Johann Peter Kreuser (1795 – 1870)

Lehrer und Professor am Marzellen-Gymnasium

Berlin den 23. Oktober 1851, dem „ordentlichen Lehrer” an dem Katholischen Gymnasium zu Köln, Herrn Johann Peter, ist das Prädikat „Professor“ verliehen worden.

Das Dreikönigsgymnasium (DKG) ist mit seiner über 570-jährigen Geschichte eine der ältesten Schulen im Rheinland und die älteste Schule Kölns. Sie befindet sich heute im Stadtteil Bilderstöckchen.

Geschichte

Aus einer 1450 von dem Theologen Johannes von Kuyck am Eigelstein gegründeten Burse, der Bursa Cucana, für die Vorbereitung eines Studiums an der alten Universität zu Köln hervorgegangen, wurde die Schule 1551 von der Stadt Köln übernommen, da ihr die Auflösung drohte. In dieser Burse waren in der Hauptsache die Juristen untergekommen. Die Stadt stellte ein neues Gebäude in der Maximinenstraße zur Verfügung, an dem sie auch ihr Wappen mit den drei Kronen anbrachte, um damit deren Aufsichtsrecht zu kennzeichnen. Nach diesem Zeichen hatte die Burse, wie damals üblich, ihren Namen und damit ihre Adresse: Die dreigekrönte Burse, bursa tricoronata. Heute heißt eine Straße dort An der Rechtschule (siehe zur Geschichte auch dort). Die Leitung übernahm nun der Humanist Jakob Lichius aus Cochem.

Nach dessen Übertritt zum Luthertum wurde die Schule von Stadt und Universität an den erst 24-jährigen Johannes Reit (Rethius), Sohn eines Kölner Bürgermeisters, der selbst am Tricoronatum ausgebildet worden war, persönlich übertragen. Rethius war während seines Theologiestudiums in Rom der Gesellschaft Jesu beigetreten. Von 1557 bis 1773 leitete nun der Jesuitenorden die städtische Schule, die an Marzellen auf das Gelände der aufgehobenen Klause St. Achatius umgesiedelt war. Dort gegenüber entstand auch die neue Jesuitenkirche. Offiziell wurde die Leitung durch die Jesuiten erst 1582 übernommen.

Nach Aufhebung des Ordens 1773 blieb das Gymnasium bestehen, wurde aber nun Marzellengymnasium genannt, in preußischer Zeit auch Königliches Katholisches Gymnasium an Marzellen. In napoleonischer Zeit hatte auch die nach Auflösung der Universität gegründete Zentralschule ihren Sitz in den Gebäuden an der Marzellenstraße. Das ehemalige Vermögen der Jesuiten, ihrer Schule und das der aufgelösten Universität wird verwaltet vom Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, der auch heute noch Zuschüsse für die Schule gibt.

In preußischer Zeit wurde der Bau 1828/31 durch den Stadtbaumeister Johann-Peter Weyer umfassend instandgesetzt und mit einer neuen Fassade versehen. Ein Brand vom 18./19. März 1845 machte eine erneute Reparatur notwendig. 1912 wurde der beeindruckende historische Bau abgerissen. Auch das Votum der Schule für einen Erhalt des ehemaligen nun zu klein gewordenen Schulgebäudes konnte dies nicht verhindern.

1911 wurde das DKG an den Thürmchenswall (Nr. 42–54) verlegt. Seit diesem Jahr trägt es auch den heutigen Namen Dreikönigsgymnasium. 1977 zog das Gymnasium in das damals neu erbaute heutige Gebäude in der Escher Straße im Stadtteil Bilderstöckchen. In das alte Gebäude zog die neugegründete Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV NRW).

Johann Peter Kreuser war Oberlehrer am Katholischen Gymnasium in Köln und wohnte in der Marzellenstraße 44, in der Nähe von dem Gymnasium. Er war aber auch Kunstforscher, hielt Vorträge über christliche Kunst, speziell über Malerei und Bildnerei und setzte sich mit einem unglaublichen Einsatz für den Kölner Dom ein. Im großen Saal des Rathauses zu Köln hielt er Vorlesungen zur künstlerischen Ausstattung des Domes. Er war im Vorstand des „Central-Dombau-Vereins“ und wurde über viele Jahre wieder gewählt.

