Michael Kämpfer (1970 – 2022)

Comic-Zeichner, Ladenbetreiber, Veranstalter und DJ

Wer in der Gothic-Szene vom „Kämpfer“ sprach, meinte Comic-Zeichner, Ladenbetreiber, Veranstalter und DJ Michael Kämpfer, der weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus bekannt war. Ein wahrhaftiges Gothic-Urgestein! Am 6. Dezember 2022 ist Kämpfer im Alter von nur 52 Jahren gestorben. Sein Tod kam plötzlich. Die Trauer, die seine Frau Jana, die Familie und seine Freunde empfinden, können wir nicht im Ansatz nachvollziehen. Aber Kämpfers Tod trifft auch wie ein Blitz ins Herz der Szene.

Rückblick

1986 saß der damals 15-jährige Michael nach der Schule auf der Treppe der Kölner Domplatte, als unter großem Medienrummel die Band „Sigue Sigue Sputnik“ – mit einer Traube von Reportern im Schlepptau – über den Platz lief. So cool wollte er auch sein, erzählte er mir vor zwei Jahren in einem Interview. 1988 nahm ihn dann jemand mit in den Kölner Club „LaLic“ zur „Devil Dance Party“, auf der er mit seinen Creeps, den leicht antoupierten Haaren und seinem Cure-Shirt völlig geflasht vom Make-up, den Frisuren und der Musik war. Dieser Abend, so Kämpfer im Interview, „…hat so ziemlich mein Leben verändert. Seit dem Moment war ich völlig infiziert.“

Aus der Idee, Freunden in einer umgebauten Garage Klamotten zu verkaufen, wurde Ernst. Kämpfer brachte mit dem „Art of Dark“ seit den 90er-Jahren Style in die Szene und hat seitdem auch alle modischen Entwicklungen mitgemacht – von Harems-Hose und Pannesamt-Kleid über Lack und Leder aus dem Fetisch-Bereich bis zu Mittelalter, Metal und Cyber. Allerdings weigerte er sich vehement, etwas Anderes als „Schwarz“ anzubieten. Das „Art of Dark“ überstand den Zenit der Szene, als Gothic in Großraum-Discos lief und jedes Dorf einen Gothic-Laden hatte, wandelte sich im Laufe der Zeit auch zu einem Online-Shop mit Ladenlokal, das selbst die Corona-Pandemie überlebte.

1989 begann Kämpfer außerdem, Comics zu zeichnen, die stets spiegelten, was er in über 30 Jahren in seinem Laden erlebte oder wie die Szene sich entwickelte. Viele Geschichten und „Anektötchen“ sammelte er in seinen Comic-Büchern, wie in diesem, dass er zusammen mit Zöller auf die Beine stellte. Seine Zeichnungen, die er auch regelmäßig in den sozialen Netzwerken veröffentlichte, waren stets von seinem einzigartigen Humor, einem feinen Gefühl für Zeitgeist und einer scharfen Prise Kritik bestimmt.

Kämpfer hat die Szene nicht nur beeinflusst, sondern sie auch gelebt. Er hat Dinge mit Leidenschaft und Hingabe betrieben. Das machte ihn aus. Sein plötzlicher Tod trifft uns alle sehr.

 

Quelle Text: https://www.spontis.de/schwarze-szene/der-kaempferist-tot-die-szene-trauert-um-ein-urgestein/

Abgerufen am 31.03.2024

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