Hans Rosenberg (1904 – 1988)

Deutsch-amerikanischer Historiker

Hans Willibald Rosenberg (* 26. Februar 1904 in Hannover; † 26. Juni 1988 in Kirchzarten) war ein deutsch-amerikanischer Historiker.

Leben und Wirken

Hans Rosenberg wurde als Sohn des aus Düsseldorf stammenden Kaufmanns Julius Rosenberg (1851–1918) und dessen Frau Martha, geb. Guthmann, in Hannover geboren. Sein Vater war jüdischer Abstammung, seine Mutter stammte aus einer preußischen Beamtenfamilie. Ab 1910 wuchs Rosenberg in Köln auf und wurde protestantisch erzogen. Er besuchte die Humboldtschule in Köln und anschließend das Realgymnasium in Köln-Nippes, an dem er das Abitur ablegte. Ab 1922 studierte Rosenberg Geschichte und Philosophie an den Universitäten Köln, Freiburg und Berlin. 

Zu seinen wichtigsten akademischen Lehrern gehörten Friedrich Meinecke, Erich Marcks, Albert Brackmann, Kurt Breysig, Ernst Perels, Gustav Roethe, Hans Rothfels, Werner Sombart und Johannes Ziekursch. Vor 1933 beschäftigte sich Rosenberg mit Arbeiten zur politischen Ideenwelt des deutschen Vormärz, darunter dem vielbeachteten Aufsatz Theologischer Rationalismus und vormärzlicher Vulgärliberalismus. Im Mai 1928 wurde er an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin bei Meinecke über Die Jugendgeschichte Rudolf Hayms promoviert. Rosenberg habilitierte sich 1932 an der Universität zu Köln bei Ziekursch über Rudolf Haym und die Anfänge des klassischen Liberalismus. Seine Antrittsvorlesung fand – unmittelbar vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten – im Januar 1933 statt.

Eine akademische Laufbahn im nationalsozialistischen Deutschland war für Rosenberg als „Halbjuden“ unmöglich. Daher musste er seine akademische Tätigkeit in Deutschland 1933 aufgeben und emigrierte im Jahre 1935 über England, Kanada und Kuba in die USA. 1936 fand er eine Anstellung am Liberal Arts College in Jacksonville, wo er zwei Jahre lang tätig war. Darauf folgten 21 Jahre Lehrtätigkeit am Brooklyn College in New York. Dort lehrte er europäische Sozial- und Wirtschaftsgeschichte seit dem Hochmittelalter sowie neuere deutsche Geschichte und verfasste mit Bureaucracy, aristocracy, and autocracy. The Prussian experience, 1660–1815 (1958) ein weiteres seiner einflussreichen Hauptwerke.

Eine Rückkehr nach Deutschland scheiterte, obwohl es Ende der 1940er Jahre Gespräche über eine Berufung an die Universität Köln gab. 1959 wurde er an die University of California in Berkeley berufen und übernahm die Shepard-Professur für Geschichte. 1972 wurde er emeritiert.

Im Nachkriegsdeutschland verhalf Rosenberg jungen deutschen Historikern und Politikwissenschaftlern dazu, Anschluss an den neuesten internationalen Forschungsstand zu gewinnen und sich an der interdisziplinären Methodendiskussion zu beteiligen. Er trug entscheidend zur Öffnung der deutschen Geschichtswissenschaft gegenüber den Fragestellungen, Methoden und Modellen der systematischen Sozialwissenschaften in der Geschichtswissenschaft bei. 1977 kehrte Hans Rosenberg endgültig nach Deutschland zurück. Er wurde im selben Jahr zum Ehrendoktor der Universität Bielefeld und zum Honorarprofessor der Universität Freiburg ernannt. Sein zuerst 1958 erschienener Aufsatz Pseudodemokratisierung der Rittergutsbesitzerklasse wurde zum Leittext für die Forschung über die ostelbischen Junker.

Von der Friedrich-Ebert-Stiftung wird seit 2004 alle zwei Jahre der mit 5.000 Euro dotierte „Hans-Rosenberg-Gedächtnispreis“ an einen Nachwuchswissenschaftler für eine außergewöhnliche Forschungsleistung verliehen (2016 mit 4.000 Euro). Die Preisträger sind Stephan Malinowski (2004), Christian Nottmeier (2006), Norbert Götz (2008), Sebastian Ullrich (2010), Christiane Reinecke (2013), Birgit Hofmann (2016) und Moritz Fischer (2023).

Die Central European History Society (CEHS) vergibt jährlich den „Hans Rosenberg Book Prize“ für das beste englischsprachige Buch zur europäischen Geschichte in Nordamerika sowie den „Hans Rosenberg Article Prize“.

 

Quelle Text: Seite „Hans Rosenberg (Historiker)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Juni 2025, 13:25 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hans_Rosenberg_(Historiker)&oldid=256868358 (Abgerufen: 4. Juli 2025, 19:23 UTC)

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