Künstlerin und Kunstförderin
Lotte Lina Emilie Scheibler, geb. Müller (* 09.Januar 1894 Rotterdam, Niederlande; † 13. Mai 1969) war eine Kölner Künstlerin und Kunstförderin.
Namensansetzung auch Lotte Müller, Lotte Scheibler-Müller
Familie und Ausbildung
Lotte Müller wurde in Düsseldorf getauft. Ihre evangelische Familie hat Wurzeln nach Bielefeld, Osnabrück, Langenberg und ins Ruhrgebiet. Ihre Mutter hieß Anna Abeken. Ihr Vater, Gustav Henry Müller (1865–1913), war künstlerisch begabt, zeichnete gut und sammelte in den 1890er Jahren die Plakate der zeitgenössischen Jugendstilbewegung. Er wurde jedoch Reeder mit engen Geschäftsbeziehungen nach Rotterdam. Gemeinsam mit seinem Schwager Anton G. Kröller leitete er die von seinem Vater ursprünglich in Düsseldorf gegründete Schifffahrts- und Handelsgesellschaft Wm H. Müller & Co.
Da Gustav Müller ein Urenkel der Anna Henriette Wilhelmine Wallmichrath aus Langenberg war, war er mit der Familie Friedrich Krupp verwandt. Auch ihre Tante Helene (Emma Laura Juliane) Müller, die jüngere Schwester des Vaters, wandte sich den Künsten zu. Sie war Malerin. An der Seite ihres Ehemannes Kröller wandte sie sich dem Sammeln zu. Sie beschloss schon früh, ihre Kunstwerke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Helene Kröller-Müller gründete zusammen mit ihrem Mann in Otterlo nahe Arnheim ein Museum mit der Kunstsammlung des Ehepaars, das einen Schwerpunkt auf van Gogh legt, sie war auch die erste Direktorin des 1938 fertig gestellten Museums.
In diesem Kunst-geprägten Ambiente wuchs Lotte Scheibler auf. Sie studierte an den Kölner Werkschulen bei Prof. Ferdinand Nigg. 1920 heiratete sie in Den Haag den jungen Teilhaber der Chemischen Fabrik Kalk, Hans Carl Scheibler. Er war Sohn der Bertha Maria Emilia von Mallinckrodt, genannt Lilla, und des Düngemittelfabrikanten Carl Johann Heinrich Scheibler und stammte damit aus einer alten lutherischen Unternehmerfamilie. Hans Carl Scheibler war einer der Geschäftsführer der Chemischen Fabrik Kalk (CFK). Auch er hatte geschäftliche Bezüge zu den Niederlanden, er wurde daher niederländischer Vizekonsul und war aktives Mitglied der Deutsch-Niederländischen-Gesellschaft. Er betätigte sich – ebenso wie seine Frau – in Kölner Kunstvereinen. Das Paar hatte (ab 1920) drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn, Christoph Scheibler, war Graf Stauffenberg bei seinen Besuchen im Hauptquartier im Juli 1944 als Ordonnanz zugeteilt, so auch am Tag des versuchten Attentats, dem 20. Juli 1944.
Engagement
Lotte Scheibler-Müller war 1929 an der Gründung der Künstlerinnenvereinigung GEDOK Köln beteiligt, seit 1931 war sie im Vorstand aktiv. Über Jahre war sie zweite bzw. ab 1959 erste Schriftführerin. Zudem betreute sie bereits seit 1930 die vereinseigene Fachgruppe Bühnenkunst. Sie leitete weiterhin die Fachgruppe Kunstfreundinnen. Um jüngeren Künstlerinnen Auftrittsroutine zu vermitteln, lud sie des Öfteren zu kulturellen Veranstaltungen in ihre Villa in Marienburg (Germanikusstraße) ein.
In der NS-Zeit bestand die Vereinigung fort, immer wieder mit dem Preis der Anpassung. Lotte Scheibler regte etwa 1938 als Leiterin der Gruppe Angewandte Kunst die Kunsthandwerkerinnen an, sich an einem Preisausschreiben für einen Entwurf zu einer Mappe für die örtliche N.S. Frauenschaft zu beteiligen.
Bei der Neugründung der GEDOK Köln 1953 übernahm Lotte Scheibler wieder die Fachgruppenleitung in der Gruppe Angewandte Kunst. Hierfür verantwortete sie kleine Ausstellungen wie 1963 Kunst am Bau in den Räumen der Sparkasse Köln. 1965 zeigten die Kunsthandwerkerinnen in der Kölner Handwerkskammer zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft des deutschen Kunsthandwerks eine Spielzeugausstellung, organisiert von Lotte Scheibler und Lotte Daubenspeck. 1966 initiierte und konzipierte die Kunstfreundin die Ausstellung Textilkunst weiß in weiß mit Werken von 35 Künstlerinnen, die viele BesucherInnen anzog (Galerie Der Spiegel, Köln). Auch lud sie immer wieder in das Rote Haus in Monschau ein, ein Gebäude der Scheibler’schen Tuchfabrikation, das im Familienbesitz war, bevor es als Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus Monschau an den LVR übergeben wurde. Durch ihre kontinuierliche Mitwirkung wurde Lotte Scheibler zu einer wichtigen Integrationspersönlichkeit.
Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus Monschau: Mit ihrem Mann zusammen enagierte sie sich intensiv um die Wiederherstellung des aus Scheibler’schem Familienbesitz stammenden ‘Roten Hauses’ in Monschau mit seiner Innenausstattung aus dem 18. Jahrhundert…, um es für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen…
Es besteht weiterhin die Stiftung Lotte Scheibler am Musuem für Angewandte Kunst. Den Grundbestand der Jugendstil-Plakate des Vaters ergänzte Lotte Scheibler um Objekte aus der eigenen Sammlungstätigkeit, darunter auch Werke der Angewandten Kunst.
Brigitte Klesse würdigte die Mäzenatin in ihrer Publikation von 1981:
“So hat sie auch weniger für sich als für die Allgemeinheit gesammelt. Ihr untrügliches Urteil über künstlerische Qualität und Echtheit kam ihr dabei sehr zugute. Eine innere Wahrheitsliebe hat sie stets dazu bestimmt, objektiv auch dort ästhetische Werke anzuerkennen, wo die Arbeiten ihrem Geschmack weniger zusagten. Diese Objektivität befähigte sie in besonderem Maße zur Betreuung der Abteilung Bildende Kunst bei der GEDOK in Köln (1950-1969), wo sie junge Talente nicht nur moralisch, sondern auch durch Erteilung von Aufträgen unterstützte. Ihre Vorliebe galt vor allem den Textilkünstlerinnen, da dieses strenge Medium zu höchster Ehrlichkeit der Leistung zwang. Einige der schönsten Stiftungen Lotte Scheiblers an das Kunstgewerbemuseum entstammen daher diesem sehr sensiblen Zweig des modernen Kunsthandwerks.”
Ehrungen
1964 Ehrenplakette der GEDOK Köln für ihre besonderen Verdienste um die Gruppe Kunsthandwerk, welche sie seit Gründung 1927 (sic) führt.
Trägerin der Jabach-Medaille “in dankbarer Würdigung ihrer großen Verdienste um die Museen der Stadt Köln”. Sie erhielt die Auszeichnung im April 1967.
Quelle Text: https://wiki.frauengeschichtsverein.de/index.php?title=Lotte_Scheibler
Abgerufen am 25.12.2023