Benedikt Klein (1840 – 1901)

Unternehmer und Erfinder der Margarine

Die Kölner „Benedikt Klein Margarinewerke“

Der Apotheker Benedikt Klein gründete im Jahr 1871 die erste Margarineproduktion Deutschlands im damals noch eigenständigen Ort Nippes, der im Jahr 1888 nach Köln eingemeindet wurde. Ab 1888 produzierten die „Benedikt Klein Margarinewerke“ in der dortigen Vogteistraße (heute im Stadtteil Altstadt-Nord), bevor der Werksstandort 1899 nach Ehrenfeld verlegt wurde.

Die Klein‘sche Fabrik stellte die nach dem alten Kölner Patriziergeschlecht der Overstolzen benannte Margarinemarke „Overstolz“ her sowie die „Botteram“, deren Name auf das kölsche Wort für ein Butterbrot zurückgeht. Unter der seinerzeit auch abweichend geführten Schreibweise „Botterram“ (so erneut seit 2017) wurde das Streichfett von dem Kölner Original Willy Millowitsch (1909-1999) beworben.

„In den 1960er Jahren wurde bis zu 16 Tonnen Margarine pro Stunde hergestellt, ehe Ende der 1970er Jahre die zunehmende Konkurrenz und der damit einhergehende Preisdruck dazu führten, dass Firmenchef Robert Klein das Unternehmen 1980 an Unilever verkaufte.“

Zunächst verblieb die Produktion noch in Köln, wurde dann jedoch 1987 nach Kleve verlagert und später dem Firmenverbund „Union Deutsche Lebensmittelwerke GmbH“ angegliedert – einer Tochter des 1930 entstandenen niederländisch-britischen Verbrauchsgüterkonzerns „Unilever N.V.“

„Ende der 1990er Jahre zogen die verbliebenen Mitarbeiter von Köln nach Hilden, ehe das Unternehmen im Jahr 2001 völlig in der Union aufging.“

 

Margarine als Butterersatz

Margarine ist ein industriell hergestelltes Streichfett aus pflanzlichen und/oder tierischen Fetten, das als Ersatz für „echte“ Butter aus Milchrahm oder auch als Ersatz für Schmalz aus Schlachtfett von Schweinen, Gänsen oder Rindern dient.

Die Anregung zu Erfindung der Margarine ging vom französischen Kaiser Napoleon III. aus (1808-1873, Staatspräsident 1848-1852 und Kaiser 1852-1870). Dieser suchte aufgrund des kriegsbedingten Mangels an Nahrungsmitteln einen gleichermaßen energiereichen, schmackhaften, streichfähigen, haltbaren und preiswerten Ersatz für die kostbare Butter. Napoleon setzte ein Preisgeld für die Erfindung eines geeigneten Streichfettes zur Verpflegung seiner Truppen im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 aus.

Der Chemiker Hippolyte Mège-Mouriés (1817-1880) war mit seiner Erfindung einer zunächst aus gereinigtem Rindertalg und Magermilch bestehenden Kunstbutter erfolgreich, die er zunächst beurre économique (preiswerte Butter) nannte. Da sein Nahrungsfett wie eine Perle schimmerte, ließ Mège-Mouriés es unter dem Namen Oleomargarin patentieren – der Name setzt sich aus dem lateinischen Wort für Öl oeleum und dem griechischen márgaron (μάργαρον = Perle / Perlmuschel) zusammen. Später nannte Mège-Mouriés sein Erzeugnis margarine Mouriès. Der Erfinder hatte allerdings wenig wirtschaftliches Geschick, so dass er sein Patent bereits 1871 verkaufen musste.

Die Erkenntnisse des deutschen Chemikers Wilhelm Normann (1870-1939) zur Verfestigung pflanzlicher Öle ermöglichten um 1902 erstmals die Herstellung von Pflanzenmargarine (www.deli-reform.de). Diese konnte allerdings erst ab 1952 ohne chemische Zusätze und Hilfsmittel hergestellt werden.

Bereits ab 1906 war in Deutschland durch ein besonderes Reichsgesetz der Name „Margarine“ für das auch „Sparbutter“ genannte neuartige Streichfett vorgeschrieben worden.

Aufschwung und Niedergang der Margarine

Das neue Produkt erlebte zunächst einen lebhaften Aufschwung: Bereits im Jahr 1885 produzierten 45 Firmen in Deutschland die moderne „Kunstbutter“; diese Zahl stieg bis in die 1950er Jahre auf etwa 80 Fabriken an.

Schon in den 1880er Jahren soll der Margarineverbrauch in der Stadt Dortmund bereits das Dreifache des Butterverbrauchs betragen haben (industriemuseum.lvr.de). Im Nachkriegsdeutschland war alleine zwischen 1950 und 1955 ein Anstieg des jährlichen Pro-Kopf-Verbrauchs von 9 auf 12,8 Kilogramm zu verzeichnen (Die Zeit 1960).

Als eine 1960 zunächst in den Niederlanden und dann auch in Deutschland grassierende fiebrige Bläschenkrankheit auf krankheitserregende Zusätze der holländischen Margarinesorte ‚Planta‘ des Konzerns Unilever zurückgeführt werden konnte, gerieten auch andere Handelsmarken wie „Rama“, „Sanella“ und „Blauband“ unter den Verdacht, ebenfalls die gefährlichen Fette zu enthalten. Die nachfolgende Absatzkrise erreichte die Margarineindustrie just zu dem Zeitpunkt, als infolge des zunehmenden Wohlstands gleichzeitig immer mehr Menschen allmählich wieder der „guten und echten“ Butter den Vorzug gaben.

Im Zuge der Aufklärung des „Planta-Skandals“ erklärte sich auch der merkwürdige Umstand, dass die Krankheitssymptome häufig nur bei Kindern, nicht aber bei deren Eltern auftraten. Der Grund war eine „ökonomische Haussitte“, die seinerzeit offenbar häufig in Familien üblich war: „Die Eltern versorgten die Kinder zumeist mit Margarine, während sie selbst Butter vorzogen.“ (Der Spiegel 1960)

Der gesundheitliche und ernährungsphysiologische Wert von Margarine gegenüber Butter ist bis heute umstritten.

Der Margarine-Verbrauch der Bundesbürger ging indes schon vor dem Skandal merklich zurück:

„Während die Butterproduktion von 237 000 Tonnen im Jahre 1956 auf 302 000 Tonnen im vergangenen Jahr [1959, Verf.] stieg, fiel die Margarine-Erzeugung in der gleichen Zeit von 642 000 Tonnen auf 590 000 Tonnen.“ (ebd.).

Gegenwärtig werden in Deutschland pro Kopf jährlich noch etwa 4 Kilogramm Margarine konsumiert, wohingegen gleichzeitig der Pro-Kopf-Konsum von Butter, Milchfett- und Milchstreichfett-Erzeugnissen stabil bei rund 6 Kilogramm liegt (de.statista.com).

Quelle Text: „Benedikt Klein Margarinewerke in Altstadt-Nord”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-296909 (Abgerufen: 28. Januar 2022)

 

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