Finanzexperte und Investor
Joachim-Georg „Jochem“ Erlemann (* 29. November 1938 in Braunschweig; † 12. Juni 2009 in Köln) war ein deutscher Finanzexperte und Investor.
Werdegang
Jochem Erlemann war ein Sohn von Edmund Erlemann, Mitbegründer der Düsseldorf Modemesse Igedo. Er wuchs in Österreich und im Ruhrgebiet auf. In Essen und Köln ging er zur Schule, wo er später auch studierte und 1965 seinen Abschluss als Diplom-Kaufmann erwarb. 1969 promovierte er. Von 1965 bis 1968 war Erlemann bei der Hauptverwaltung von Karstadt in Essen tätig. Von da aus wechselte er zur Kapitalanlagegesellschaft Dr. Amann GmbH in Köln.
1972 machte sich Erlemann mit der von ihm gegründeten Firma Europäische Treuhand-AG & Co. selbständig. Damit wurde er zum „Star der Ära der Steuersparmodelle“: Gemeinsam mit weiteren Finanzexperten der sogenannten „Kölner Schule“ (nicht zu verwechseln mit der Kölner Steuerrechtsschule) ersann Erlemann (Spitzname „Spezialitäten-Doktor“) eine Reihe von Abschreibungsprojekten, die es gutverdienenden Selbständigen ermöglichte, durch vermeintlich entstandene Verluste Steuern zu sparen. Besonders bekannt ist das „Bauherrenmodell“, auch „Kölner Modell“ genannt. Darüber hinaus fand Erlemann Lücken im Gesetz, die weitere Fondsgesellschaften (Hotels, Schiffe, Filme) zur Steuerersparnis ermöglichten. Er finanzierte unter anderem die Filme Wenn der Postmann zweimal klingelt und Hair sowie die TV-Serie Dallas.
Von 1976 bis 1979 war Erlemann Präsident des Eishockey-Clubs Kölner Haie, holte namhafte Spieler wie Erich Kühnhackl nach Köln und entschuldete den Verein, der in seiner Amtsperiode zweimal Meister wurde, weitgehend.
1980 wurde Erlemann verhaftet, weil er Anteile für ein betrügerisches Projekt mit geleasten Gasflaschen im Libanon in Deutschland vertrieben hatte. Dass es sich dabei um Betrug handelte, hätte Erlemann nach eigenen Angaben allerdings erst selbst bei einem Besuch in Beirut im Jahre 1977 herausgefunden. Er wurde zu acht Jahren Haft verurteilt; das Gericht schätzte den entstandenen Schaden auf 100 Millionen Mark. 1982 wurde die Haft in offenen Vollzug gewandelt.
Während Erlemann in U-Haft saß, wurde am 6. März 1981 sein Sohn Johannes entführt. Nach zwei Wochen ließen die Entführer den Elfjährigen gegen Zahlung von drei Millionen Mark wieder frei. Die Entführer wurden später ergriffen, und auch das Lösegeld konnte zum Teil sichergestellt werden.
Jochem Erlemann hatte zwei Söhne aus erster Ehe, war zweimal geschieden und lebte in Köln. Er starb 2009 im Alter von 70 Jahren.
Entführungsfall Johannes Erlemann
Die Entführung von Jochem Erlemanns Sohn Johannes im Jahr 1981, war eine der spektakulärsten Kindesentführungen Deutschlands. Der elfjährige Johannes wurde 14 Tage in einer Holzkiste gefangen gehalten.
Ablauf
Am 6. März 1981 wurde Johannes Erlemann, der damals elfjährige Sohn des Unternehmers Jochem Erlemann, entführt. Zum Zeitpunkt der Entführung befand sich der Vater des Entführten wegen Betrugsverdachtes in Untersuchungshaft.
Die drei Entführer zogen Johannes auf dem Heimweg von seinem Fahrrad, verbrachten ihn in einen Lieferwagen und sperrten ihn schließlich in einen 1,50 Meter breiten, zwei Meter langen und 1,60 Meter hohen Verschlag, der in einem Schuppen bei Nideggen-Schmidt in der Rureifel stand. Am 10. März erhielt die Familie eine Musikkassette mit der Aufnahme der Stimme des Entführten und einer Lösegeldforderung. Diese belief sich zunächst auf acht Millionen DM. Die als Unterhändler eingeschalteten Rechtsanwälte handelten die Entführer jedoch auf drei Millionen DM herunter. Dieser Betrag konnte innerhalb dreier Tage durch Spenden von Bekannten der Familie Erlemann aufgebracht werden. Am 12. März 1981 wurde dann eine Anzeige in der Kölner Boulevardzeitung Express geschaltet, die signalisierte, dass das Lösegeld bereitstand. Am 20. März 1981 dirigierten die Entführer die Mutter des Opfers in ein Waldstück, wo sie das Geld in zwei Segeltuchtaschen in eine Holzkiste warf. Diese Kiste hatte keinen Boden und stand über dem rechtsrheinischen Kölner Randkanal. Zwei Mittäter entnahmen das Geld von unten und entfernten sich unterirdisch mit einem Schlauchboot.
Nach der Lösegeldzahlung ließen die Entführer das Kind frei.
Nach zweimonatigen Ermittlungen konnten die Täter sowie deren Ehefrauen am 8. Mai 1981 festgenommen werden. Der Haupttäter wurde im November 1981 zu zehn Jahren Haft verurteilt; die Urteile für drei weitere beteiligte Personen lagen zwischen drei und acht Jahren Haftstrafe.
Die drei Millionen Mark Lösegeld wurden nie komplett gefunden. 1.693.900 DM hatte der Anführer der Entführer in zwei Propangasflaschen versteckt. Diese konnte die Polizei sicherstellen, sie ging allerdings davon aus, dass diese Flaschen Heizzwecken dienten. Die Gasflaschen wurden daher zunächst im Polizeipräsidium gelagert. Erst der Anwalt des Anführers teilte mit, dass sich darin ein erheblicher Teil des Lösegeldes befand.
Quelle Text: Seite „Jochem Erlemann“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Oktober 2025, 08:42 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jochem_Erlemann&oldid=260961478 (Abgerufen: 24. Dezember 2025, 14:40 UTC)
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