Werner Delmes (1930 – 2022)

Hockeyspieler, er gewann 1956 eine olympische Bronzemedaille

Werner „Gino“ Delmes (* 28. September 1930 in Köln; † 13. Januar 2022 ebenda) war ein deutscher Hockeyspieler. Er gewann 1956 eine olympische Bronzemedaille.

„Der Kämpfer“

Werner Delmes Hockeyspieler, Trainer und Sportwart „Nein, das geht nicht! Auf dem Hockeyplatz Fußball spielen!“, zürnt Clubsekretär Sauer. Weil die Jungs das nicht einsehen wollen, konfisziert er kurzerhand ihre Fahrräder. Sie bekommen sie erst nach dem Versprechen zurück, Mitglied im Club zu werden. „So kam ich, zehnjährig, 1940 zu Rot Weiss“, erzählt Werner Delmes in seiner Hausbar, dem legendären „Olympia-Keller“. So manches Kölsch haben er und seine Mannschaftskameraden hier schon getrunken. Grund zum Feiern hatte Werner Delmes in den 66 Jahren seiner Mitgliedschaft im Club reichlich.

Als Hockeyspieler (40 Länderspiele), dreifacher Olympiateilnehmer (1956, 1960, 1972), DHB Hockeywart, Trainer und Vorstand errang er alles, was ein Sportlerherz begehrt. Auf allen fünf Kontinenten demonstrierte er sein Können. Er war mit Rot-Weiss u.a. in Südafrika, Rhodesien, Venezuela, Amerika. 1973 erhielt er für seine Verdienste um den deutschen Hockeysport das Bundesverdienstkreuz. An der Wand des Olympia-Keller prangt groß und rund wie ein Ritterschild der überdimensionale Nachbau einer Goldmedaille. Überall hängen Mannschaftsfotos, Szenen aus großen Spielen.

Rückblende. 1940. Sein erstes Jahr bei Rot-Weiss. Es ist Krieg. Viele Rot-Weisse sind an der Front. Kein Hockeyspieler steht zur Verfügung, aber immerhin ein Tennistrainer: Helmut Gulcz. Das größte Problem sind die Bälle. Gulcz hatte noch welche. Aber es war kein einziges Filzhaar mehr drauf.

Hockey bringt sich der kleine Werner selber bei.

 

Ein Multitalent

1944 sollen in Breslau die Deutschen Jugendmeisterschaften im Tennis steigen. Werner Delmes ist gesetzt. Das Turnier fällt aus. Die Familie verlässt ihr Haus in Müngersdorf und flieht nach Bad Honnef. Am 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation, kommt sie wieder zurück. Werner und sein Bruder Günther laufen bangen Herzens hinüber zum Club. Der 14-Jährige ist geschockt. „Das Clubhaus mit kaputtem Dach, keine Brandschäden, aber trotzdem eine Ruine, alles durcheinander, Papiere und Akten wirbelten durch die Luft.“

Die ersten, mit denen der Teenager im Sommer 1945 Tennis spielt, sind amerikanische Ärzte. „Sie kamen herüber vom Feldlazarett auf den Jahnwiesen, brachten Fresspakete und sogar Sonnenschirme mit und präparierten eigenhändig unsere Tennisplätze.“ Später sind es englische Soldaten, die aus eigenem Interesse mithelfen, das Clubgelände wieder aufzubauen. Der englische Stadtkommandant Robinson kümmert sich persönlich um die Instandsetzung der Plätze. 1948 richtete Rot-Weiss die Deutschen Jugendmeisterschaften im Tennis aus. Werner Delmes belegt den dritten Platz, im Doppel den zweiten. Bei den „Medenspielen“ gewinnt er mit Ernst Buchholz, Jochen Grosse und Engelbert Koch 1950 für den Rheinbezirk die Deutsche Meitserschaft. „Schön und gut, aber ich wollte unbedingt Hockey-Nationalspieler werden.“

Noch geht er aufs Apostel-Gymnasium. Immer wieder muss der Vorstand Briefe an die Schulleitung schreiben: „Der Schüler Werner Delmes gehört der 1. Herrenmannschaft unseres Clubs an. Sein Mitwirken ist unbedingt erforderlich. Wir bitten Sie, ihn für die kommende Reise nach Hannover am Samstag 24.09.1949 zu befreien.“ Solchen Anträgen wurde damals stets entsprochen.

