Gerichtsassessor und erster Staatsanwalt am Landgericht in Köln
Otto Emill Engels, geboren am 14.01.1884, gestorben am 12.11.1934
Im Dezember 1907 geben Dr. Berthold Korff und seine Frau Anna, geb. Schinzinger aus Freiburg, die Verlobung ihrer Tochter Marie-Luise mit dem Gerichtsreferendar Otto Engels bekannt. Die Hochzeit erfolgte erst am 09.09.1909 in Freiburg, wo Otto Engels während seiner Studienzeit wohnte und vermutlich auch Marie-Luise kennen gelernt hat. Am 28. Juni 1910 wird die Geburt der Tochter Eleonore angezeigt, die gemeinsame Anschrift ist zu diesem Zeitpunkt bereits die Dürener Straße 294 in Köln.
Am 2. März 1914 wird die Geburt eines gesunden Mädchens Ruth angezeigt, zu diesem Zeitpunkt ist Otto schon Gerichtsassessor. Im April 1917 sucht Frau Assessor Otto Engels eine Kindergärtnerin für Ihre 3 und 6 Jahre alten Mädchen. Die Kindergärtnerin sollte die Berechtigung haben, das schulpflichtige Kind zeitweise zu unterrichten. Die neue Anschrift ist nun die Sedanstraße 2 in Köln.
Unter der gleichen Anschrift Sedanstraße 2 firmierte auch der Weinhändler Paul Engels.
Ausschnitt aus der Rheinischen Volkswacht (Kölner Lokalanzeiger) vom 07.10.1924
Es sind zwei alte Kölner Familien, aus denen die jetzigen Weingroßhandlungen Carl Johann Engels (Weichser Hof 17) und Otto Engels (Sedanstraße 2) hervorgegangen sind, nämlich die Familien Nourney und Carl Johann Engels. Im Jahre 1822 gründeten Friedrich Wilhelm Nourney und Carl Johann Engels ein gemeinsames Weingeschäft, welches im Jahre 1834 unter den beiden Teilhabern geteilt worden ist. Die Firma Nourney ist vor einigen Jahren eingegangen, während die andere, deren jetziger Inhaber Christan Everhardt Krosch ist, heute noch besteht.
Aus dieser Firma löste sich 1869 durch Teilung die Weingroßhandlung Otto Engels los, die heute noch in Händen der Familie ist und seit 1898 von Paul Engels geleitet wird. Die Kellereien mit einem Fassungsvermögen von etwa1 Million Liter befinden sich in der Sedanstraße 2. Der Vertrieb erstreckt sich hauptsächlich auf deutsche Weine, Sekte und Spirituosen. Das Hauptversandgebiet ist Rheinland-Westfalen und die östlich angrenzenden Gegenden bis Berlin und Leipzig hin; daneben wird auch das Ausland beliefert.
Paul Engels heiratete am 14. Juli 1925 Luise Engels, geb. Hack, auch hier ist die Anschrift Sedanstraße 2, ganz schön verworren. Paul Engels war auch im Vorstand der Industrie- und Handelskammer und gehörte zu den einflussreichsten Kaufleuten der Stadt Köln. Er war auch der Vorsitzende des Einigungsamtes in Sachen des unlauteren Wettbewerbs und im Vorstand des Verbandes der Kölner Großfirmen.
Am 31. Oktober 1918 verstirbt Eleonore (Lore) nach kurzem, schwerem Leiden im Alter von nur 8 Jahren. Vermutlich konnte der Gerichtassessor und Oberleutnant der Reserve an der Beisetzung nicht teilnehmen, er war im Felde. Am 4. Juli 1918 wurde der Sohn Dieter geboren, im November 1918 sucht Frau Gerichtsassessor Otto Engels wieder eine Kindergärtnerin für 2 Kinder im Alter von 4 ½ Jahren und 4 Monaten.
Offensichtlich war die Suche erfolgreich, es wurde sehr schnell eine Kindergärtnerin gefunden. Sie hieß Susi Senft, wurde in mehr als 30 Jahren zu einem Familienmitglied und wurde später, Anfang der 50er Jahre, in der Grabstätte der Familie Otto Engels beigesetzt.
Im März 1932 wird ein Liquidationsverkauf der Bestände der Fa. Carl Joh. & Otto Engels GmbH angekündigt. Verkauft werden freihändig ab Lager Sedanstraße 2, Moselweine, Rheinweine, franz. Rot- und Weißweine sowie Spirituosen der Weingroßhandlung Engels. Aus den Weinkellern der Fa. Engels entstand später die Weinkellerei und das Weinhaus Brungs (Heinrich Brungs).
Als Otto Engels am 11. November 1934 im Alter von 50 Jahren in einer Rehaklinik in Neuenbürg an Tuberkulose starb, war er erster Staatsanwalt am Landgericht Köln, Rittmeister der Reserve im Ulanen Regiment Graf Haeseler, Rhenane in einer pflichtschlagenden und farbentragenden Studentenverbindung und Inhaber des Eisernen Kreuzes I. und II. Klasse.
Seine Frau Marie-Luise zog nach dem Krieg wieder in ihre Heimat Freiburg zurück, wo sie am 25. April 1985 verstarb und dann am Wohnort ihrer Tochter Ruth in Kandern – Tannenkirch beigesetzt wurde.
Die Tochter Ruth war Krankengymnastin, besaß und leitete von 1954 – 1989 zunächst bis 1966 in Oberbergen im Kaiserstuhl ein Kinderheim für Behinderte, welches noch heute unter dem Namen ‚HAUS ENGELS – Heim für Behinderte’ – in Hertingen, (einem Ortsteil von Bad Bellingen) für erwachsene Behinderte besteht.
Der Sohn Dieter heiratete nach der Rückkehr aus russischer und amerikanischer Kriegsgefangenschaft die Bremerin Renate Engels (geb. Volkmann) und wurde Geschäftsführer bei der ‚Bremischen Lagerhaus Gesellschaft’ und lebte mit Unterbrechung seither in Bremen. Er verstarb am 26. März 2002 in Bremen und ist dort im Familiengrab seiner Frau beigesetzt.
Die Tochter Ruth verstarb am 1. November 2006 und wurde ebenfalls in Kandern – Tannenkirch beigesetzt.
Diese wunderbare Erinnerung an die Familie Engels entstand unter Mitwirkung von Reinhard Hepting, er war der Ziehsohn von Ruth Engels. Der Begriff Ziehsohn ist eine veraltete Bezeichnung für ein zur Betreuung aufgenommenes Kind, heute würde man eher Pflegesohn sagen.
Die Grabstätte ist heute in Patenschaft der Familie Hans-Horst Engels, ob es Verbindungen zur Familie Otto Engels gab, konnte ich bisher nicht zweifelsfrei belegen. Das Foto der alten Grabstätte wurde von Reinhard Hepting zur Verfügung gestellt.
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