Direktorin und Theater- Volksschauspielerin
Am 9. Mai 1894 schreibt die Rhein- und Ruhrzeitung:
„Das Kölner Hänneschen Theater hat Fleisch und Bein angenommen“
Ein eigenartiger Gedanke ist es jedenfalls, dass altehrwürdige „Kölner Hänneschen“ Fleisch und Bein annehmen zu lassen. Das Publikum ist mit der Änderung sehr zufrieden, das zeigten gestern die zwei ausverkauften, von durchschlagendem Erfolg begleiteten Vorstellungen des Kölner Parodietheaters, wie Herr Wilhelm Josef Millowitsch (1854 – 1909) seinen Kunsttempel auf dem Viehmarkt nennt. Der Humor ist der alte geblieben, die Stücke dieselben, welche uns früher von lebensgroßen Puppen geboten wurden. Die Darstellungen zeigten in „Don Cesar“ wie in „Der kölsche Gasparone“ ein gutes Zusammenspiel, aus welchem der Direktor als Hänneschen, Emma Millowitsch als Marizebill, Peter Klassen als Tünnes und Engelbert Jansen als Schäl hervorragten.
Die Plattkölnische Volksbühne reiste in dieser Zeit noch von Stadt zu Stadt und spielte vorwiegend in Düsseldorf und Umgebung. Fast alle Vorstellungen waren ausverkauft und es gab sogar Ehrenabende für Frau Direktor Emma Millowitsch. Besonders gut kam die parodistische Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten „Madame sang schön“ an. Die Besucher standen mit tosendem Applaus auf den Stühlen und Emma musste immer wieder auf die Bühne. Egal wo die Plattkölnische Volksbühne auftrat, es gab fast immer einen Ehrenabend für Emma Millowitsch. Das komplette Ensemble bestand zeitweise aus mehr als 70 Personen, sowie 6 Waggonladungen Dekorationen, Kostüme und Ausstattung.
Frau Direktor Emma Millowitsch trat in vielen Rollen auf, darunter z.B. als Katharina Bienbeinchen oder als Aennchen in dem Kölner Stück „3 Tage aus dem Kölner Leben“, aber „Madam sang schön“ durfte nirgendwo fehlen. Ein ganz besonderer Erfolg war auch „Die Reise um die Erde in 80 Tagen“, in der Emma die derbe Soubrette spielte. Aber auch die anderen Familienmitglieder Hilda, Käthe, Else, Peter, Karl, Kaspar und Wilhelm Millowitsch jr. spielten in der Spektakel- und Ausstattungsposse mit Gesang in 14 Bildern mit.
Am 22. Juli 1909 erscheint eine riesige Todesanzeige für den Theaterdirektor Wilhelm Millowitsch, er starb nach längerem Leiden im Alter von 54 Jahren. Nach Wilhelms Tod übernahm seine Frau Emma Millowitsch (1861-1930) die Leitung der Spielstätte und sorgte nun für die endgültige Etablierung des Namens “Millowitsch” und des dazugehörigen Theaters.
Am Nachmittag des 11. September 1930 starb unerwartet die bekannte und geschätzte Kölner Typendarstellerin Emma Millowitsch, die über 5 Jahrzehnte mit innerer Begeisterung all die lustigen Frauengestalten verkörperte, die allabendlich im Theater in der Schildergasse zu Köln belacht und beklatscht wurde. Sie hat es verstanden, mit ihrem unverwüstlichen Bühnentemperament, ihrer ursprünglichen, blutlebendigen Begabung unzähligen Kölnern vergnügte Theaterstunden zu bereiten.
Nun ist Emma Millowitsch dahingegangen und mit ihr ging ein Stück Altkölner Theatertradition.
Eigene Recherche © Wolfgang Kranz