Frühindustrieller Unternehmer
Die MitÂglieÂder der einÂflussÂreiÂchen rheiÂniÂschen UnÂterÂnehÂmerÂdyÂnasÂtie MalÂlinckÂrodt gingen aus eiÂnem seit dem späÂten MitÂtelÂalÂter nachÂweisÂbaÂren westÂfäÂliÂschen Patriziergeschlecht herÂvor. NeÂben ihÂrer wirtÂschaftÂliÂchen TäÂtigÂkeit beÂtäÂtigÂten sie sich seit der MitÂte des 19. JahrÂhunÂderts auch auf poÂliÂtiÂscher beÂzieÂhungsÂweiÂse auf sozialpolitischer EbeÂne.
GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) wurÂde am 7.8.1799 als Sohn des KaufÂmanns TheoÂdor Mallinckrodt (1774-1822) und seiÂner Frau SoÂphie FaÂbriÂciÂus (1777-1801) in DortÂmund geboÂren. Er entÂstammÂte dem bürÂgerÂliÂchen Zweig eiÂner lutherischen FaÂmiÂlie, die seit 1491 in DortÂmund nachÂweisÂbar ist. Nach dem BeÂsuch des DortÂmunÂder Archigymnasiums abÂsolÂvierÂte GusÂtav MalÂlinckÂrodt eiÂne kaufÂmänÂniÂsche LehÂre in Lippstadt. Es schloss sich eiÂne BilÂdungsÂreiÂse nach FrankÂreich und die MiÂliÂtärÂdienstÂzeit in MünsÂter an.
Im NoÂvemÂber 1820 erÂöffÂneÂte er zuÂsamÂmen mit seiÂnem Freund JaÂkob AuÂgust Voigt ein Kommission- und SpeÂdiÂtiÂonsÂgeÂschäft in St. PeÂtersÂburg. Die Stadt war AnÂfang des 19. JahrÂhunÂderts eiÂner der beÂdeuÂtendsÂten euÂroÂpäiÂschen HanÂdelsÂplätÂze. Hier und in seiÂnem HaÂfen KronÂstadt wurÂden rusÂsiÂsche und siÂbiÂriÂsche WaÂren geÂhanÂdelt und RussÂland wurÂde dort mit ausÂlänÂdiÂschen GüÂtern verÂsorgt. Trotz eiÂnes erÂfolgÂreiÂchen unÂterÂnehÂmeÂriÂschen AufÂbruchs mussÂte GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) St. PeÂtersÂburg nach dem Tod seiÂnes VaÂters schon im OkÂtoÂber 1822 wieÂder verÂlasÂsen. Er kehrÂte nach DortÂmund zuÂrück, grünÂdeÂte dort eiÂne SiaÂmoÂseÂfaÂbrik und erÂöffÂneÂte im Mai 1823 zuÂsamÂmen mit HerÂmann Meininghaus (geÂstorÂben 1856) die WollÂhandÂlung MalÂlinckÂrodt & MeiÂninghaus.
NachÂdem GusÂtav (I) am 27.10.1823 MaÂria Strohn (1804-1824), TochÂter eiÂnes Lederhändlers aus HerÂdeÂcke, geÂheiÂraÂtet hatÂte, entÂschloss er sich zur AufÂgaÂbe der DortmunÂder UnÂterÂnehÂmen. Die SiaÂmoÂseÂfaÂbrik wurÂde an MitÂarÂbeiÂter des UnÂterÂnehÂmens abÂgeÂgeÂben und die WollÂhandÂlung von HerÂmann MeiÂninghaus und seiÂnem Sohn AuÂgust weiÂterÂgeÂführt.
