Bankkaufmann, Unternehmer, Generalkonsul und Ratsherr der Stadt Köln
Hans Hünemeyer wurde am 13. März 1898 geboren. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann wurde er der jüngste Prokurist bei der Deutschen Bank in Berlin. 1922 heiratete er Josephine (Finchen) Moers, die aus dem Haus Glockengasse 4712 stammte, also aus der unmittelbaren Nachbarschaft des bekannten Kölnisch-Wasser-Herstellers 4711.
Seine Schwiegermutter »Nettchen« Moers war eine Schwester des Friseurmeisters Benedikt Tillmann (1868 – 1917), der 1888 einen Großhandel für Friseurbedarf gegründet hatte. Hans Hünemeyer reizte die Tätigkeit als selbstständiger Kaufmann in Köln offenbar mehr als eine Karriere bei der Deutschen Bank. Am 1. Oktober 1922 stieg er bei der Firma Tillmann in der Gertrudenstraße 14/16 ein. Er baute die Firma zu einer »Cosmetischen Großhandlung« inklusive »Import Friseur-Bedarf« aus.
Bereits 1927 konnte ein Friseur »alles, von der Einrichtung, dem Handwerkszeug, den Markenartikeln und Galanteriewaren vom einfachsten für den Landfriseur bis zum feinsten für das exquisite Geschäft in der Großstadt« bei Tillmann kaufen. Am 1. Januar 1930 übernahm Hans Hünemeyer die Firma als Alleininhaber.
Hans Hünemeyer war nicht nur ein umtriebiger Kaufmann, sondern betrieb auch sehr aktiv die Verbandsarbeit im »Reichsbund des Cosmetischen Großhandels«, dessen Mitglieder ihn 1931 zum stellvertretenden Vorsitzenden wählten. Am 1. August 1932 wurde Hans Hünemeyer Mitglied der NSDAP. Nach deren Machtübernahme 1933 übernahm Hünemeyer als Vorsitzender des Reichsbunds die Leitung der neuen »Fachgruppe Cosmetica und Seifen« in der »Wirtschaftsgruppe Groß- und Außenhandel«. Im selben Jahr wurde er in den Beirat der Industrie- und Handelskammer berufen und stieg in das Präsidium der Gauwirtschaftskammer auf, der nationalsozialistischen Nachfolgeorganisation der IHK.
Von 1937 bis 1941 übernahm er zudem das Amt eines Honorarkonsuls für Estland. Am 2. August 1944 wurde er »Ratsherr« der Stadt Köln. Wegen seiner Parteimitgliedschaft und seiner Schlüsselfunktionen in der Kölner Wirtschaft war er nach dem Zweiten Weltkrieg im Lager in Paderborn interniert. Sein Entnazifizierungsverfahren schloss am 7. Dezember 1948 mit der Einordnung in die Kategorie IV (Mitläufer) ohne Konten- und Vermögenssperre ab.
Hans Hünemeyer war »der Inbegriff des königlichen Kaufmanns«, groß gewachsen, souverän, aber nicht unnahbar. Ein oft gehörter Satz von ihm war: »Entgangener Gewinn ist kein Verlust.« Das ging einher mit der Geschäftsphilosophie, unwirtschaftliche Produkte an die Konkurrenz abzugeben. Sein Führungsstil war sehr patriarchal: Er pflegte ein Heft mit allen Daten zur Firma. Darin notierte er Lieferanten und Kunden, vermutlich auch Rezepte und Umsatzzahlen – er allein hatte den Überblick über das gesamte Betriebsgeschehen.
Auf seinem großen Schreibtisch herrschte Chaos, aber er fand alles wieder, was er brauchte, und niemand durfte aufräumen. Und es gab kein Controlling. Der patriarchale Arbeitsstil führte in der beschleunigten Wirtschaft der 1960er Jahre geradewegs in den Misserfolg: Das Scheitern der Firma Tillmann hatte vor allem damit zu tun, dass Hans Hünemeyer nicht delegieren und zum richtigen Zeitpunkt aufhören konnte. Seinen Lebensabend verbrachte er in der Südeifel und starb dort am 8. Juli 1987.
Quelle Text: Ein kleiner Ausschnitt aus dem Jubiläumsbuch 75 Jahre Haus Schaeben & 175 Jahre A. Moras & Comp.
https://www.schaebens.de/wp-content/uploads/2017/10/Schaebens_Jubilaeumsbuch.pdf
Abgerufen am 31.05.2024