Rudolf Hagen (1872 – 1967)

Vermutlich der Erfinder des Lastkraftwagen, Fabrikant für Lastkraftwagen

Ausschnitt aus der Kölnischen Zeitung vom 28.11.1899

Über das Automobil,

ein gewiss überaus zeitgemäßes Thema, sprach in der letzten Versammlung des Vereins zur Förderung des Naturhistorischen Museums in Köln Oberlehrer Prof. Dr. Rumpen. Er führte etwa folgendes aus.

Schon im Jahre 1784 nahm der große James Watt ein Patent auf einen Dampfwagen, und William Murdoch baute schon im selben Jahre ein Dampfdreirad. Aber aus den verschiedensten Gründen waren solche Fahrzeuge für schienenlose Wege unbrauchbar. Erst mit der Erfindung der Gasmaschine gestaltete sich die Sache anders. Eine Mischung von Benzindampf mit Luft in dem Verhältnis von 91 bis 92 Teilen Luft zu 8 bis 9 Teilen Benzingas in einem Zylinder zur Explosion gebracht, ermöglichte das Automobil, wie es sich neuerdings gestaltet hat.

Im Jahre 1885 baute der Ingenieur Gottlieb Daimler in Cannstadt (bei Stuttgart) ein mit einem Benzinmotor ausgestattetes Fahrrad, und für alle späteren Verbesserungen und Abänderungen sind die Systeme von Daimler und Carl Friedrich Benz grundlegend geblieben. Unter Zuhilfenahme von äußerst klaren, mit dem Projektionsapparate hergestellten Lichtbildern erklärte der Redner das bewegende Element in dem Automobilfahrzeug, den sog. Benzin-Viertaktmotor, und legte dar, wie die schnelle Bewegung der Motorwelle auf die Achse des Wagens übertragen wird, wie man es weiterhin ermöglicht, dem Wagen verschiedene Geschwindigkeiten zu geben und ihn vor- und rückwärts zu lenken.

Ein ganz besonderer Vorzug des Benzinmotors ist sein geringes Gewicht bei großer Kraftleistung, und nachdem es gelungen ist, durch den elektrischen Funken den richtigen Augenblick der Entflammung der Gasmischung im Zylinder genau zu bestimmen, und nachdem verschiedene Vorsichtsmaßregeln bei der Construction getroffen sind, ist ein Motorwagen ungefährlicher als eine Petroleumlampe, und die Zahl der Unfälle wird künftighin bei von Pferden gezogenen Wagen sicherlich viel größer sein als bei Automobilen.

Vor den Dampfmaschinen und elektrischen Kraftquellen besonders dem Akkumulator, hat der Benzinmotor vor allem den Vorzug der vorteilhaftesten Kraftausnutzung. Während die von der Dampfmaschine geleistete Arbeit nur 7 Prozent von derjenigen beträgt, die sich bel der direkten Umrechnung der Verbrennungswärme der Kohle in mechanische Arbeit ergibt, und die Elektrizität in dieser Hinsicht noch weit ungünstiger arbeitet, leistet der Benzinmotor 37 Prozent der theoretischen möglichen Arbeit.

Frankreich, England und America haben sich die zuerst in Deutschland erbauten neuen Fahrzeuge am meisten zunutze gemacht, nicht weniger als 4500 Motor-Dreiräder sind in diesem Jahre in Frankreich besteuert, aber sie dienten dort an erster Stelle nur Sportszwecken, wobei die Erreichung von größtmöglicher Schnelligkeit das einzige Ziel war.

Wenn das Automobil praktisch verwandt werden soll, so kommt es vor allem darauf an, Wagen zu bauen, die haltbar sind. Bei der Entscheidung der Frage, ob das kommende Jahrhundert mit Automobilen oder Pferden fahren wird, entscheidet, soweit nicht Sportzwecke in Betracht kommen, die Höhe der Betriebskosten. Der Redner kommt nach reiflicher Erwägung und Darlegung aller in Betracht kommenden Umstände zu dem Ergebnis, dass das Automobil das Verkehrsmittel der Zukunft sein wird.