MaÂria MalÂlinckÂrodt starb 1824 bei der GeÂburt des ersÂten SohÂnes. Drei JahÂre späÂter heiÂraÂteÂte GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) die SchwesÂter von MaÂria, EmiÂlie Strohn (1809-1884). Der VaÂter von EmiÂlie, GeÂorg Strohn (1763-1822), war in WehÂringÂhauÂsen bei HaÂgen InÂhaÂber eiÂner GerÂbeÂrei geÂweÂsen und hatÂte schon 1817 eiÂne weiÂteÂre GerÂbeÂrei in KromÂbach bei SieÂgen geÂgrünÂdet. Die LeiÂtung des KromÂbaÂcher UnÂterÂnehÂmens erÂfolgÂte nicht zur ZuÂfrieÂdenÂheit der FaÂmiÂlie Strohn und es wurÂde beÂschlosÂsen, dass GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) und seiÂne Frau nach KromÂbach zoÂgen, um die UnÂterÂnehÂmensÂleiÂtung vor Ort wahrÂzuÂnehÂmen. Im April 1825 entÂschloss sich GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I), die KromÂbaÂcher GerÂbeÂrei weiterzufühÂren und das HaÂgeÂner UnÂterÂnehÂmen zu liÂquiÂdieÂren. ZuÂsamÂmen mit HeinÂrich VollÂmann beÂgrünÂdeÂte er die GerÂbeÂrei MalÂlinckÂrodt & Co. in KromÂbach. Die StandortverlaÂgeÂrung erÂgab sich aus den für die SohlÂleÂderÂgerÂbung beÂnöÂtigÂten RohÂstofÂfe: WasÂser und der GerbÂstoff EiÂchenÂrinÂde waÂren in unÂmitÂtelÂbaÂrer UmÂgeÂbung der GerÂbeÂrei reichÂlich vorÂhanÂden, so dass die KonÂzenÂtraÂtiÂon auf den KromÂbaÂcher StandÂort konsequent war.
Bis MitÂte der 1830er JahÂre hatÂte GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) erÂkannt, dass der Kölner HäutehanÂdel eiÂne doÂmiÂnieÂrenÂde StelÂlung in der RheinÂproÂvinz geÂwinÂnen würde. Nach dem WegÂfall der KonÂtiÂnenÂtalÂsperÂre hatÂte dieÂser HanÂdelsÂzweig eiÂne raÂsche WieÂderÂbeÂleÂbung erÂfahÂren, seit MitÂte der 1820er JahÂre beÂganÂnen die KölÂner Häutehändler den holÂlänÂdiÂschen ZwiÂschenÂhanÂdel ausÂzuÂschalÂten. WeiÂteÂre FakÂtoÂren für das AufÂblüÂhen der KölÂner HäuÂteÂbranÂche laÂgen im ErÂlass der RheinÂschifÂfahrtsÂakÂte, in der GrünÂdung des DeutÂschen ZollÂverÂeins und der zenÂtraÂlen LaÂge Kölns als MitÂtelÂpunkt eiÂner beÂdeuÂtenÂden LeÂderÂfaÂbriÂkaÂtiÂon in der RheinÂproÂvinz.
Im NoÂvemÂber 1836 verÂlegÂte GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) sein schon in KromÂbach beÂtrieÂbeÂnes ImÂportÂgeÂschäft für südÂameÂriÂkaÂniÂsche WildÂhäuÂte nach Köln und erÂöffÂneÂte die HäutehandÂlung MalÂlinckÂrodt & Cie., die südÂameÂriÂkaÂniÂsche WildÂhäuÂte nach Deutschland, insÂbeÂsonÂdeÂre in das RheinÂland und das SieÂgerÂland, imÂporÂtierÂte. ZwiÂschen 1848 und 1859 hielÂten die MalÂlinckÂrodts aus faÂmiÂliäÂrem InÂterÂesÂse eiÂne BeÂteiÂliÂgung an der TuchÂfaÂbrik MalÂlinckÂrodt & Cie. in BurtÂscheid bei AaÂchen. AuÂßerÂdem war GusÂtav MallinckÂrodt (I) maÂßÂgebÂlich am AufÂbau mehÂreÂrer AkÂtiÂenÂgeÂsellÂschafÂten in den BeÂreiÂchen VerÂkehr, BergÂbau, VerÂsiÂcheÂrungs- und BankÂweÂsen soÂwie MaÂschiÂnenÂbau im rheinischwestÂfäÂliÂschen InÂdusÂtrieÂgeÂbiet beÂteiÂligt. 1844 geÂhörÂte er dem DiÂrekÂtoÂriÂum der RheiÂniÂschen EiÂsenÂbahnÂgeÂsellÂschaft an, woÂbei er sich auf den AusÂbau der StreÂcke von Bonn über KoÂblenz nach BinÂgen konÂzenÂtrierÂte.
Im BeÂreich des BergÂbaus geÂhörÂte GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) zuÂsamÂmen mit GusÂtav Mevissen zu den GrünÂdern des KölÂner BergÂwerks-VerÂeins. MalÂlinckÂrodt war zu BeÂginn der GeÂsellÂschaft in der techÂniÂschen LeiÂtung des UnÂterÂnehÂmens täÂtig. Das VorÂhaÂben, zusamÂmen mit MeÂvisÂsen die „KölÂniÂsche Bank“ zu grünÂden, scheiÂterÂte an der preußischen GeÂsetzÂgeÂbung.
