Gustav Arnold Steiger (1825 – 1881)

Dekorationsmaler und Fabrikant für Fahnen, später entstand die “Kölner Fahnen Fabrik”

Am 27. Oktober 1850 erscheint im Zivilstand der Stadt Köln eine kleine Anzeige, es wird die Geburt von Ursula, einer unehelichen Tochter des Dekorationsmalers Gustav Arnold Steiger angezeigt.

Am 29. Mai 1855 erfolgt eine Heiratsankündigung des Witwers Arnold Gustav Steiger und Anna Christ. Braun. Mit 30 Jahren schon Witwer war in dieser Zeit keine Seltenheit, vermutlich hatte er die Mutter von Ursula geheiratet und die junge Frau ist verstorben. Bereits am 9. Juni 1855 wird die vollzogene Verbindung mit Anna Steiger, geb. Braun angezeigt.

Verwandten und Freunden machen wir die traurige Mitteilung, dass der Herr unser Söhnchen Joseph, beinahe 5 Jahre alt, nachdem es an Masern erkrankt und die Bräune hinzugetreten ist, in dieser Nacht gegen 2 Uhr früh zu sich genommen hat. Um stille Teilnahme bitten Gustav Arnold Steiger und Frau, Köln den 6. Februar 1864.

Am 9. April 1867 erscheint eine große Anzeige in der Kölnischen Zeitung:

Die bisher an der Rechtsschule Nr. 16 geführte Tapetenhandlung und Rouleauxfabrik verlege ich nunmehr nach Breitstraße 41, gegenüber dem Kaiserlichen Hof. Der Rouleauxdruck war ein Druckverfahren mit dem Stoffe, wie z.B. Gardinen oder Fahnen bedruckt wurden. Rouleaux waren Rollen bzw. Kupferwalzen, mit denen Farbe auf Stoffbahnen übertragen wurden.

Durch Einrichtung eines größeren Geschäftslokals und Verbindung mit den ersten Fabriken des In- und Auslands bin ich im Stande, allen Anforderungen zu genügen und erlaube mir auf mein besonders reich sortiertes Tapetenlager in den gangbarsten Mittelsorten, eine große Auswahl in gemalten Fenster-Rouleaux, Wachstuchen, Jalousien aus Drahtgeweben, Fenster-Galerien und Goldleisten zu billigsten und festen Preisen ergebenst aufmerksam zu machen.

Mein Anstreicher Geschäft, Dekorations- und Schildermalerei, werde ich wie bishieran unverändert fortsetzen und empfehle mich in allen im Dekorationsfache vorkommenden Arbeiten bestens.

Arnold Steiger

In den Folgejahren empfiehlt Arnold Steiger immer wieder die neuesten Tapeten, darunter Gold- und Gobelin-Tapeten, Matt- und Satin-Tapeten sowie Dekorationsborten, auch gemalte und gedruckte Fahnen werden angeboten. Aus der „kleinen“ Tapetenhandlung ist eine Handlung „en gros et en detail“, also eine Großhandlung geworden.  Ab 1879 gibt es schon die ersten Tapetenmusterkarten für Tapezierer und Wiederverkäufer.

Gustav Arnold Steiger verstirbt am 20. September 1881 auf einer Reise nach Berlin an den Folgen eines Hirnschlags im Alter von 57 Jahren. Bereits am 3. Oktober 1881 wird beim Amtsgericht das Geschäft „Arnold Steiger“ auf die Frau Steiger, geb. Braun übertragen.

Offensichtlich spezialisiert sich Anna Steiger auf Fahnen und Flaggen, die Werbung wird unter Fahnen- und Flaggenfabrik weitergeführt. Am 1. Februar 1887 erfolgt eine Änderung des Firmennamens, aus „Arnold Steiger“ wird „Arnold Steiger – Kölner Fahnen Fabrik“.

Anna Steiger scheint hier eine richtige Entscheidung getroffen zu haben, das Geschäft scheint sich gut zu entwickeln. Die Kölner Fahnen Fabrik liefert nicht nur Fahnen und Flaggen, sondern auch Theater-Dekorationen, komplette Bühnen, Standarten, Vorhänge, Hintergründe, Kulissen, kunstvoll gemalte Aushänge- und Vereinsfahnen und Zubehör wie Fahnenmaste usw.

Zu dem in Aussicht stehenden Besuch seiner Majestät des Kaisers in der Rheinprovinz werden Aufträge auf Fahnen, Flaggen, verzierte Stangen, Stangenhalter in Schmiedeeisen, Dekorationen von Fassaden, Willkommensschilder, ganze Ehrenpforten, Transparente und dergleichen fristgerecht geliefert.

Arnold Steiger – Kölner Fahnen Fabrik

Ein prachtvolles Banner, für den Männergesangverein Cäcilia in Glessen bestimmt, ist zurzeit im Schaufenster der Kölner Fahnenfabrik von Arnold Steiger an der Breitestraße ausgestellt. Die Vorderseite ist in bordeauxfarbigem Samt hergestellt und enthält in der Mitte das kunstvoll gestickte Bild der hl. Cäcilia, umgeben von Rosenranken sowie den Namen des Vereins. Die Fahne ist sehr sauber gearbeitet und gereicht sowohl dem Verein als auch der Fahnenfabrik zur Ehre.

Es erfolgt ein Umzug in die Glockengasse 16 und es folgen fast nur noch hochwertigste Fahnen, Banner und Standarten für Vereine, Kirchen und Prozessionen. Die Fahnen werden selbst bis nach Amerika geliefert und erhielten dort Ehren in allerhöchster Form.

Anna Steiger, geb. Braun verstirbt am 25. April 1897 im Alter von 73 Jahren, die Fahnenfabrik „Arnold Steiger“ wird noch viele Jahre unter dem Namen fortgeführt. Den weiteren Werdegang der Kölner Fahnenfabrik habe ich nicht mehr verfolgt, da es keine Anzeichen auf Kinder der Familie Steiger gibt.

 

Eigene Recherche © Wolfgang Kranz

 

Auf Google Maps ansehen

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner