Gustav Bunge (1821 – 1891)

Unternehmer und Erbauer des Schloss Sinzig

Die Familie Bunge, so Schröder, stammt aus Unna/Westfalen. Fünf Generationen nach dem ersten namentlich bekannten Angehörigen kam David Bunge 1745 zur Welt, ein Theologe von großer Gelehrsamkeit und glänzender Redegabe, der das für die nächsten 50 Jahre meistbenutzte Buch für Kinderlehre, Schule und Konfirmandenunterricht verfasste und zehn Kinder hatte.

Der siebte Sohn, Johann Peter Gottlieb Bunge, ging nach Brüssel um Kaufmann zu werden, später nach Antwerpen und Amsterdam. 1818 gründete er, nach erfolglosen Geschäftsversuchen mit Kompagnons, allein die Bunge & Co, eine bis heute sich im internationalen Getreidehandel glänzend behauptende Familien-Aktiengesellschaft.

Einer seiner neun Söhne war der 1821 in Amsterdam geborene Erbauer des Schlosses Sinzig Gustav Bunge. Fünf seiner Brüder ergriffen den Kaufmannsberuf, und auch in Gustavs Adern floss Geschäftsblut. Er arbeitete für Bunge & Co, gründete 1959 eine Niederlassung in Brüssel und eine in New York. Im gleichen Jahr führt ihn ein Kölner Adressbuch als „Kaufmann der Firma Bunge und Borlage, New York“.

Köln, so erläuterte Schröder eindrucksvoll, erlebte nach 1820, auch infolge der Säkularisation, einen gewaltigen Bauboom. Gewerblich dominierte die Textilindustrie, daneben gab es schon 1807 acht Eau de Cologne- Betriebe. Zigarren, Zucker und Seile wurden produziert. „Vor allem aber war Köln die finanzielle Hauptstadt, vor Frankfurt oder Berlin…Insofern war Köln für den Kaufmann Bunge anziehend.“ Andererseits grassierten mangels Hygiene – Fäkalien im Rinnstein und zuweilen Misthaufen „bis an die Giebelspitze der Häuser“ – Cholera, Pocken, Schwindsucht und Kinderkrankheiten. In der warmen Jahreszeit waren Ungeziefer, Fäulnis und Gestank wohl extrem unerträglich, sodass der, welcher die Mittel besaß, sommers aufs Land ging.

Daran fehlte es dem jungen Paar Bunge, Gustav hatte 1850 die 22-jährige Adele Maria Andreae geehelicht, wohl kaum. Denn die Braut kam aus einer wohlhabenden rheinischen Tuchfabrikantenfamilie, die auch im Kupfer- und Weinhandel tätig war. Noch im Heiratsjahr erwarben beide die Sinziger Schlossruine und betrieben sogleich den Neubau ihres Sommersitzes. Zwischen 1851 und 1863 wurden ihnen fünf Kinder geboren, Johanna, Adele, Agnes, Clara und ein Sohn Gustav. Den Sommer verbrachte die Familie, je nach Wetter, von März bis Oktober in Sinzig.

Außer seiner von Köln aus geführten Kaufmanntätigkeit für die Firma Bunge & Co wurde Gustav Bunge Sozius der Flachsspinnerei Schöller in Düren. Auch saß er bis zu seinem Tode im Aufsichtsrat der Sinziger Mosaikplattenfabrik und hatte eine leitende Funktion im Aufsichtsrat der „Stadtberger Hütte AG“ inne, einem Kupferbergwerk in Niedermarsberg/Westfalen. Angeregt durch das Beispiel seiner Neffen, die in Südamerika Geschäfte machten, gründete Gustav Bunge zweimal in Argentinien einen „Argentinischen Landverein“ zum „Handel mit Grundstücken und Eingeborenen“. 1890 verlor er seine Investitionen durch den argentinischen Staatsbankrott. Im gleichen Jahr legte er ebenfalls Geld in südafrikanischen Goldminen an.