Laut Domblatt 73 setzten sich die Bürger Herr Schlechter und Professor Kreuser für ein Ehrenbuch ein, in diesem sollten Geber erfasst werden, die einen Betrag von mehr als 5 Talern spendeten. Herr Schlechter ließ dem Dom sogar die Sparbüchse seiner Kinder zukommen und zahlte jährlich, ohne Ausnahme der schlechten Zeiten, seinen Anteil.

Zu dem hier genannten „Herr Schlechter“ lässt sich kein Vorname finden, aber es gibt hunderte Zeitungsartikel „ein Herr Schlechter aus Köln“. Mal wird er für seine Verse verspottet oder er reicht immer wieder „wichtige“ Anträge an seine Majestät oder im Landtag ein. Hier mal ein Beispiel für einen Antrag im Landtag, vielleicht hat er damit ja sogar den Karfreitag geschaffen?

Da der Karfreitag auf das Herz eines Christen beim Blicke nach dem Kreuz hin einen tiefen Eindruck macht, dagegen aber sehr, sehr viele Christen diesen wichtigen Moment nicht benutzen, zudem, da jetzt die Religion so hintenan gesetzt wird, so möge dieser für jeden Christen, dem der letzte Funken von Religion noch nicht ausgedämpft wäre, so wichtige Tag durch welt- und geistliche Behörde zu einem ganz strengen Feiertag ernannt werden, dagegen der St. Peter- und Paulstag, der doch gerade in einer Verdienstzeit fällt, eingehen.

Am 15. September 1860 erscheint ein Artikel in der Bonner Zeitung:

Mit dem Beginne des Schuljahres 1860/61 wird das neue katholische Gymnasium an der Apostelkirche in Tätigkeit treten. Das Lehrerkollegium ist zum Teil schon zusammenstellt und an Schülern wird es nicht fehlen. Bisher bestanden am königlichen – katholischen Gymnasium von Serta bis Prima Parallelklassen, welche jetzt reduziert werden, so dass die acht gewöhnlichen nur noch übrigbleiben. Letztere Anstalt, am gewöhnlichsten „Jesuiten-Gymnasium“ genannt, wird einen neuen offiziellen Namen erhalten, nämlich „Katholisches Gymnasium an Marzellen“. Mit Schluss des Sommersemesters tritt das älteste Mitglied des Lehrerkollegiums, Herr Professor Kreuser, auf sein Ansuchen in den Ruhestand. Seit 1914 war er hier in seiner Vaterstadt im höheren Lehrfach tätig.

 

Am 27. Oktober 1870 erscheint folgender Nekrolog

(das ist nur ein kleiner Auszug aus dem Nekrolog, der Originalbeitrag geht über eine ganze Seite)

Welcher Kölner kannte ihn nicht, den alten Herrn mit dem vollen, weißen Haar und dem rötlichen Gesicht; wer wäre ihm nicht schon begegnet, wenn er nachmittags in gebückter Haltung der gedrungenen Gestalt, den dicken Rohrstock unter dem Arm, seinen regelmäßigen Spaziergang machte, langsam denselben Weg zurückgehend, den er seit vielen Jahren, für die Jüngeren seit Menschengedenken, täglich zurückgelegt hatte.

Und wer nicht selbst gelegentlich oder ihn reden gehört in seiner eigentümlichen, drastischen Ausdrucksweise, hatte sicher irgendeinen guten Einfall des Professors, einen Witz oder eine seltsame Grobheit, die ihm entfallen, wiedererzählen gehört; man könnte eine ganze Sammlung von Anekdoten zusammenstellen, wahre und unwahre, welche ihn zum Gegenstand haben.