Auf poÂliÂtiÂschem Feld trat GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) für eiÂnen reÂforÂmaÂtoÂriÂschen Liberalismus und eiÂne kleinÂdeutÂsche LöÂsung mit eiÂner konÂstiÂtuÂtioÂnelÂlen Monarchie unÂter preuÂßiÂscher FühÂrung ein. Mit dieÂsen ForÂdeÂrunÂgen stand er in Opposition zu den in der ersÂten HälfÂte des 19. JahrÂhunÂderts doÂmiÂnieÂrenÂden SchichÂten des preuÂßiÂschen Adels und der BeÂamÂtenÂschaft. Auf wirtÂschaftÂliÂchem GeÂbiet stemmÂten sich die BeÂamÂten geÂgen eiÂne GleichÂstelÂlung mit dem aufÂstreÂbenÂden BürÂgerÂtum, da sie durch den wirtÂschaftÂliÂchen ErÂfolg der UnÂterÂnehÂmer ihÂre soÂziaÂle PoÂsiÂtiÂon beÂdroht saÂhen. Auf dem Feld der PoÂliÂtik war es der Adel, der sich den ReÂformÂbeÂmüÂhunÂgen des Bürgertums wiÂderÂsetzÂte. Nach der geÂscheiÂterÂten ReÂvoÂluÂtiÂon von 1848/ 1849 blieb die preuÂßiÂsche ArisÂtoÂkraÂtie die soÂziÂal maÂßÂgeÂbenÂde Schicht auf poÂliÂtiÂschem und gesellschaftÂliÂchem GeÂbiet.
GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) zog im April 1850 für den ReÂgieÂrungsÂbeÂzirk ArnsÂberg in die ErsÂte PreuÂßiÂsche KamÂmer ein. In seiÂner Zeit als AbÂgeÂordÂneÂter blieb er weitÂgeÂhend isoÂliert und zur poÂliÂtiÂschen UnÂtäÂtigÂkeit verÂurÂteilt, so dass er sein ManÂdat schon 1853, drei JahÂre vor AbÂlauf der LeÂgisÂlaÂturÂpeÂriÂode, aufÂgab. In den folÂgenÂden JahÂren widÂmeÂte er sich wieÂderÂum dem AufÂbau verÂschieÂdeÂner AkÂtiÂenÂgeÂsellÂschafÂten. Er unÂterÂstützÂte GusÂtav MeÂvisÂsen bei der UmÂwandÂlung des A. SchaaffÂhauÂsen’schen BankÂverÂeins in eiÂne AkÂtiÂenÂgeÂsellÂschaft. DarÂüber hinÂaus war er 1852 an der GrünÂdung der ConÂcorÂdia LeÂbensÂverÂsiÂcheÂrungs AG und 1855 an der KölÂniÂschen MaÂschiÂnenÂbau AG beÂteiÂligt. ZuÂgleich enÂgaÂgierÂte er sich sehr für die FortÂentÂwickÂlung des SieÂgerÂlänÂder ErzÂbergÂbaus. Mit HilÂfe des Schaaffhausen’schen BankÂverÂeins wurÂde 1856 der Köln-MüÂseÂner BergÂwerksÂverÂein gegrünÂdet.