Sicherlich infolge dieser Erkenntnis entfaltet sich jetzt auch in Deutschland eine überaus rege Tätigkeit auf dem Gebiete des Automobilismus. Was besonders die Herstellung von Lastwagen betrifft, so ist es einem Kölner, Herrn Rudolf Hagen, gelungen, durch ein neues, eigenartiges, in allen Kulturstaaten patentiertes Hebelsystem wesentliche Übelstände zu beseitigen, mit denen bisher diese Fahrzeuge behaftet waren. Der Vortragende führte die Photographie dieses jetzt zum ersten Male der Öffentlichkeit übergebenen Wagens in einem schönen Lichtbilde vor.

Auch zeigte er an einem Motorzweirad der Eisenacher Fabrik „Wartburg“, das im Saale aufgestellt war, wie gering die Abmessungen eines kräftig wirkenden Motors gemacht werden können. Die in auffallend großer Zahl erschienenen Zuhörer bekundeten dem Redner für seine sachkundigen, zeltgemäßen Ausführungen wohlverdienten lebhaften Beifall.

 

Ausschnitt aus der Kölnischen Zeitung vom 28.07.1902

Die Motorwagenfabrik von Rudolf Hagen & Co in Köln Müngersdorf, erhielt von dem Präsidenten der Manhattan Transit & Co. of New York, Mr. CS. Drummond, einen Auftrag über 200 Omnibusse System Rudolf Hagen, die je 35 Personen Raum bieten und etwa 17 Km in der Stunde zurücklegen.

Auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf von 1902 mit ungefähr 5 Millionen Besuchern erhielt Rudolf Hagen, in der Gruppe 6 (Transportmittel) die bronzene Medaille für seinen Lastkraftwagen.

Am 16.12.1902 wurde das Stammkapital der GmbH um 33.500 Mark auf 283.500 Mark erhöht, vermutlich der erste Schritt in die Liquidation. Am 24.02 1906 wird dann die Reduzierung des Stammkapitals von 283.500 Mark auf 20.000 Mark und die Aufgabe der Produktion angekündigt. Der Geschäftssitz wird nach Berlin verlegt und die Gläubiger werden aufgefordert ihre Forderungen anzumelden. Nur ein paar Monate später am 26.10.1907 erscheinen neue Werbeanzeigen für die Lastkraftwagen aus Berlin Charlottenburg.

Frau Rudolf Hagen, geb. Gustel Wolff, verstarb am 5. Dezember 1914 im Alter von 40 Jahren, kurz vor dem 4. Geburtstag ihres Sohnes Egon.

Hier noch mal eine kurze Zusammenfassung aus Wiki.

Motorlastwagenfabrik Rudolf Hagen & Cie. GmbH

Die Motorlastwagenfabrik Rudolf Hagen & Cie. GmbH war eine nur kurze Zeit bestehender Fahrzeughersteller. Rudolf Hagen wurde am 16. November 1872 in Köln geboren, sein Vater war der Batteriefabrikant Franz Josef Hagen. Um 1895 baute Rudolf Hagen seinen ersten Lastwagen, wenig später gründete er an der Aachener Straße in Köln-Müngersdorf seine Firma. Mit bis zu sechs Mitarbeitern baute er Lastkraftwagen und auch Motorlokomotiven. Die Lkw hatten einen Einzylindermotor, der durch ein starkes Laufgeräusch auffiel. Die Wagen waren so laut, dass ihnen die Kölner Polizei das Befahren der Innenstadt verbot.

Ab 1902 geriet das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten, sodass die Patente, Lizenzen und Fabrikationsanlagen 1903 an das Elektrotechnikunternehmen Helios in Köln-Ehrenfeld verkauft wurden. Die Kraftfahrzeugproduktion unter dem Namen HELIOS Automobilbau A.G. Köln endete 1906.

 

Eigene Recherche © Wolfgang Kranz und

Seite „Motorlastwagenfabrik Rudolf Hagen & Cie. GmbH“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. August 2023, 20:20 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Motorlastwagenfabrik_Rudolf_Hagen_%26_Cie._GmbH&oldid=236747018 (Abgerufen: 19. April 2025, 18:51 UTC)

 

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