Kind / Schülerin
Heinrich Hermann Dreesmann wurde am 29. April 1865 in Andernach geboren und verstarb am 19. Februar 1929 in Köln. Heinrich Hermann Dreesmann war Chefarzt des St. Vincenz Krankenhaus, ihm wurde für seine Verdienste der Komtur Silvesterorden verliehen. Der Orden des heiligen Papstes Silvester ist ein päpstlicher Orden für Verdienste um die römisch-katholische Kirche und den katholischen Glauben. Er wird mittelbar vom Papst an Laien verliehen und ist der fünfthöchste Orden des Heiligen Stuhls.
Heinrich Hermann Dreesmann vermählte sich am 12. September 1893 mit Elisabeth Schwickrath zum innigen, heiligen Ehebund. Mit aller Liebe und Treue widmete er sich seiner Gattin und seinem einzige Kinde Maria, das Gott im Alter von 13 Jahren in die Ewigkeit rief.
Als glänzendes Vorbild ärztlicher Berufstreue wird der Heimgegangene fortleben. 36 Jahre wirkte er im Vinzenshause, das unter seiner Leitung und durch sein Ansehen aus kleinen Anfängen zu einer großen Krankenanstalt heranwuchs. Tausende von Kranken haben vertrauensvoll bei ihm Hilfe gesucht und in rastloser, gewissenhafter Berufserfüllung hat er seine unschätzbar segensreiche Tätigkeit entfaltet.
Auszug aus dem Totenzettel von Heinrich Hermann Dreesmann.
Wenn man die Inschrift liest, dann ist die Grabstätte natürlich der Tochter Maria Dreesmann, geboren am 9. Oktober 1903 / gestorben am 27. Juni 1916 gewidmet und wurde von dem Bildhauer Karl Janssen erschaffen.
Die Inschrift lautet: “Von einem Tage, den die Menschen leben, erblickt ich nur das Morgenrot. Vor Stürmen, die der Menschen Brust durchbeben, bewahrte mich ein früher Tod. Verweile Wanderer, nicht mich zu beweinen. Geh hin und tröste mir die lieben Meinen”.
Karl Janssen Bildhauer
Karl war das fünfte Kind von Laura und Theodor Janssen. Er wurde am 29. Mai 1855 geboren. Über seine Kindheit und Jugend liegen keine Nachrichten vor; es ist lediglich bekannt, daß er bei seinem Bruder Peter erste Zeichenstudien absolviert hatl2. Wie sein Vater und sein Bruder erhielt KARL JANSSEN eine Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf. Im Studienjahr 1872/73 trat er in die Kunstschule ein.
Der Wunsch, Bildhauer zu werden, schien von Anfang an festzustehen. Janssen war in diesem Studienjahr noch nicht in der Schülerliste von Wittigs Bildhauerklasse verzeichnet; er wurde jedoch in der Liste des Faches Kunstgeschichte genannt und dort als Bildhauer bezeichnet. Zu Beginn des darauffolgenden Studienjahres, am 6. Oktober 1873, trat Karl Janssen in die zweite Bildhauerklasse ein. Dort waren Wilhelm von Kempen und Leo Müsch seine Mitschüler; 1875 kam Max Reinhart hinzu, der nur zwei Jahre bei Wittig blieb. In der ersten Bildhauerklasse studierte bei Janssens Eintritt Heinrich Hoffmeister, der bereits 1873 nach Berlin wechselte. Wittigs Gehilfe Georg Neumann war ebenfalls in der ersten Bildhauerklasse eingeschrieben. Am Ende seines ersten Studienjahres in der Bildhauerklasse erhielt Janssen von Wittig folgende Beurteilung: “Janssen verspricht durch seinen Fleiß und Talente ein vorzüglicher Künstler zu werden”15. Im Studienjahr 1873/74 besuchte Janssen zusätzlich die von Dr. Lotz geleitete Bauklasse. Im Oktober 1874 trat Joseph Tüshaus in die Bildhauerklasse ein. Der in Münster geborene Tüshaus war vier Jahre älter als Janssen. Zwischen beiden entwickelte sich eine enge Freundschaft, die sie über ihre Studienzeit hinaus verband und auch in gemeinsamen Arbeiten zum Ausdruck kam. Am Ende des Studienjahres 1875/76 erhielt Janssen von Wittig eine weitere Beurteilung: “Janssen verspricht, wenn er sich ungestört so weiter entwickeln kann, wie er es die 3 Jahre, welche er nun bei mir ist, getan hat, durch sein schönes Talent, sein Fleiß und vorzüglichen Charakter ein vollständig durchgebildeter Bildhauer, zu werden, der sowohl unserer Anstalt Ehre machen, als auch allen Anforderungen gewachsen sein wird, die das Vaterland an einen tüchtigen Künstler stellen kann” Entsprechende Beurteilungen wiederholten sich in der Folgezeit. In den Studienjahren 1875/76 bis 1878/79 wurde Janssen ein akademisches Stipendium gewährt.