 Gustav Mallinckroth II
GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) starb am 17.11.1856 in Köln. Sein Sohn GusÂtav MalÂlinckÂrodt (II) wurÂde am 29.11.1829 in KromÂbach geÂboÂren. Nach AbÂschluss der HöÂheÂren BürÂgerÂschuÂle in Köln arÂbeiÂteÂte er zwiÂschen FeÂbruÂar und OkÂtoÂber 1845 in der KromÂbaÂcher GerÂbeÂrei, um prakÂtiÂsche ErÂfahÂrunÂgen im GerÂberÂeiÂweÂsen zu geÂwinÂnen. ZwiÂschen dem WinÂterÂseÂmesÂter 1845/46 und dem SomÂmerÂseÂmesÂter 1847 beÂsuchÂte er VorÂleÂsunÂgen an den UniÂverÂsiÂtäten in BerÂlin, Bonn und in GieÂßen. Im OkÂtoÂber 1847 beÂgann er eiÂne kaufÂmänÂniÂsche TäÂtigÂkeit im BankÂhaus DeichÂmann & vom Rath in AmsÂterÂdam. DieÂse ArÂbeit konnÂte er aber nur bis zum 29.3.1848 fortÂsetÂzen, da das BankÂhaus zu dieÂsem ZeitÂpunkt liÂquiÂdiert wurÂde. Gustav MalÂlinckÂrodt (II) ging darÂaufÂhin als KorÂreÂsponÂdent für die KölÂniÂsche ZeiÂtung nach FrankÂfurt, um von den PleÂnarÂsitÂzunÂgen der NaÂtioÂnalÂverÂsammÂlung zu beÂrichÂten. WeiÂteÂre kaufÂmänÂniÂsche ErÂfahÂrunÂgen konnÂte GusÂtav MalÂlinckÂrodt (II) beim A. Schaaffhausen’schen BankÂverÂein in Köln und beim LonÂdoÂner HanÂdelsÂhaus John CaÂter und ColÂlet geÂwinÂnen.
1855 änÂderÂte sich das LeÂben für GusÂtav MalÂlinckÂrodt (II): Er heiÂraÂteÂte die TochÂter des wohlÂhaÂbenÂden KölÂner BanÂkiers WilÂhelm LudÂwig DeichÂmann, BerÂtha DeichÂmann (1836-1901). ZuÂgleich überÂnahm er die LeiÂtung der BurtÂscheiÂder TuchÂfaÂbrik. DieÂses Unternehmen mussÂte 1859 aufÂgrund unÂzuÂreiÂchenÂder ProÂduktÂquaÂliÂtäÂten liÂquiÂdiert werden. Und auch bei den übÂriÂgen FaÂmiÂliÂenÂunÂterÂnehÂmen machÂten sich die Veränderungen der wirtÂschaftÂliÂchen RahÂmenÂbeÂdinÂgunÂgen neÂgaÂtiv beÂmerkÂbar. Die GerbeÂrei MalÂlinckÂrodt & Co. mussÂte 1881 aufÂgrund neuÂer GerbÂverÂfahÂren mit neuÂen GerbÂstofÂfen und der MeÂchaÂniÂsieÂrung bei der WeiÂterÂverÂarÂbeiÂtung aufÂgeÂgeÂben werÂden. Hier kam GusÂtav (II) eiÂner StrukÂturÂkriÂse dieÂses GeÂwerÂbeÂzweiÂges im SieÂgerÂland durch die VerÂäuÂßeÂrung zuÂvor. InÂfolÂge der VerÂlaÂgeÂrung des WildÂhäuÂteÂhanÂdels in die SeeÂstädÂte und eiÂner zuÂnehÂmenÂden AusÂschalÂtung des ZwiÂschenÂhanÂdels mussÂte GusÂtav MalÂlinckÂrodt (II) auch die KölÂner ImÂportÂhandÂlung MalÂlinckÂrodt & Cie. liÂquiÂdieÂren. Die AufÂlöÂsung wurÂde schlieÂßÂlich nach seiÂnem ToÂde durch seiÂnen Sohn vollÂzoÂgen. NachÂhalÂtiÂge StrukturverändeÂrunÂgen inÂnerÂhalb der deutÂschen WirtÂschaft machÂten eiÂne renÂtaÂble WeiterÂfühÂrung beiÂder UnÂterÂnehÂmen unÂmögÂlich.
Das väÂterÂliÂche EnÂgaÂgeÂment beim AufÂbau von AkÂtiÂenÂgeÂsellÂschafÂten wurÂde von GusÂtav (II) nur noch sehr beÂgrenzt fortÂgeÂsetzt. Er geÂhörÂte zwar noch den KonÂtrollÂgreÂmiÂen alÂler vom VaÂter mitÂbeÂgrünÂdeÂten AkÂtiÂenÂgeÂsellÂschafÂten an, doch auf dem GeÂbiet des NeuÂaufÂbaus von AkÂtiÂenÂunÂterÂnehÂmunÂgen war er nur noch im Fall der 1894 geÂgrünÂdeÂten RheinischWestÂfäÂliÂschen BoÂdenÂkreÂditÂbank akÂtiv. DieÂse geÂrinÂge InÂitiaÂtiÂve ist umÂso erstaunÂliÂcher, da GusÂtav (II) in den ZeiÂten des GrünÂderÂbooms nach dem Deutsch-FranzöÂsiÂschen Krieg 1870/1871 groÂße wirtÂschaftÂliÂche ErÂfolÂge mit der GerÂbeÂrei und der HäuÂteÂhandÂlung verÂzeichÂnen konnÂte.
