Pater der Kartäusermönche und der “Tulpenkönig der Stadt Köln”
Pater Joseph, der Tulpenkönig der Stadt Köln
Zweck dieser Zeilen ist (vorangegangen war die Herkunft und die Schönheit der Tulpe), auf einen unverdientermaßen fast vergessenen, merkwürdigen Tulpenfreund aufmerksam zu machen, der die Ehre genossen hat, „Tulpenkönig von Köln“ zu heißen. Einer der berühmtesten unter den vielen Mönchsorden, die früher in Köln blühten, war der der Kartäusermönche.
Gegründet wurde er von dem hl. Bruno, der in Köln um 1040 aus dem edlen Geschlechte derer „Von Hardefust“ aus der Linie der „Weisen“ am St. Laurenzplatz geboren wurde. Am 6. Dezember1334 gab Erzbischof Walram den Willen kund, in Köln eine Kartause zu errichten und diese erstand denn auch bald im südlichen Teil Kölns.
1794 zwangen die Franzosen die Kartäusermönche, ihr Kloster zu verlassen und seine Räumlichkeiten dienen heutzutage als Militärlazarett. Die Kölnische Kartause lieferte viele durch Frömmigkeit und Wissenschaft ausgezeichnete Männer und auch die Künste wurden von dem Orden mit Liebe und Neigung gepflegt. Dem großen Garten des Ordens wurde besonders eifrige Sorgfalt zugewandt.
Am Ende des vorigen und am Anfang des jetzigen Jahrhunderts war wegen der Vorliebe für Blumen und vor allem für Tulpen berühmt der Kartäusermönch Pater Joseph Becker, der von seinen Mitbürgern mit dem bezeichnenden Namen „Tulpenkönig“ geehrt wurde. Er starb im Jahre 1812 und wurde auf dem Melaten Friedhof begraben. In dem Buch „Die Bischöfe und Erzbischöfe von Köln“ von Freiherrn von Mering und Ludwig Reischert wird mitgeteilt, dass auf seinem Grabstein folgende Inschrift zu lesen war, zu deren besserem Verständnis vorausgeschickt sei, das Erspectanten und Triumphanten die Namen besonderer Tulpenarten waren.
Hier zwischen Günseln, Schwämmen, Skabiosen,
Liebstöckchen, Veilchen, Sonnenblumen, Rosen,
soll eine Tulpe, rund und rein,
auch Zierde im Gottesgarten sein.
Sie spross in jedem Jahr hervor, als Grabesweiser,
wo Pater Joseph, der Kartäuser,
der Tulpenkönig unserer Stadt,
den Ort der Ruhe zur Verwandlung hat.
Zur Freude aller Tulpen-Zunft-Verwandten,
wird neben seines Gleichen Erspectanten,
des großen Tages, hieraus voll und schön,
eine Zwiebel jährlich, reif zum neuen Leben,
des Kelches Pracht zum Duell des Lichts erheben,
aus ihm er endlich selbst als Triumphant erstehen.
Der gute Pater Joseph wie seine Ruhestätte wurden im Laufe der Zeit vergessen. Mitglieder der Kölner Gartenbaugesellschaft haben nun jüngst unter freundlicher Mitwirkung des Friedhofsinspektors Ibach das Grab des Blumenfreundes aufgesucht und den Beschluss gefasst, es alljährlich im Frühjahr mit Tulpen und späterhin mit anderen Blumen zu schmücken, entsprechend einer Aufforderung, die sich, wie gleich angegeben werden soll, jetzt auf dem Grabstein findet. Das Grab ist zu finden hinter der Friedhofskapelle, am Ende der Mauer, die die Wohnungen des Friedhofsgeistlichen und des Friedhofsinspektors mit dem dazugehörigen Garten von dem Friedhof abtrennt, unmittelbar am Eingang zu dem Garten.
Während die Ruhestätte selbst völlig vernachlässigt dalag, ist ihr an der Mauer angelehnter Grabstein ziemlich gut erhalten, aber die oben angeführte Inschrift findet sich nicht mehr darauf. Ob sie wirklich in der angegebenen Fassung eingraviert gewesen ist und im Laufe der Zeit vielleicht wegen Verwitterung durch eine andere ersetzt wurde, habe wir nicht ermitteln können. Der Grabstein kennzeichnet aber auch in seiner jetzigen Verfassung den Tulpenkönig in unzweifelhafter und würdiger Weise. Auf dem oberen Teil desselben sind an den Seiten 2 Tulpen eingemeißelt, die trauernd ihre Köpfchen niedersenkten auf die Stille Gruft ihres ehemaligen Pflegers.
