Kaufmann und Unternehmer – Gründer des Modehaus Sauer in Köln
Franz Sauer I (1825 – 1903)
Franz Sauer II (1861 – 1945)
Franz Sauer III (1892 – 1955)
Bereits im Jahr 1842 eröffnete der aus Gustorf bei Grevenbroich stammende und erst 17-jährige Franz Sauer eine Stickerei in der Kleinen Budengasse in Köln. In den Folgejahren entwickelte sich das Unternehmen zu einer Strumpf- und Trikotfabrik. Am 8. Februar 1850 wurde die Geburt des Sohnes Johann Peter Carl angezeigt, es folgen am 9. September 1852 Hubert Georg und am 6. Dezember 1853 Franz Adam.
Kettenhäuschen und Kettenmänner (mal etwas zur Stadtgeschichte)
Die altkölnischen Kettenhäuschen waren eine Art von Hauptwachen und ursprünglich zur Bewachung der Sperrketten bestimmt, durch welche im Mittelalter bei Ausbruch bürgerlicher Unruhen die Hauptstraßen der Stadt abgeschlossen wurden, um den Kampf auf möglichst enge Grenzen zu beschränken. Zwei derselben, am Waidmarkt und an der Straße Unter Dominikanern / Ecke Marzellenstraße, bestanden bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts.
An verschiedenen Häusern der Stadt, z.B. an der Apotheke am Wallrafplatz und an dem Geschäftshaus von Franz Sauer, waren riesige, in die Mauer eingelassene Ringe zu sehen, an welche diese Ketten befestigt wurden.
Die „Kettenmänner“, wie die bis zur Vollendung des Baues der großen Strafanstalt am Klingelpütz, zu schwerer Arbeit verurteilten Schwerverbrecher und Baugefangenen genannt wurden, wurden durch mehr oder minder schwere Ketten an den Füßen gefesselt und bis zur Fertigstellung des Klingelpütz an diesen Ringen in der Stadt angekettet. Um sie an der Flucht zu hindern, mussten sie zusätzlich eine Kleidung aus gelbem und grauem Tuch tragen. Diejenigen, welche versucht hatten auszubrechen, trugen einen eisernen Bügel auf den Schultern bzw. am Hals befestigt, der es ihnen unmöglich machte eine Mauer mit dem Brecheisen zu bearbeiten.
Am 28. März 1893 erfolgte ein Umzug des Strumpf- und Trikotage-Geschäftes von Franz Sauer in den prächtigen Neubau an der Hohe Straße, mitten im „Herzen der Stadt“. Die Einrichtung war ein Muster vornehmer Pracht und es wurde eine Fülle überraschender und geschmackvoller Neuheiten aller Sortimente und in jeder Preislage zur Eröffnung angeboten.
Ab Mai 1893 verlagerte sich das Angebot auf Anzüge, Joppen, Hosen, Strümpfe, Mützen, Hemden und Trikots für Radfahrer, Franz Sauer hat sehr schnell den neuen Markt erkannt. Berühmte Radrennfahrer wie August Underborg, Lothar Lehr, F. Opel, D. Hofenstengel kauften hier ihre Radsport- und Rennkleidung. Die Ehrenpreise der Radrennfahrer und auch die Rennräder wurden in den riesigen Schaufenstern von Franz Sauer ausgestellt. Im Jahr 1898 gab es bereits den ersten Sport-Katalog mit über 200 Abbildungen von Sportartikeln aller Art.
Ab etwa 1908 verlagerte sich das Angebot, es wurden neben den Sportartikeln hochmoderne Herren-Paletots (Mäntel) mit tadellosem Sitz angeboten. Ab 1909 folgte eine Abteilung mit Reisekoffern und hochaparten Lederwaren, Damen- und Kinderblusen, Knaben-Anzüge und Mädchenkleider und für 7,50 Mark gab es den neuesten Londoner Wilkinson-Hut für Männer.
Ende Februar 1913 erfolgte die Verlegung der Abteilung Herren- und Damenmode zum Wallrafplatz 6, die Abteilungen Strumpf- und Trikotwaren sowie Kinderkleidung verblieben in der Hohe Straße 138 – 140, mit der Hohe Straße 162 (Stollwerck-Haus) gab es nun 3 Standorte. Im April 1914 erscheint eine ganzseitige Anzeige Tennis-Saison, Rackets, Bälle und aparte Tennisbekleidung. Nur 1 Jahr später dann die radikale Umstellung auf Armee-Schutzkleidung wie Regenmäntel, Regenschutzhüllen, imprägnierte Westen, Regenschutzhosen, Lederhandschuhe usw.
Die beiden Kriege hat das Unternehmen offensichtlich gut überstanden, der letzte Franz Sauer trat 1966 in das Unternehmen ein. 1986 wurde das Franz Sauer-Haus in der Minoritenstraße eröffnet. Auf fünf Verkaufsebenen wurden internationale Damen- und Herrenmode, Pelze, Wäsche, Lederwaren und Accessoires angeboten. Ein eigenes Änderungsatelier rundete das Angebot ab. Das Modehaus warb jahrzehntelang erfolgreich mit „Wertvoller aber dezenter Eleganz“ und zog damit auch zahlungskräftige Kundschaft aus Übersee, den USA und Asien an.
Der letzte Franz Sauer wurde im Dezember 2016 80 Jahre alt, aber es gab für das wirtschaftlich gesunde Unternehmen keinen Nachfolger mehr. Weder seine 4 Kinder noch die 2 Kinder seines Bruders Hans (1938 – 2013) wollten das Modehaus übernehmen. Das Franz Sauer-Haus sollte am 31. Dezember 2016 nach 5 Generationen und 175 Jahren geschlossen werden, die tatsächliche Schließung erfolgte im Februar 2017.
Die Stadt Köln erwarb das Geschäftshaus und ab Herbst 2021 erfolgte der Umzug des Stadtmuseums von der Zeughausstraße in das Franz Sauer-Haus.
Das Kölnische Stadtmuseum wird am 2. Dezember 2023 im ehemaligen Modehaus Franz Sauer neu eröffnet.
Eigene Recherche © Wolfgang Kranz