Gustav von Mallinckrodt III
Das poÂliÂtiÂsche EnÂgaÂgeÂment GusÂtav MalÂlinckÂrodts (II) beÂschränkÂte sich auf die KommentieÂrung verÂschieÂdeÂner poÂliÂtiÂscher ErÂeigÂnisÂse. AnÂlässÂlich der BeÂraÂtunÂgen eiÂner VerÂfasÂsung auf dem ErÂfurÂter UniÂonsÂparÂlaÂment im JahÂre 1850 und der sich zuÂspitÂzenÂden KonÂfronÂtaÂtiÂon zwiÂschen ÖsÂterÂreich und PreuÂßen um das preuÂßiÂsche DurchÂmarschÂrecht in KurÂhesÂsen lässt sich bei GusÂtav (II) ein EinÂtreÂten für eiÂne kleinÂdeutÂsche LöÂsung im RahÂmen eiÂner konÂstiÂtuÂtioÂnelÂlen VerÂfasÂsung beÂleÂgen. GusÂtav MalÂlinckÂrodt (II) verÂharrÂte jeÂdoch in eiÂner pasÂsiÂven RolÂle, bis zu seiÂnem ToÂde überÂnahm er kein poÂliÂtiÂsches ManÂdat. Er starb am 6.3.1904. Sein Sohn GusÂtav MalÂlinckÂrodt (III) wurÂde am 2.6.1859 in Köln geboÂren. NachÂdem er 1877 das AbÂitur beÂstanÂden hatÂte, beÂgann er im WinÂterÂseÂmesÂter desÂselÂben JahÂres JuÂra zu stuÂdieÂren, zuÂnächst in HeiÂdelÂberg, späÂter in StraßÂburg, um dort auch seiÂnen MiÂliÂtärÂdienstÂpflichÂten nachÂzuÂkomÂmen und schlieÂßÂlich in GötÂtinÂgen. Hier beÂenÂdeÂte er das JuÂraÂstuÂdiÂum mit eiÂner ProÂmoÂtiÂon zu eiÂnem TheÂma der EiÂgenÂtumsÂlehÂre. Es folgÂten AufÂentÂhalÂte in LonÂdon und AntÂwerÂpen, um sich mit den GeÂwohnÂheiÂten des HäuÂteÂhanÂdels verÂtraut zu maÂchen.
Im Fall von GusÂtav MalÂlinckÂrodt (III) ist nach eiÂnem verÂgebÂliÂchen VerÂsuch zum AufÂbau eiÂner WerkÂzeugÂfaÂbrik ein starÂker RückÂgang unÂterÂnehÂmeÂriÂscher InÂnoÂvaÂtiÂon und RisikoüberÂnahÂmen festÂzuÂstelÂlen. Die MitÂgliedÂschaft in zahlÂreiÂchen AufÂsichtsÂräÂten (unÂter anÂdeÂrem EiÂsen- und StahlÂwerÂke Hoesch AG, CoÂloÂnia KölÂniÂsche FeuÂer- und KölÂniÂsche UnÂfall-VerÂsiÂcheÂrungs AG, A. SchaaffÂhauÂsen’scher BankÂverÂein, KölÂniÂsche Rückversicherung, VerÂeiÂnigÂte Köln-RottÂweiÂler PulÂverÂfaÂbriÂken) bilÂdeÂten neÂben seiÂnem umÂfangÂreiÂchen VerÂmöÂgen die GrundÂlaÂge für die WieÂderÂaufÂnahÂme des poÂliÂtiÂschen und soÂziÂalÂpoÂliÂtiÂschen WirÂkens.