Anhand der Beurteilung für das Studienjahr 1877/78 lässt sich erstmals eine von Karl Janssen geschaffene plastische Arbeit fassen. Wittig hielt fest, Janssen ist gegenwärtig mit einer fast lebensgroßen Gruppe Antigone, Polyneikes die Grabesweihen spendend beschäftigt”. Doch bleibt die Kenntnis von Janssens Werk auf diese schrift1iche Überlieferung beschränkt. Wittigs Beurteilung zum Ende des Studienjahres 1877/78 ist weiterhin zu entnehmen, dass Janssen ,,Anfang dieses Jahres in einer Concurrenz mit vierzehn jungen Künstlern den Preis, ein Reisestipendium nach Italien davongetragen hat. Abraham Wetter war 1869 in Düsseldorf verstorben; er hatte testamentarisch eine Stiftung von 3000 Talern verfügt, die den Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie zugutekommen sollte. Die Aufsicht über diese Stiftung wurde in die Hände des Kuratoriums der Akademie gelegt, das festsetzte, dass die Zinsen dieses Kapitals angesammelt werden sollten, ,,…bis sie 500 Thaler erreichen. Alsdann soll eine Concurrenz in Bildem ausgeschrieben werden und demjenigen, welcher die beste Arbeit geliefert, die Summe von 500 Thalern behufs eine Reise nach Italien zuerkannt werden“. Das Kuratorium legte somit ausdrücklich fest, dass von den Bewerbern bildnerische Werke einzusenden waren. An diese Bestimmung hatte sich auch Karl Janssen als Schüler der Bildhauerklasse zu halten. Er reichte eine Feder- und Bleistiftzeichnung ein, den Entwurf zu einem mehrteiligen Fries Barbarossazug. Die den Kreuzzug Kaiser Friedrichs I. thematisierende Vorlage zu Wandgemälden gelangte in die Sammlung der Akademie, ist aber weder erhalten noch näher beschrieben.
Die Düsseldorfer Malerschule hatte sich früh mit Darstellungen zum Leben Barbarossas auseinandergesetzt. Der Reichsgraf von Spee nahm Mitte der 1820er Jahre Kontakte zu Peter von Cornelius auf, um den Gartensaal seines nördlich von Düsseldorf (bei Angermund) gelegenen Herrenhauses Schloss Heltorf mit Wandgemälden ausgestalten zu lassen. So entstand bis 1841 ein historischer Zyklus zum Leben Barbarossas, an dem mehrere Düsseldorfer Künstler beteiligt waren.
1826 vollendete Carl Stürmer das erste Bild. Neben anderen Darstellungen wurde in drei Bildfeldern der Kreuzzug Barbarossas (1189-1192) thematisiert. Carl Friedrich Lessing malte 1829 die Schlacht bei lkonium und entwarf die Erstürmung lkoniums, deren Ausführung Hermann Plüddemann im Jahr 1839 besorgte. Dieser gestaltete 1841 auch das letzte Gemälde des Zyklus, den Tod Friedrich Barbarossas. Es ist anzunehmen, dass sich Janssen in seinem Barbarossazug an den früheren Arbeiten der Düsseldorfer Malerschule orientierte. Das für eine Italienreise zweckgebundene Stipendium, das mittlerweile auf 1000 Taler erhöht worden war, nahm Karl Janssen erst nach Beendigung seines Akademiestudiums in Anspruch.
