Unternehmer (Klosterfrau)
Peter Gustav Schaeben (1815–1885), aus einer vielköpfigen Familie eines Tagelöhners stammend, war seit 1829 Gehilfe und Mitarbeiter der berühmten »Klosterfrau« Maria Clementine Martin (1775–1843; Grabstelle Weg J zw. Weg A+B). Er erbte nach ihrem Tod am 9. August 1843 ihr Unternehmen zur Herstellung von Kölnisch Wasser und »Klosterfrau Melissengeist«. Zusammen mit seiner im Unternehmen tätig gewesen Frau Anna Catharina, geborene Grass (1820–1889), eine Schwester des bekannten Glasmalers Peter Grass (1813–1882), der u.a. das Ursula- und Clemens-Fenster (1852) im Kölner Dom entwarf, etablierte Peter Gustav Schaeben die Firma Klosterfrau als Weltmarke. Seine in Köln hergestellten Produkte wurden vornehmlich in Indien, Australien, England, den Niederlanden und Russland vertrieben. Zudem errangen seine Produkte zahlreiche internationale Auszeichnungen auf Weltausstellungen, so u.a. in London (1851), New York (1853), Wien (1873), Sydney (1879) und Melbourne (1880). Zu seinen berühmten Kunden zählten u.a. königliche Hoheiten, wie König Ludwig II. von Bayern (1846–1886), die spanischen Royals oder die Königin der Niederlande, Emma Wilhelmina Theresa von Waldeck und Pyrmont (1858–1934) die die Erzeugnisse der Firma M. C. M. Klosterfrau« schätzten.
Sein beeindruckender geschäftlicher Erfolg erlaubten es Peter Gustav Schaeben 1861 das repräsentative »Schaebenhaus« mit der Adresse »Domkloster 3« direkt gegenüber dem Westportal des Kölner Domes (an der Stelle des heutigen Domforums) als neuen Firmensitz errichten zu lassen. Obwohl er mittlerweile die Immobilen Domhof 13, 13–, 15 und 17 (an der heutigen Stelle des ehemaligen Domhotels) besaß, reichten diese räumlichen Kapazitäten nicht aus. Einer der angesehensten Architekten Friedrich Freiherr von Schmidt (1825–1891) entwarf den neuen Stammsitz im neugotischen Stil mit einer klassizistisch strukturierten Fassade und Balkon. Die großen Schaufenster und repräsentativen Verkaufsräume eigneten sich zur Präsentation des Sortiments. Zum Kölner Dombaufest 1880, konnte Peter Gustav Schaeben den Kronprinzen Friedrich in den Geschäftsräumen des Schaebenhaus«, Domkloster 3, begrüßen.
Während seiner mehr als vier Jahrzehnte andauernden Tätigkeit als Alleininhaber der Firma Klosterfrau verstand es Peter Gustav Schaeben durch ein ausgefeiltes Marketing seinen Produkten eine Corporate Identity« zu verleihen, u.a. durch
- die Weiternutzung des Preußischen Wappens (siehe »Klosterfrau” Maria Clementine Martin),
- Präsentation der Preismedaillen zusammen mit dem Schaebenhaus« und dem 1875/76 entwickelten Familienwappen auf den in Deutsch, Englisch und Französisch verfassten auf Druckerzeugnissen und in Anzeigen in den Kölner Adressbüchern sowie
- das Aufstellen eines detailreichen Holzmodells des Kölner Doms in den Verkaufsräumen des Schaebenhauses für die interessierten Touristen, die gleichzeitig auch die Schaeben‘schen Produkte testen konnten.
Gesellschaftlich trat die Familie Schaeben in vielfältiger Weise in Köln in Erscheinung. Als Mäzen des Cunibertus-Bauvereins unterstützte die Peter Gustav Schaeben den Wiederaufbau der durch den Sturm 1830 schwer beschädigten Kirche und den Aufbau des Marienhospitals an St. Kunibert.
Peter Gustav Schaeben starb am 10. Mai 1885 nach schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren im Haus Domkloster Nr. 3. Die Exequien wurden am 13. Mai 1885 im Kölner Dom abgehalten. Rund zehn Jahre zuvor, am 2. März 1875, erwarb Peter Gustav Schaeben auf Melaten auf der »Millionärsallee« eine Familiengruft mit 32 aufwändig ausgestatteten Grabkammern, die mit gravierten hellen Marmorplatten verschlossen sind. Seine Witwe Anna Katharina Schaeben, ließ 1886 nach dem Entwurf des Architekten und Diözesanbaumeisters Vincenz Statz (1819–1898; Grabstelle MA zw. Weg V+W), einem der bedeutendsten und einflussreichsten Vertreter der Neogotik im Rheinland, das bis heute bestehende Grabmal im zeittypischen grünen, schwedischen Diorit mit Bronzeapplikationen errichten.
