Carl Rüdell (1855 – 1939)

Architekt und Erbauer der Agneskirche

     Carl Rüdell (* 13. September 1855 in Trier; † 26. Mai 1939 in Köln; vollständiger Name: Carl Michael Rüdell) war ein deutscher Architekt und Aquarellmaler.

Leben

Die Eltern, die den Lebensunterhalt der Familie mit einem Ladengeschäft für Pfeifen, Tabak- und Schreibwaren sowie der väterlichen Produktion von Billard- und Kegelkugeln sichern, erfüllen den Wunsch Carl Rüdells, eine Lehre beim Trierer Diözesanbaumeister Reinhold Wirtz zu absolvieren. Johann Theodorus Stracke (1817–1891), der als Bildhauer Direktor der Kunstgewerbeschule in Hertogenbosch gewesen war, unterrichtete ihn im Modellieren. Unter August Carl Lange (1834–1883) wurde er 1872 Landesbauführer und arbeitete mit Heinrich Nagelschmidt (1822–1902) zusammen. August Lange, ein Schüler des Neugotikers Georg Ungewitter, war einer der vielbeschäftigsten Kölner Baumeister des späten 19. Jahrhunderts.

Als August Lange im Jahr 1883 stirbt, macht sich Carl Rüdell selbstständig, aber bereits 1886 schließt er sich mit Richard Odenthal zusammen. Zuerst wird dessen altes Büro in der Domstraße 28 benutzt, 1889 wechselt man in die Räume Klingelpütz 43 und wenig später leisten die Beiden sich repräsentative Räume am Hansaring 11.

Für die Gründung ihrer Firma Rüdell und Odenthal hatten die beiden Inhaber wohl den perfekten Zeitpunkt ausgesucht. Der Kulturkampf zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche ging zu Ende, die Bevölkerung stieg deutlich an, die Vorstädte wuchsen und die neugebildeten Pfarreien erforderten zahlreiche Neubauten. Etwa 80 Kirchen sollen Rüdell und Odenthal in dem 25- Jährigen Bestehen der Firma errichtet oder umgebaut haben.

Im Jahr 1896 erfolgte der erste Spatenstich für Carl Rüdells größten Bau, St. Agnes im Norden der Kölner Neustadt. Sie ist auch heute noch die zweitgrößte Kirche Kölns nach dem Dom. Auftraggeber dafür war Dr. Peter Josef Roeckerath (1837 – 1905). Er wollte, wie er in seinem Brief vom 9. Juli 1895 an das erzbischöfliche Generalvikariat formulierte, die Überschüsse eines Jahreseinkommens, fünf Jahre lang mindestens 100.000, höchstens 200.000 Mark für eine in der Neustadt zu errichtende Kirche stiften, mit der Bedingung, dass diese Kirche der Namenspatronin seiner Frau, der Heiligen Agnes, geweiht würde. Aber diese Geschichte kennt Ihr ja schon.

Carl Rüdell hat den Bau der Kirche auch nach der Vollendung weiter betreut. Eine der Skulpturen an der Vorhalle zeigt ihn als Architekten und im Apostelfries des Hochchores tritt sein Portrait als Judas Thaddäus neben dem Portrait des Pfarrers Jansen als Apostel Mathias hervor. 1910/11 leitete er den Neubau der Sakristei und auch die Neugestaltung des Hochchores. Auch an der 1924 durchgeführten Neugestaltung der Krypta als Kriegergedächtniskapelle war Carl Rüdell mit Entwürfen beteiligt.

Bis etwa 1928 erscheinen noch Werbeanzeigen und Adressbucheinträge als Architekt, danach „nur noch“ als Kunstmaler. Als Maler bevorzugte er Motive aus dem Rheinland, insbesondere auch mit Bezug zum Karneval. Diese künstlerische Tätigkeit übte er bis ins hohe Alter aus. Ihm werden über 2000 Gemälde und Zeichnungen zugeschrieben.

 

Hier mal einige bekanntere Bauprojekte:

 

1888 – 1890: kath. Pfarrkirche St. Andreas in Leverkusen

1888 – 1890: kath. Pfarrkirche St. Laurentius in Uedem (Niederrhein)

1890 – 1892: kath. Pfarrkirche Hl. Schutzengel in Dattenberg

1891:   kath. Pfarrkirche St. Vincentius in Asperden

1892 – 1893: kath. Wallfahrtskirche Zur schmerzhaften Gottesmutter in Asbach-Niedermühlen

1896 – 1902: kath. Pfarrkirche St. Agnes in Köln (im Auftrag von Peter Joseph Roeckerath (1837–1905))

1897 – 1898: kath. Pfarrkirche St. Ewaldi in (Duisburg-) Laar

1899 – 1900: kath. Pfarrkirche St. Lambert in Spay

1904:   kath. Pfarrkirche St. Maternus in Merbeck

1906 – 1907: kath. Pfarrkirche St. Antonius in Jünkerath

 

Aus der 1882 mit Christina Paulina (geborene Empt) geschlossenen Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor.

 

Ehrung:

Die Rüdellstraße in der Kölner Gartenstadt Nord (Stadtteil Longerich) ist nach ihm benannt.

 

Quellen Text: Seite „Carl Rüdell“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Januar 2022, 10:40 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Carl_R%C3%BCdell&oldid=219331758 (Abgerufen: 11. September 2022, 18:59 UTC)

 

Sowie einige kleine Auschnitte aus dem Buch Carl Rüdell, Bilder aus dem alten Köln von Werner Schäfke, erschienen im Greven Verlag Köln.

 

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