Über Jahre hinweg studierten Janssen und Tüshaus gemeinsan bei August Wittig. Ab dem Studienjahr 1877/78 waren sie – mit Ausnahme des als Gehilfe beschäftigten Neumann – die einzigen Schüler der Bildhauerklasse an der Düsseldorfer Akademie. In seiner Beurteilung zum Studienjahr 1878/79 bemerkte Wittig: „Von Janssen und Tüshaus kann ich zu meiner Freude sagen, daß die Hoffnungen, welche ich schon seit Jahren über sie aussprach, sich durch ihre gegenwärtigen Leistungen in vollem Maße erfüllen. Für den Fall, daß bald an die Ausführung der Eckfiguren auf dem neuen Akademiegebäude gegangen werden sollte, wäre es dringend zu empfehlen, dem Tüshaus einige dieser Dekorationsfiguren zu übergeben. Tüshaus hat in den letzten Jahren schon mehrere lebensgroße Figuren in Sandstein und Holz vollendet, und es könnte daher, besonders, da er die Arbeit unter meiner Leitung durchführen würde, kein Zweifel über das Gelingen derselben entstehen (…) Janssen ist augenblicklich mit einem anderen ehrenvollen Auftrage beschäftigt, weshalb ich ihn für vorgenannten Zweck zur Zeit nicht in Vorschlag bringe”
Die Eckfiguren für das neue Akademiegebäude wurden nicht realisiert, so daß auch in diesem Fall der akademischen Bildhauerei DüsseIdorfs ein Projekt nicht zugesprochen wurde.
Welchen “ehrenvollen Auftrag” meinte Wittig in seiner eben zitierten Beurteilung Karl Janssens? Im Studienjahr 1879/80 erhielt Janssen eine einjährige Zurückstellung vom Militärdienst. So konnte er das Modell einer Justitia vollenden. Wittigs Bericht zufolge sollte Janssen diese Figur zu einer lebensgroßen Holzskulptur ausarbeiten und ,,…während des Punktierens dieser Arbeit wird er das Gegenstück dazu im Modell beginnen”. Die Justitia wurde 1881 vollendet.
Peter Janssen, der zwischen 1878 und 1881 den Rathaussaal in Erfurt ausmalte, vermittelte seinem Bruder den Auftrag für zwei das Bildprogramm ergänzende Figuren. Karl Janssens Justitia wurde gemeinsam mit dem von Wittig erwähnten Pendant, einer ebenfalls lebensgroßen Fortitudo, an der Fensterseite des Rathaussaales in Erfurt aufgestellt. Zwei von F. Harzer geschaffene allegorische Figuren, Benignitas und Industria, wurden dem Bild- und Figurenprogramm der beiden Düsseldorfer Künstler hinzugefügt. Der Erfurter Rathaussaal ist in dieser Ausstattung erhalten.
Am 15. Oktober 1881 verließ Karl Janssen die Akademie. Er scheint sich während seiner gesamten Studienzeit der Lehre Wittigs gehorsam untergeordnet zu haben, denn Wittig bescheinigte ihm alljährlich neben seinem großen Talent ein gutes, ja “musterhaftes” Betragen. Aus diesem Grund kann Friedrich Schaarschmidts Überlieferung, Janssen habe die Wittigklasse nur so lange besucht, als er ,,…durch die Verhältnisse dazu gezwungen war, nicht den Tatsachen entsprechen. Janssen unternahm keinen Versuch, aus den vorgegebenen Bahnen auszubrechen; Wittig hätte ihm sonst keine so guten Zeugnisse ausgestellt. Auch Janssens späteres Schaffen steht in ungebrochener Kontinuität zu den akademischen Normen, die ihm Wittig vermittelte.
Quelle Text zu Karl Janssen: https://www.janssenart.de/pjalt/karljanssen/Schaffen.html
Abgerufen am 10.4.2021