In der Familiengruft Schaeben fanden 12 Familienmitglieder ihre letzte Ruhestätte: Neben Peter Gustav (1815–1885) und seiner Ehefrau Anna Catharina (1820–1889), sind ihre vier Kinder mit den jeweiligen Ehegatten, die Töchter Adelheid Uckermann (geb. Schaeben; 1846–1936) mit Ehemann Jonas (1835–1895), Katharina Pastor (geb. Schaeben; 1849–1938) mit Ehemann Fritz (1840–1902), die Söhne Otto Peter (sen.) Schaeben (1853–1932) mit Ehefrau Elise (geb. Boecker; 1852–1910) und Robert Peter (sen.) Schaeben (1863–1944) mit Ehefrau Clementine (geb. Dorff; 1862–1932) sowie zwei der sechs Kinder von Robert (sen.), die im Kindbett verstorbene Clementine (1893) und Otto Maria (jun.; 1889–1955).
Nach dem Tod von Peter Gustav Schaeben leitete seine Ehefrau Anna Catharina das Unternehmen sehr erfolgreich weiter. Ab 1889 übernahmen die beiden Söhne Otto (sen.) und Robert (sen.) die Leitung der Firma. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges spielten sie eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben der Stadt Köln. So beherbergte die Familie Schaeben u.a. den Kölnische Kunstverein unter Leitung von Alfred Hagelstange im Schaebenhaus«. Und – sein Sohn Robert Peter (sen.) war die Jungfrau im Kölner Dreigestirn in der Session 1883/1884.
Nach dem Krieg übernahmen Roberts (sen.) Söhne, Wilhelm (1888–1972) und Otto (1889–1955), als dritte Generation das Unternehmen und bauten die Marke »Klosterfrau« weiter aus. Unter Ihrer Firmenleitung wurden etliche Marken in die Warenrolle eingetragen und im Reichsanzeiger publiziert. Wilhelm, der kreative Kopf der Firma, entwarf zudem das bis heute in leicht abgewandelter Form bestehende Logo der »Drei Nonnen«, dass er am 28. September Jahr 1921 beim Deutschen Reichspatentamt, Berlin anmeldete. Obwohl die Kölner Fabrikantenfamilie Schaeben 90 Jahre (1843 bis 1933) als Inhaber der Firma M. C. M. Klosterfrau« Unternehmensgeschichte schrieb, gelang es ihr nicht, die Firma erfolgreich durch die schweren Zeiten der Weltwirtschaftskrise zu steuern. 1933 verloren sie das Unternehmen.
Die Restaurierung
Nachdem Heiko Hünemeyer 2008 die Patenschaft über das stark renovierungsbedürftige Grabmal der Familie Schaeben übernommen hatte, beauftragte er den Kölner Steinmetzbetrieb Dunkel mit der gesamten Durchführung des Projektes “Restaurierung des Denkmals Schaeben”. Ab 2009 wurde der stark verschmutzte Pyroxen-Granit gereinigt, die Steine repariert und neu befestigt, die Umfriedung neu gesetzt, die Bronzebeschläge erneuert, Mosaike freigelegt und die Gruft gereinigt. Außerdem wurden die Grünanlagen weitgehend erneuert.
Ursprünglich war das 1885 errichtete Grabmal durch ein eisernes Gitter umfriedet. Die Steine wurden entfernt und die Verankerungslöcher in der Werkstatt materialschonend und fast unsichtbar mit Bohrkernen aus der Unterseite ausgebessert. Nach der Reinigung, die die alte Politur wieder zum Vorschein brachte, wurden die Quader auf ein neues Fundament gesetzt.
Das eigentliche Denkmal besaß noch genügend Standfestigkeit und konnte vor Ort eingerüstet, von einer dicken Schmutz-Sinterschicht gesäubert und anschließend auf Hochglanz poliert werden.
Die blecherne Abdeckung der Gruft war leicht anzuheben und bot daher keinen ausreichenden Schutz. Sie wurde durch eine schwere Granitplatte ersetzt. Die in die Gruft hinabführende Leiter wurde repariert und die Grabkammer, deren Boden mit sehr schönen, mosaikähnlichen Bodenplatten ausgelegt ist, mit Wasserdampf gereinigt. Um in Zukunft die Verunreinigung der Grabkammer zu vermeiden, wurde die Belüftungsrohre der Gruft mit Abdeckhauben aus Edelstahl versehen.
In der Gruft fanden die Restauratoren einen bronzenen Palmzweig, der ursprünglich am Denkmal angebracht war und nun als Vorlage für den Neuguss eines zweiten fehlenden Zwecks diente. Der noch vorhandene bronzene Schriftzug „Familie Schaeben“ wurde entfernt, gereinigt und diente als Vorlage für den neu angefertigten zusätzliche Namenszug „Hünemeyer“.
Quellen Text:
Dr. G. M. und M. B. Berberich (2024): Privatarchiv – Dokumente zur Familiengeschichte P. G. Schaeben, Erftstadt.
Heckelmann, G. M. Berberich, G. Schwedt (2019): Das Erbe der Klosterfrau« in Köln Aufstieg und Fall der Unternehmerfamilie Schaeben (1843 – 1933).Lit Verlag Dr. W. Hopf, Berlin, ISBN 3-643-14652-6.
http://www.huenemeyer.eu/html/geschichte.html
Abgerufen am 25.12.2021
Die komplette Dokumentation zur Sanierung der Grabstätte gibt es hier