Tiefer unten findet sich dann folgende Inschrift:
Grab des
Ehrwürdigen Kartäuserpriesters
Joseph Becker
Er starb, 67 Jahre alt, den 2. Februar 1812
Wohl seiner Seele bey Gott!
Redlich war er und gut und im Stillen ein Pfleger der Armen,
wie mit lieblichem Sinn, Pfleger der Blumen des Mays.
Erde bedecke darum nun sanft des Frommen Umhüllung,
und mit Blumen umpflanzt jährlich, O Freunde, den Staub.
Es ist also gar kein Zweifel, dass unter dem Rasen an der bezeichneten Stelle der Tulpenkönig Pater Joseph Becker zur ewigen Ruhe gebettet ist. Auf Anregung von Mitgliedern der Kölner Gartenbaugesellschaft ist jetzt durch die Städtische Friedhofsverwaltung die denkwürdige Grabstelle erneuert und mit reichem Blumenschmuck geziert worden und wird gewiss in Zukunft von den Freunden der Naturschönheit gern besucht werden.
Die Kölner Gartenbaugesellschaft hat sich dadurch, dass sie das Andenken des guten Tulpenkönigs wieder zu Ehren gebracht hat, einen neuen Verdienst erworben. Wir aber rufen dem edlen Blumenfreund in seine Stille Gruft „Have pia anima“ (Sei gegrüßt, fromme Seele).
Letzte Ruhe für Herz und Hirn (21.08.2009)
Körperteile aus der Rechtsmedizin bekommen Ruhestätte
Lange haben Prof. Markus Rothschild, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Universität zu Köln und Josef F. Terfrüchte, Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner eG, auf diesen Moment gewartet: Am 20. August wird die silbern glänzende Urne mit den eingeäscherten Überbleibseln aus rechtsmedizinischen Untersuchungen behutsam abgesenkt. Zahlreiche Knochen, Organe und Gewebereste von etwa 30 Menschen, die zwischen 1995 und 2003 gestorben sind, bekommen hier endlich eine würdevolle Ruhestätte, nachdem sie als Beweisstücke für Gerichtsverfahren nicht mehr benötigt wurden. Auch ganze Skelette, die bei Bauarbeiten des Öfteren geborgen und sichergestellt werden, finden zunächst den Weg in die Rechtsmedizin. Wenn dann durch die Untersuchungen eine Liegezeit von 50 und mehr Jahren herauskommt, müssen auch diese Körperteile nicht mehr aufbewahrt werden und haben jetzt einen angemessenen, letzten Bestimmungsort.
Die Zeremonie fand in kleinem Rahmen statt: der Kölner Oberstaatsanwalt, der Leiter des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin, zwei Seelsorger der Uniklinik und Mitarbeiter des Instituts für Rechtsmedizin waren gekommen.
„Bislang wurden die Organe als medizinischer Sondermüll in roten Tonnen entsorgt“, schildert Prof. Rothschild die unerträgliche Situation der vergangenen Jahrzehnte. „Aber menschliche Körperteile verdienen einen respektvollen Umgang, hierfür haben wir jahrelang gekämpft und nun endlich eine gute Lösung gefunden“, ist sich Terfrüchte sicher. In einem Patenschaftsgrab der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner eG sollen nun alle zwei Jahre Organbestattungen durchgeführt werden. Deutschlandweit ist ein solcher Festakt wohl einmalig. Nur in Hamburg wird mit Überresten Verstorbener ähnlich verfahren.
„In Köln hat die Rechtsmedizin besonders günstige Bedingungen angetroffen“, freut sich Prof. Rothschild. Die Kölner Friedhofsgärtner unterstützen das Anliegen durch die Übernahme der Pflegekosten sowie der städtischen Gebühren für die Nutzungsrechte. Die Bestattung wurde durch das Bestattungshaus Hoffmann unentgeltlich organisiert. Als Grabstelle wurde die Ruhestätte des Kartäuserpriesters und leidenschaftlichen Tulpenzüchters Joseph Becker ausgewählt, der 1812 verstarb.
Quellen Text: Ausschnitt aus der Kölnischen Zeitung vom 4. Mai 1895, bereitgestellt durch zeit.punkt NRW. Das vom Land NRW geförderte Projekt digitalisiert Lokalzeitungen aus NRW im Zeitraum von 1801-1945 und präsentiert sie in laufender Erweiterung in diesem Zeitungsportal der breiten Öffentlichkeit.
https://www.friedhofsgaertner-koeln.de/presse/letzte-ruhe-fuer-herz-und-hirn-12.html
Abgerufen am 15.07.2022