Albert Geyr (1874 – 1925)

Kaufmann

Am 29. Juli 1911 geben Albert und Lydia Geyr (geb. Sonderegger) ihre Vermählung bekannt, aber der Name Albert Geyer taucht schon viel früher auf. So kündigen am 5. Oktober 1871 Albert Geyr und Elisabeth Fleischhauer ihre Hochzeit an. Es ist in dieser Zeit nicht ungewöhnlich, dass der Sohn den Namen des Vaters bekommt, anhand der Merkmale auf dem Grabstein haben auch Albert und Lydia ihren Sohn Albert genannt.

Bereits am 11. Oktober 1871 schließen der Kaufmann Albert Geyr und Elisabeth Fleischhauer, Witwe des Kaufmanns Paul Kiel, Handelsfrau, beide in Köln wohnend, einen Ehevertrag ab. Die Beiden haben bestimmt, dass eine beschränkte Gütergemeinschaft vereinbart wird, diese soll auf die Errungenschaften während der Ehe angewendet werden. Bereits am 20. Juni 1872 wird die Geburt eines prächtigen Jungen angezeigt. Als Adresse tauch hier der Eigelstein 68 in Köln auf, aber diese Adresse wird uns noch länger begleiten.

Albert Geyr sen. als Kaufmann führt ein Kolonialwaren-, Spezialitäten- und Delikatessengeschäft am Eigelstein 68 in Köln. Er muss sich mit seinem Geschäft einen unglaublich guten Namen erworben haben, denn die namhaften Hersteller verschiedener Produkte geben das Geschäft als Verkaufsstelle für ihre Produkte an. Es wird z. B. am 10. Mai 1874 ein Tyroler Feigen-Kaffee aus der Fabrik von August Radicke in Berlin beworben, Albert Geyr ist eine der exklusiven Verkaufsstellen. Es folgen Kaffee Spezialitäten wie der Sintenis Mocca-Sacca-Kaffee, das Pfund Paket a. 50 Pfennige oder Blooker`s reiner Cacao. Der Cacao enthält weder Mehl noch Zucker, besitzt das delikate Aroma, das den feinsten Cacaobohnen eigen ist und durch seine vollkommene Reinheit billig ist.

Am 14. Januar 1882 kommen von der deutschen Weingesellschaft Duhr & Co. auch Medicinal- und Dessert-Weine hinzu. Absolut reine Naturweine, die auf der Apotheker-Ausstellung des deutschen Apotheker-Vereins ihre Anerkennung gefunden haben.

Persönliche Anmerkung: Ich wusste es schon immer, dass Weine gesund sind 😉

Im Juli 1882 kommt ein Universal-Reinigungssalz hinzu, es ist das einfachste und billigste Haushaltsmittel gegen Säurebildung, Aufstoßen, Krampf, Verdauungsschwäche und andere Magenbeschwerden. Im November 1882 kommt Kemmerich`s Fleisch-Extract aus Santa Elena in der argentinischen Republik (Süd-Amerika) hinzu.  Heute würde man das wohl Konserven nennen denn es gab Töpfe von 1/8, ¼ und ½ Pfund sowie Blechdosen von 1, 2 und 5 Pfund für Hospitäler, Hotels und große Haushaltungen.

Im Dezember 1883 gibt es bei Albert Geyr gebrannten Java-Kaffee aus der eigenen Dampf-Kaffee-Brennerei. Der eigene Kaffee wird bereits an andere Delikatessenhandlungen verkauft, das halbe Kilo Paket kostet 1,50 Mark. Es folgen viele weitere Produkte wie z.B. der Gesundheits- und Magenlikör ersten Ranges von August Widtfeldt in Aachen oder Lebensbitter von A. Hellmich in Dortmund, aber auch Kaiser-Oel, eine sichere und ungefährliche Alternative zu Petroleum von August Korff. Im November 1889 übernimmt Albert Geyr das Kolonialwaren-Geschäft von Josef Heyden in der Höhle 14, nun gibt es eine Filiale. Aber auch das Sortiment nimmt stetig zu, nun gibt es auch einen Rauchtabak von Brun`s dem Helgoländer, zu einem Sonderpreis von 1,20 Mark das Pfund und Ofenglanz-Wichse in Dosen für 10 Pfennig. Ofenglanz-Wichse gibt ohne zu stauen einen schönen Glanz auf Möbeln.

Aber die nächste Ankündigung von Dezember 1891 „Benedictiner Cabinet“ hat mich fast zum Lachen gebracht.

Unerkannt feinster aller existierenden Liqueure (Liköre), von unübertroffenem Wohlgeschmack und hoher hygienischer Bedeutung, dem französischen Produkte durchaus ebenbürtig, dabei mehr denn die Hälfte billiger. „Benedictiner Cabinet“ ist wegen seiner feinen aromatischen Bestandteile und seines geringen Alkohol-Gehalts allen anderen Spirituosen und namentlich Cognac unbedingt vorzuziehen.

Aber auch Dr. Haarmann`s Vanillin zum Backen und Kochen, Genter`s Wichse und Lehning`s Insekten-Pulver sowie J. Welcker& Buhler`s Ankerkernseife waren Verkaufsschlager. Es gibt sogar einen Ersatz für Bohnenkaffee, den aus 7 verschiedenen Fruchtsorten hergestellten und verbesserten Gesundheitskaffee, das Pfund kostet nur 40 Pfennig. Im Jahr 1896 kommt noch Maggi`s Suppenwürze hinzu.

Es gibt sogar ein Kaffeegewürz, ein Kaffeeverbesserungsmittel aber damit beende ich meine Geschichte, denn gefühlt geht es die nächsten 100 Jahre so weiter.

Eigene Recherche © Wolfgang Kranz

 

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