Burger verliert Köln eine ihrer herausragenden Führungspersönlichkeiten, ohne die unsere Stadt nicht das geworden wäre, was sie heute ausmacht. Bei all seinen Initiativen und Entscheidungen behielt er immer den Menschen im Blick“, beschrieb der spätere Oberbürgermeister Jürgen Roters die Verdienste Burgers für die Stadt. Die Kölner machten ihn in über 150 Kölner Vereinen zum Ehrenmitglied. Über 115 Kölner Vereinen blieb er bis zu seinem Tode verbunden.
Burger war aufgrund einer Änderung der nordrhein-westfälischen Kommunalverfassung im Jahr 1994 der letzte ehrenamtliche Oberbürgermeister, der vom Rat der Stadt Köln aus seiner Mitte und nicht von den wahlberechtigten Bürgern selbst gewählt wurde, sowie der letzte Oberbürgermeister, der nicht zugleich als Verwaltungschef die Funktionen des Oberstadtdirektors auf sich vereinigte. Burger selber hatte diese Änderungen an der Kommunalverfassung vorangetrieben und gleichzeitig eine erneute Kandidatur wegen seines bereits hohen Alters ausgeschlossen. Nachdem der amtierende Oberstadtdirektor und sicher geglaubte Nachfolger Klaus Heugel (SPD) sich durch Insidergeschäfte mit Aktien strafbar gemacht hatte und so bei seiner OB-Kandidatur 1999 chancenlos blieb, wurde Harry Blum (CDU) Burgers Nachfolger. Die SPD verlor bei der gleichzeitig abgehaltenen Kommunalwahl mehr als 12 % der Stimmen (siehe: Ergebnisse der Kommunalwahlen in Köln). Von diesem Vertrauensverlust konnte sich die Partei auch in den darauffolgenden Jahren nur schwer erholen. Mit dem Ende der Amtszeit von Norbert Burger ging so auch eine 43 Jahre lange erfolgreiche Ära der SPD in Köln zu Ende.
Auch nach seiner Amtszeit blieb Norbert Burger ehrenamtlich in Vielem tätig. „Im Kopf werde ich nie aufhören, ein Homo politicus zu sein“, sagte Burger dazu. Im Besonderen interessierten ihn zuletzt zwei Themen: das Zusammenwachsen Europas und das Erscheinungsbild seiner Vaterstadt. Er gehörte zu den Gründern einer Initiative, die gegen architektonischen Wildwuchs zum Schaden des historischen Kölns kämpfte und schließlich zum “Höhenkonzept” der Stadt Köln führte. Innerhalb der Ringe, innerhalb der mittelalterlichen Stadt Köln, sollen demnach keine neuen Gebäude höher als mit einer Firsthöhe von 22,50 m neu gebaut werden dürfen.
Quelle Text: Seite „Norbert Burger (Politiker, 1932)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Juni 2023, 10:52 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Norbert_Burger_(Politiker,_1932)&oldid=234333512 (Abgerufen: 8. Juli 2023, 14:01 UTC)