Familie Blum / Alfred Sauer

Rechtsanwalt und Industrieeller im Kalibergbau

Alfred Sauer (1856 – 1907)

Die Grabstätte der Familie Blum zeigt einen Bergmann der niedergeschlagen auf einem Grubeneingang sitzt, brennende Grubenleuchten weisen auf das Licht durch die Dunkelheit hin.

Der Eingang zur Grube ist beschriftet:

 

TIEF AUS DEM DUNKEL DES SCHACHTES STIEGST

OFT DU ZUR HELLE DES TAGES

GRABESNACHT FÜHRT DICH ALLEIN

AUFWÄRTS ZUM EWIGEN LICHT

 

Der hier ruhende Alfred Sauer 1856 – 1907 stammte; wie auch sein Bruder Emil; aus der Bergwerksfamilie Dr. Wilhelm Sauer und seiner Frau Berthe (geb. Segers) in der Nähe von Hannover. Bergwerksfamilie ist aber sicherlich nicht der richtige Begriff, es war eine Industriellenfamilie im Kalibergbau.

Alfred Sauer wurde Rechtsanwalt in Köln und heiratete Clara Richter, aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor. Die Tochter Bertha verstarb aber bereits im Kindesalter am 6. Dezember 1900.

Alfred Sauer war aber nicht nur Rechtsanwalt, er war Grubenvorstandsvorsitzender der Kaligewerkschaft Justus I und darüber hinaus auch Anteilseigner mit sogenannten Kuxscheinen. Die Gründung der Gewerkschaft Justus I erfolgte am 27.  November 1895, aus dieser Gewerkschaft entstand am 22. Januar 1906 die Bergbaugesellschaft Justus, sie wurde beim Amtsgericht Uslar eingetragen. Der Kux bzw. die Kuxen waren ein Anteil oder Anteile an einem Bergwerk und wurde in der Rechtsform einer bergrechtlichen Gewerkschaft betrieben, vergleichbar mit einem Aktionär in einer Aktiengesellschaft. In dieser Gesellschaftsform hießen die Vorstände und Anteilseigner Gewerken.

Die Kaligewerkschaft Justus I besaß zu dieser Zeit ein unglaubliches Vermögen; welches durch Industrielle, Fabrikbesitzer, Bankiersfamilien usw. eingebacht wurde, es entstand ein regelrechtes Kalisyndikat. Dieses Syndikat kaufte viele weitere Kaliwerke oder entsprechende Grundstücke mit Kalivorkommen hinzu, darunter riesige Flächen und Anlagen in Wilhelmshall, Mudersbach, Volpriehausen, Fulda und 20 weiteren Ortschaften. Sie kauften und übernahmen auch andere Gewerkschaften wie z.B. Hildasglück in Gotha oder die Bergbau-Aktiengesellschaft Wittekind. Zu dieser Zeit war der Begriff Syndikat nicht negativ behaftet, es handelte sich um wirtschaftliche Zusammenschlüsse, ähnlich den heutigen Genossenschaften. Es gab aber auch Verbindungen zur rheinisch – westfälischen Bergwerksindustrie, zum Rheinischen Braunkohletagebau und zu den rheinischen Brikettfabriken.

Bei fast allen Gewerkschaften war der Rechtsanwalt Alfred Sauer im Vorstand oder zumindest Anteilseigner mit einer entsprechenden Menge Kuxscheinen.

Alfred Sauer verstarb am 3. April in Bad Nassau, wo er sich von einem Leiden erholten wollte.

Ein paar Tage später erschien in fast allen Zeitungen folgende Mitteilung:

„Selbstmord eines Rechtsanwalts“

Der Rechtsanwalt Alfred Sauer hat wie jetzt bekannt wurde, auf grauenhafte Weise Selbstmord verübt. Er war auch großer Kali-Industrieller und weilte wegen hochgradiger Nervosität seit einiger Zeit in einer Kaltwasser-Heilanstalt in Bad Nassau. (Regierungsbezirk Wiesbaden).

Gelegentlich eines Spazierganges ließ sich Sauer an der Eisenbahnbrücke von einer Lokomotive überfahren, so dass auf der Stelle der Tod eintrat, dem Unglücklichen wurde der Kopf vollständig vom Rumpfe getrennt. In seinem Besitz befand sich eine größere Summe Bargeld. Das Motiv zu der Tat ist anscheinend in einem Anfalle plötzlich eingetretener Geistesstörung zu suchen.

Kurioserweise verstarben in einem sehr kurzen Zeitraum einige der hochrangigen Gewerken auf meist unerklärliche Weise, am 28. April 1906 Der Bankdirektor L. Suren, (er war Grubenvorstand in Hedwigsburg) am 9. Mai 1906 der geheime Kommerzienrat Wilhelm Boeddinghaus (er war Grubenvorstand in Wilhelmshall), Alfred Sauer am 3. April 1907 und am 12. Mai 1908 Dr. jur Robert Sauer (er war Grubenvorstand und Bergwerksbesitzer)

Emil Sauer war ebenfalls Bergwerksbesitzer und Vorstand der Gewerkschaft der Grube Hedwigsburg sowie im Vorstand der Gewerkschaft Wilhelmshall, war sich aber mit seinem Bruder nie einig. Es gab kaum einvernehmliche Beschlüsse in den Syndikaten und bei Abstimmungen und Entscheidungen waren die Beiden meist Kontrahenten. Er verstarb am 23. Februar 1924 nach kurzem Krankenlager, wurde aber offensichtlich nicht in der Grabstätte seines Bruders beigesetzt.

Die Grabstätte wurde im Krieg massiv zerstört und wurde von der Familie Blum aus Bergisch Gladbach in Patenschaft übernommen und nach alten Vorlagen wieder hergestellt. Unglaublich was die Familie Blum und die beauftragten Bildhauer hier geleistet haben. Das Original stammt von Wilhelm Fassbinder aus dem Jahr 1908

 

Zu der hier ruhenden Familie Baumann konnte ich bisher keine gesicherten Informationen finden.

 

Eigene Recherche © Wolfgang Kranz

 

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