GusÂtav MalÂlinckÂrodt (III) knüpfÂte in geÂwisÂsem MaÂße an die groÂßväÂterÂliÂchen TraÂdiÂtioÂnen an, aber die ZieÂle und die BühÂne seiÂnes EnÂgaÂgeÂments unÂterÂschieÂden sich stark von denen des GroÂßvaÂters. Er geÂhörÂte der NaÂtioÂnalÂliÂbeÂraÂlen ParÂtei an und wechÂselÂte 1919 zur DeutÂschen DeÂmoÂkraÂtiÂschen ParÂtei. InÂnerÂhalb der NaÂtioÂnalÂliÂbeÂraÂlen ParÂtei geÂhörÂte er dem KölÂner ParÂteiÂvorÂstand und dem ZenÂtralÂvorÂstand der RheinÂproÂvinz an. GusÂtav MallinckÂrodt (III) war zwiÂschen 1900 und 1919 als StadtÂverÂordÂneÂter in Köln vor alÂlem um die GrünÂdung der HanÂdelsÂhochÂschuÂle und des MuÂseÂums für HanÂdel und InÂdusÂtrie bemüht.
MalÂlinckÂrodt war VorÂstandsÂmitÂglied des VerÂeins für HanÂdel und InÂdusÂtrie, stellvertretender VorÂsitÂzenÂder des VerÂeins für VolksÂhyÂgieÂne, stellÂverÂtreÂtenÂder Vorsitzender des KölÂner VerÂkehrsÂverÂeins, MitÂbeÂgrünÂder des KölÂner FrauÂen-FortbildungsverÂeins, VorÂsitÂzenÂder des VerÂeins für NaÂturÂkunÂde, VorÂstandsÂmitÂglied der GeÂsellÂschaft für RheiÂniÂsche GeÂschichtsÂkunÂde, VorÂstandsÂmitÂglied des Provinzialvereins vom RoÂten Kreuz in Köln und MitÂbeÂgrünÂder soÂwie EhÂrenÂmitÂglied des KölÂner RennÂverÂeins. 1914 grünÂdeÂte und leiÂteÂte er den ersÂten deutÂschen VerÂwunÂdeÂten und VerÂmissÂtenÂnachÂweis des DeutÂschen RoÂten KreuÂzes in Köln. Hier war er bis 1919 tätig. Auf seiÂne maÂßÂgebÂliÂche InÂitiaÂtiÂve hin wurÂde dem KölÂner Zweig der FaÂmiÂlie am 8.9.1902 die ZuÂgeÂhöÂrigÂkeit zum Adel durch KaiÂser WilÂhelm II. (ReÂgieÂrungsÂzeit 1888-1918) beÂstäÂtigt.
GusÂtav von MalÂlinckÂrodt (III) starb am 3.3.1939 in Köln. Im VerÂlauf von drei GeÂneÂraÂtioÂnen zog sich die FaÂmiÂlie von MalÂlinckÂrodt von ihÂrer TäÂtigÂkeit als UnÂterÂnehÂmer mehr und mehr zuÂrück. Die MalÂlinckÂrodts geÂhörÂten dem TyÂpus des KölÂner HändÂler-UnÂterÂnehÂmers an, der die im HäuÂteÂhanÂdel und im GerÂberÂeiÂweÂsen erÂwirtÂschafÂteÂten GeÂwinÂne in die IndustriaÂliÂsieÂrung des rheiÂnisch-westÂfäÂliÂschen InÂdusÂtrieÂgeÂbieÂtes inÂvesÂtierÂte. Ein Übergang zur inÂdusÂtriÂelÂlen LeÂderÂproÂdukÂtiÂon geÂlang den MalÂlinckÂrodts, wie auch anÂdeÂren HändÂler-UnÂterÂnehÂmern, alÂlerÂdings nicht. PoÂliÂtisch lässt sich in der gleiÂchen Zeit ein WanÂdel vom reÂforÂmaÂtoÂriÂschen LiÂbeÂraÂlisÂmus zu eiÂner monÂarÂchisch-konÂserÂvaÂtiÂven Richtung festÂstelÂlen. GusÂtav MalÂlinckÂrodt (I) war an eiÂnem WanÂdel PreuÂßens hin zu eiÂner konÂstiÂtuÂtioÂnelÂlen VerÂfasÂsung und verÂbunÂden mit eiÂner kleinÂdeutÂschen LöÂsung interessiert. Sein EnÂkel förÂderÂte den AufÂbau Kölns zu eiÂner moÂderÂnen GroßÂstadt, ohÂne die ParÂtiÂziÂpaÂtiÂon breiÂteÂrer BeÂvölÂkeÂrungsÂschichÂten an der KomÂmuÂnalÂpoÂliÂtik zu unterstützen.
Quelle Text: Franke, Christoph, Familie Mallinckrodt, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/familie-mallinckrodt/DE-2086/lido/57c946bf725fa4.84111709 (abgerufen am 13.02.2025)