„Das war alles zeitgemäß, in Deutschland war die Kolonialeuphorie ausgebrochen, vom Kaiser gefördert, menschlich wie sozial fragwürdig. Aber wir sind sicher nicht berechtigt, das mit heutigen Maßstäben zu messen. Vor allem, wenn wir sehen, wie sozial Gustav Bunge an anderer Stelle gehandelt hat“, befand der Redner.

So stiftete Bunge die 1874 eröffnete Kölner „Augenheilanstalt für Arme“, eine damals fortschrittliche schnell florierende Einrichtung. Bunge, der seine Zeit tatkräftig mitgestaltete, erfreute sich zeitlebens einer robusten Gesundheit, bis er im Februar 1891 innerhalb von vier Tagen an einer Lungen- und Rippenfellentzündung starb. „Er lebt noch unsichtbar in den Genen seiner Nachkommen, sichtbar durch sein Bild im Schlösschen und in der Wetterfahne über dem Turm.“

Schloss Sinzig

Das Schloss Sinzig ist eine neugotische Villa in Sinzig, einer Stadt im Landkreis Ahrweiler im nördlichen Rheinland-Pfalz, die von 1856 bis 1859 errichtet wurde. Sie befindet sich auf dem Grundstück Barbarossastraße 35 und wird heute von der Stadt Sinzig für Repräsentationszwecke genutzt, auch das Heimatmuseum Sinzig ist darin untergebracht. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Geschichte und Ausstattung

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Reste einer bereits 1337 erwähnten Wasserburg der Herzöge von Jülich-Berg zu sehen, die außerhalb der Sinziger Stadtbefestigung lag. Das 1569–1574 zu einem Schloss umgebaute Gebäude wurde 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört. So blieben nur noch die Ruinen der Grabenanlage und eines Rundturms.

Die Parkanlage wurde nach Entwürfen von Peter Joseph Lenné um 1840 gestaltet.

In den Jahren von 1854 bis 1858 wurde nach den Plänen des Architekten Vincenz Statz ein neugotischer Bau in Schiefer-Bruchstein-Mauerwerk als Sommersitz für den Kölner Kaufmann Gustav Bunge errichtet. Bunge hatte das Grundstück 1850, im Jahr seiner Heirat mit Adele Andreae, gekauft. Noch heute zieren seine Initialen die Wetterfahne auf der Turmspitze des sogenannten Schlosses.

Der Historienmaler Karl Christian Andreae, ein Schwager von Bunge, malte das Innere des Schlosses kunstvoll aus. Bunges Tochter Johanna (1851–1934), verheiratet mit dem Kölner Bankier und Kunstmäzen Ernst Friedrich Wilhelm Koenigs, erbte die Villa. Als eine der letzten Erben der Familie vermachte deren Tochter Elisabeth Johanna Adele von Wedderkop der Stadt Sinzig 1954 das markante Gebäude, das in der Denkmalliste eingetragen ist. Nach Renovierungsarbeiten kamen 1956 das Heimatmuseum und das Stadtarchiv im Schloss unter. Im Turmzimmer mit der historistischen Ausmalung des 19. Jahrhunderts befindet sich das Trauzimmer des Sinziger Standesamts. Diese Wandmalereien wurden von Andreae in den Jahren 1863–1865 gemacht. Der Zyklus umfasst vier Monumantalwerke die im Uhrzeigersinn darstellen: Germanen beobachten Schiffe auf dem Rhein, Karl der Große als Bauherr der Aachener Pfalzkapelle, Kaiser Barbarossa verleiht das Bergwerksprivileg an Bischof Hillin vom Trier und Abreise des Kaufmanns Bunge im Kölner Hafen. Darunter diverse historische Grisaillemalereien, die thematisch zu den Werken darüber passen.

 

 

Quellen Text: Sinziger Schlossgeschichten – Folge 36 von Hildegard Ginzler

https://www.museum-sinzig.de/tag-des-offenen-denkmals.html

Seite „Schloss Sinzig“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 3. Oktober 2021, 14:54 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schloss_Sinzig&oldid=216083086 (Abgerufen: 8. Juli 2023, 13:31 UTC)

 

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