Bankier
August Theodor Adolf Deichmann (Theodor), geboren am 27. April 1837, gestorben am 25. Juli 1895 in Köln
Bereits am 1. Juli 1863 trat Theodor Deichmann in die Handelsgesellschaft des in Köln wohnenden Bankiers und Kommerzienrat Wilhelm Ludwig Deichmann und Adolph vom Rath, der Firma „Deichmann & Comp“ als Mitgesellschafter ein.
Am 19. November 1864 geben Theodor Deichmann und seine Frau Maria, (1843 – 1901), geb. Joest, die Geburt eines gesunden Knaben Wilhelm Theodor Damian bekannt. Am 23. Oktober 1866 folgt der Sohn Karl (Carl) Theodor Adolf, am 14. März 1870 wurde Maria von einem Töchterchen, Emma Christina Maria Theodora, glücklich entbunden und am 26. September 1872 folgt Töchterchen Helena Mathilda Maria Theodora (Helene) Deichmann. Auch hier wird als Wohnsitz die Trankgasse 7a, ein Palais, das 1868 im Stil des Historismus erbaut worden war, angegeben, er war einer der beiden Deichmann Vetter, die in dritter Generation gemeinsam das Bankhaus Deichmann & Cie leiteten. Aus dem Privatleben der Beiden lassen sich kaum Angaben finden, alle Veröffentlichungen von Theodor Deichmann beziehen sich nur auf Mitgliedschaften in Verbänden und Vereinen und entsprechende Posten in den jeweiligen Aufsichtsräten.
Das Bankhaus Deichmann
Die Deichmanns waren eine der reichsten Familien Kölns. Sie gehörten zur kleinen protestantischen Minderheit der Stadt, die lange unbedeutend gewesen war. Von den rund 40 000 Menschen, die 1794 hier lebten, waren lediglich 400 Protestanten. Erst 1797 erhielten sie das volle Bürgerrecht in Köln und damit begann der Aufstieg einiger evangelischer Familien, die sich im Verlauf des neunzehnten Jahrhunderts Ansehen, Macht und großen Reichtum erwarben. Viele von ihnen begannen als Handelshäuser und entwickelten sich zu Privatbanken.
Am 18. Januar 1889 scheiden Adolph vom Rath und Wilhelm Deichmann jr. aus der Gesellschaft aus. Theodor und Otto (vermutlich der 2. Vetter) führen das Bankhaus Deichmann & Cie unverändert weiter. Im Juni 1890 wird Theodor Deichmann der Titel Kommerzienrat verliehen. Am 8. Januar 1892 wird der Bankier Wilhelm Theodor Deichmann als Mitgesellschafter im Bankhaus Deichmann & Cie eingetragen.
Am 20. Februar 1894 geben der Kaufmann Rudolph Bruno Schroeder, wohnhaft in London und die geschäftslose Emma Christina Maria Theodora Deichmann, Tochter des Bankiers Theodor Deichmann und seiner Frau Maria Wilhelmine ihr Aufgebot bekannt und zeigen an, dass sie die Ehe miteinander eingehen wollen.
Die Heirat der Tochter Emma Deichmann (1870 – 1944) mit Bruno von Schröder (1867 –1940) im Jahr 1894 begründete gute geschäftliche Beziehungen nach London und New York. Die Schröders waren eine weltweit verzweigte Kaufmannsfamilie mit Ursprung in Quakenbrück, deren Aufstieg um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts begann. 1804 gründete Johann Heinrich Schröder das Bankhaus «J. Henry & Co.». Sein Sohn gleichen Namens (1825 – 1910) holte seinen Hamburger Neffen Bruno ins Geschäft, der 1904 in den preußischen Freiherrenstand erhoben wurde. Baron Bruno war in London ein höchst erfolgreicher Handelsbankier mit einem untadeligen Ruf, der sich sehr für die dortige deutsche Gemeinde engagierte.
Er wurde bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf Anordnung des Innenministers quasi über Nacht naturalisiert, denn sonst wäre sein Vermögen als Feindvermögen eingezogen worden. Das hätte die Schließung der Schröder-Bank bedeutet, was als eine ernsthafte Bedrohung für den britischen und internationalen Finanzmarkt angesehen wurde. Bruno von Schröder unterstützte die Kölner Deichmanns in den schwierigen Jahren nach der Liquidation der Bank. Und Freya sollte in den vierziger Jahren von Tante Emma in ihrem Testament bedacht werden. Helmuth James und Freya von Moltke waren bei ihren Besuchen in England oft zu Gast in Dell Park, dem Anwesen der Schröders in der Nähe von Windsor.
Am 27. Juli 1895 erscheint im Kölner Lokal Anzeiger folgende Mitteilung
Herr Kommerzienrat Theodor Deichmann, Teilhaber des Bankhauses Deichmann & Cie hierselbst, ist vorgestern Mittag um 4 Uhr, nach mehrjähriger Krankheit im Alter von 59 Jahren gestorben. Derselbe gehörte auch der Direktion bzw. dem Aufsichtsrat oder Verwaltungsrat der nachfolgenden Gesellschaften als ein überaus tätiges Mitglied an:
- Aktien Gesellschaft für Rheinisch-Westfälische Industrie
- Kölnische Lebensversicherungsgesellschaft Concordia
- Kölnische Feuerversicherungsgesellschaft Colonia
- Kölnische Hagelversicherungsgesellschaft
- Kölnische Unfallversicherungsgesellschaft
- und vielen weiteren Verbänden und Vereinigungen
Maria Wilhelmina Deichmann, geb. Joest verstarb am 7. April 1901 im Alter von 57 Jahren, Sie hinterließ 4 Kinder und bereits 9 Enkelkinder.
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Quelle Text Bankhaus Deichmann: Ausschnitte aus dem Buch Freya von Moltke Ein Jahrhundertleben 1911–2010, von Frauke Geyken, erschienen im Verlag C.H. Beck, abgerufen unter https://www.ciando.com/img/books/extract/3406613845_lp.pdf abgerufen am 20.02.2025