Zwei Generationen höher gebildeter Kölner waren seine Schüler gewesen, er hatten 40 Jahre lang am Marzellen-Gymnasium doziert, und wenn sie von seinem Unterricht wenig behalten hatten, denn Kreuser war trotz seiner großen Gelehrsamkeit und vielleicht gerade darum, kein Lehrer für Jungen, so hatten sie gewiss nicht den Professor vergessen und ihm ein freundliches Andenken bewahrt, obschon sie wahrscheinlich als Schüler wenig Freude gemacht hatten.

In weiten Kreisen war Kreuser durch andere Tätigkeiten bekannt, denn überall, wo er mitzuwirken hatte, griff er mit eigentümlichem Feuereifer ein. In jüngeren Jahren war er ein hoch angesehenes Mitglied des Freimaurer-Ordens und hat es zu den höchsten Würden in der Loge gebracht. Zu späterem Alter hatte er sich mit demselben Feuereifer ihren Gegnern zugewandt und war tätiges Mitglied verschiedener katholischer Vereine, ein mächtiger Vorkämpfer, soweit es an ihm lag, der ultramontanen Partei (Ultramontanismus bezeichnet den romtreuen politischen Katholizismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts) und ein Anhänger und Verteidiger kirchlicher Strenggläubigkeit und politischer Reaktion.

Gerne rühmte er sich, wie er als Offizier der Bürgerwehr, und er muss ein gar seltsamer Offizier gewesen sein, während der Wirren von 1848 das revolutionäre Gesindel in Respekt gehalten und zu Paaren getrieben hatte. (zu Paaren getrieben = in die Enge getrieben / in die Flucht geschlagen).

Sehr verdient hat er sich um den Dombau gemacht, er war besonders in den ersten Jahren des Dombau-Vereins ein einflussreiches und tätiges Mitglied desselben, er war damals in der Tat einer der Wenigen, welche bei dem Ausbau des Domes wussten, um was es sich handle, und der Dombaumeister Zwirner verließ sich in kirchlichen und geschichtlichen Fragen gerne auf seinen Rat. Seine „Dombaubriefe an Zwirner“, etwa um 1840 – 42 erschienen, gehören zu den bahnbrechenden Versuchen, einen verschollenen und vergessenen Zweig der Geschichte der kirchlichen Kunst und der Kunstwissenschaft wieder herzustellen.

Auch der kölnische Karneval, zu dessen Wiederleben er viel beitrug, hat ihn begeistert und er hat eine Anzahl von Karnevalsliedern gedichtet, die noch nicht vergessen sind. Seine größte poetische Arbeit war ein Drama, „Die Overstolzen“, dessen Stoff der kölnischen Geschichte entnommen ist, welches Werk er aber später selbst als „ungeheuerlich“ bezeichnete. Seine Gedichte haben jedoch alle eine sehr lokale Färbung und so muss man ihn zu den speziell kölnischen Dichtern wie Smets, Schier und andere mitrechnen.

Altdeutsche Biederkeit, kölnisches Bürgertum, wie er sie sich dachte, christliche Frömmigkeit und Sitte waren die Ideale, für die er immer, schreibend und redend. eingetreten ist und er hat sie nicht nur als Romantiker mit Worten bekannt, sondern auch mit seinen Taten. Seiner Vaterstadt und seinen Mitbürgern hat er sich nützlich gemacht, wo er konnte und wie er es verstand. Seiner Familie war er unverheiratet lebenslang ein treuer Ernährer und erst nach der Niederlegung seines langgeführten Lehreramtes haben ihm einige seiner früheren Schüler und andere Freunde durch eine Stiftung die Sorge um die Bedürfnisse eines mäßigen Lebens erleichtert. Er starb nach kurzer Krankheit am 18. Oktober 1870 in Köln.

Eigene Recherche © Wolfgang Kranz 

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Quellen Text teilweise: Seite „Dreikönigsgymnasium“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Februar 2022, 22:42 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dreik%C3%B6nigsgymnasium&oldid=220646707 (Abgerufen: 11. Juni 2022, 07:44 UTC)

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