Eine Kulisse von 30.000 Zuschauern 1954 ist er am Ziel. Bei der ersten inoffiziellen Hockey-Europameisterschaft in Brüssel hat er drei Einsätze. Deutschland gewinnt das Turnier. Der Vorstand des KTHC gibt zu Ehren seiner Nationalspieler Werner Delmes und Günther Ullerich einen Empfang auf dem Petersberg. Bei einem Oster-Hockeyturnier 1956 bestreitet die Hockey-Mannschaft von Rot-Weiss ein Spiel gegen die Oxford University vor 30 000 Zuschauern. (Ein Vorspiel im Müngersdorfer Stadion, wo anschließend der 1. FC Köln gegen Fürth aufläuft.) Bei den Olympischen Spielen in Melbourne 1956 gewinnt Deutschland mit Werner Delmes, Hugo Budinger und Günther Ullerich eine Bronzemedaille. Als Rot-Weisse ernennt der Vorstand unter Baron Friedrich Carl Freiherr von Oppenheim Werner Delmes und Günther Ullerich zu Ehrenmitgliedern. Obwohl der KTHC drei Nationalspieler und somit auserlesene Leistungsträger in seinen Reihen hat, nimmt der Club „aus sportethischen Gründen“ nicht an den Spielen um die die Deutsche Meisterschaft teil. „Spielen nur um Sieg und Niederlage verdirbt den Charakter“, ist die inoffizielle Meinung der Clubführung. Zum Trost gab es 1960 eine Gastspielreise in die USA. Präsident Eisenhower wird die Vereinsnadel in Gold an Revers gesteckt.

Anfang der Sechziger besinnt sich die Clubführung eines Besseren. Werner Delmes, zurück aus Rom von den Olympischen Spielen 1960 (7. Platz), setzt sich mit seiner wettkampforientierten Auffassung von Hockey im Club durch. Man steigt in den Ligabetrieb ein. Für ihn als Spieler zu spät. Der erste Hockeystar in der Geschichte von Rot-Weiss Köln blieb ohne nationalen Meistertitel. Im Januar 1962 beendete er offiziell seine Laufbahn. Mit einer verwandelten Strafecke im Abschiedsspiel gegen UHC Hamburg. Seine diversen Comebacks als Spieler sind legendär.

Rechtsanwalt Werner Delmes wird 1964 Leitender Mitarbeiter bei er Concordia-Lebensversicherung. Der DHB bietet ihm als Nachfolger von Hugo Budinger die Stelle des Sportwarts an. In der Eschweiler Straße zu Köln bezieht er die Räumlichkeiten. Geld für ein hauptamtlichen Trainer gibt es noch nicht. Trotzdem übernimmt er die Aufgabe. Ein Ehrenamt. Am 27.September führte er seine Mannschaft im Brüssler Heysel-Stadion zur Europameisterschaft. Im entscheidenden Spiel besiegt Deutschland die Niederlande mit 3:1. Alle drei Tore schießen Spieler von Rot-Weiss: eins Eduard Thelen, zwei Dirk Michel. Am Abend geht es per Bus mit dem Nationalteam zurück nach Köln, wo Ehefrau Ursula alles bestens für die Feier des 40. Geburtstages vorbereitet hat.

Die Olympischen Spiele 1972 in München stehen bevor. Zur Vorbereitung geht es nach Indien, Pakistan und Kenia. Der bekennende Autodidakt und begnadete Motivationskünstler führt die deutsche Nationalmannschaft zur Goldmedaille (der Besucher kommt nicht umhin, auf die gigantische Goldmedaille an der Wand des Olympiakeller zu schauen). „Die beste Mannschaft, die Deutschland je hatte!“ Sie trifft sich regelmäßig bis heute auf Veranlassung von Werner Delmes einmal im Jahr im Spätherbst in Tirol. Jetzt spielt man Golf und radelt eine Woche lang. Apropos Golf: Werner Delmes begann 1984 damit und erreichte immerhin das respektable Handicap von 7. In 14 jähriger Präsidentschaft seinen „Golfclub Eifel“ zu hohem Ansehen. Sein Herz aber gehört Rot-Weiss.

 

Quelle Text: https://rot-weiss-koeln.de/wp-content/uploads/2020/12/Historie-KTHC-Werner-Delmes.pdf, abgerufen am 18.04.2025

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