Bestattungsunternehmer
Am 2. Juni 1850 tauchen zum ersten Mal Gottfried Pilartz, Schreinermeister, Kämmergasse und Anna Maria Elisabeth Kroch, Unter Fettenhennen in einer Heiratsankündigung auf. Am 16. Juni 1850 wird bereits die vollzogene Heirat bekannt gegeben. Am 11. Juni 1851 wird die Geburt des Sohnes Jacob angezeigt, als neue Adresse wird Petersgässchen 2 angegeben.
Am 1. Januar 1853 erscheint eine kleine Anzeige im Allgemeinen Anzeiger für Rheinland und Westphalen, das Sargmagazin wurde aber schon 1850 gegründet.
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Gottfried Pilartz, Petersgässchen 2
Am 1. März 1853 wird die Geburt von Margarethe, Tochter von Gottfried Pilartz, Schreiner, Petersgässchen angezeigt.
Ab dem 2. Juli 1854 gibt es bereits ein „Sargmagazin“ in der Löwengasse 17, nähe der Severinstraße. Es werden alle Sorten von Todtenladen billig angeboten.
Am 14. Januar 1855 wird die Geburt von Heinrich Josef angezeigt. Heinrich Josef Pilartz verstirbt mit 3 ½ Monaten im April 1855. Am 27. November 1855 wird der Sohn Caspar geboren.
Am 4. Oktober 1863 wird von Gottfried Pilartz eine neue Anschrift für das Sargmagazin, die Salomonsgasse 14 angezeigt. Am 18. Juli 1868 erfolgt eine erneute Verlegung des Sarg-Magazin in die Streitzeuggasse 19.
Am 17. April 1884 erfolgt eine Heiratsankündigung von Jacob Pilartz, Schreinermeister und Eva geb. Pilartz zu Bedburdyk, einer Tochter von Theodor Pilartz aus Bedburdyk, einem Dorf in der Nähe von Grevenbroich, ebenfalls mit Anschrift Streitzeuggasse 19.
Bereits ein Jahr später, am 22. Mai 1885, wird die Geburt von Gottfried (1885 – 1958) angezeigt. Am 4. April 1892 verstirbt die gemeinsame Tochter Margaretha im Alter von 4 Jahren. Am 22. April 1895 stirbt die gemeinsame Tochter Maria im Alter von 2 Jahren und 4 Monaten. Am 3. Oktober 1898 stirbt die Tochter Elisabeth im zarten Alter von 9 Monaten. Am 18. Februar 1899 wird dann die glückliche Geburt eines gesunden Knaben angezeigt. Am 5. April 1902 stirbt die Tochter Christine nach längerem Krankenlager im Alter von 6 Jahren.
In der Streitzeuggasse 84 bzw. 86 gab es auch einen Steindrucker Jacob Pilartz.
Am 9. Januar 1885 erfolgt eine Heiratsankündigung und Caspar Pilartz, ebenfalls Schreinermeister, der Sohn von Gottfried Pilartz und Anna Maria Gertrud Müngersdorff, ohne Geschäft, beide in Köln wohnend, schließen vor dem königlichen Notar Le Hanne zu Köln am 31. Januar 1885 einen Ehevertrag, in dem die gesetzliche Gütergemeinschaft vereinbart wird. Bereits am 7. Februar 1885 wird die Vermählung von Caspar und Traudchen Pilartz, geb. Müngersdorff angezeigt.
Ab etwa 1888 lautet die Firmierung des Sargmagazins „Gebr. Pilartz“.
Die Fa. Pilartz war auch der alleinige Vertreter der Fa. F. Kersten aus Berlin in Köln. Das Unternehmen F. Kersten war einer der bekanntesten Bestattungsunternehmen und hat z. B. die Särge für Kaiser Wilhelm I, Kaiser Friedrich III und die Kaiserin Augusta hergestellt.
Der Gründer des Sarg-Magazin Pilartz, Gottfried Pilartz, stirbt am 20. September 1890 im Alter von 75 Jahren.
Im Mai 1899 haben die Gebrüder Pilartz den Sarg für den Kardinal Philipp Krementz hergestellt. Der von den Gebr. Pilartz gelieferte Sarg war nach den besonderen Wünschen des Kirchenfürsten aus süddeutschem Eichenholz mit scharfen Profilierungen hergestellt und hell poliert worden. An den beiden Langseiten war das Wappen des Verstorbenen mit dem Kardinalshut in sorgfältiger Bildhauerarbeit angebracht und auf dem Deckel bildete ein schönes gotisches Kreuz aus Silber den einzigen Schmuck. Zur Handhabung des Sarges dienten 10 massive schwer versilberte Griffe.
Gott dem Allmächtigen hat es in seinem unerforschlichen Ratschlusse gefallen, meine innigst geliebte herzensgute Gattin, unsere unvergessliche liebe Schwester, Schwägerin, Tante und Nichte, die wohlachtbare Frau Caspar Pilartz, Anna Maria Gertrud, geb. Müngersdorff, genannt Traudchen, im Alter von 48 Jahren zu sich zu nehmen.
Köln den 6. August 1908, Caspar Pilartz
Durch die Gebr. Pilartz wurden viele weitere Persönlichkeiten bestattet, darunter auch im Juli 1912 der Kardinal Fischer aus Bad Neuenahr.
Am 15. April 1913 legt der Schreiner Gottfried Pilartz erfolgreich die Meisterprüfung im Schreinerhandwerk ab.
Bis 1915 erscheint regelmäßig ein Jahrgedächtnis des Witwers Caspar Pilartz
Am 15. Januar 1916 verstirbt Jakob Pilartz nach kurzem ertragenem Leiden im Alter von 65 Jahren. Es trauern Eva Pilartz, geb. Pilartz, der Sohn Gottfried Pilartz mit Resy Langenberg, Kaspar, Joseph und Heinrich Pilartz sowie der Bruder von Jakob, Kaspar Pilartz.
Bis 1921 wirbt das Unternehmen als „Beerdigungs-Anstalt Gebr. Pilartz“ mit der Heimholung im Kriege Gefallener aus allen Regionen. Ab 1921 dann „nur“ noch unter „Beerdigungs-Anstalt G. Pilartz“.
Am 11. Oktober 1924 taucht Gottfried Pilartz als Geschäftsstelle Streitzeuggasse 19 neben Medard Kuckelkorn, Friesenstraße 34, für den „Deutscher Begräbnis-Versicherungs-Verein“ auf.
Für einen vierteljährlichen Beitrag von 1,70 Mark für 30-Jährige bis 3,30 Mark für 60-Jährige wurde den Mitgliedern eine einfache aber würdige und pietätvolle Bestattung gewährt. Die Beitragszahlung war auf höchstens 10 Jahre festgesetzt, danach war sie beitragsfrei.
Bis 1943 folgen einige hundert Zeitungsanzeigen für Bestattungen und in den Kriegsjahren werden Sargschreiner, Helfer und Fahrer gesucht. Das Haus in der Streitzeuggasse 19 wurde 1943 durch einen Bombenangriff zerstört, es erfolgt ein Umzug, ab Dezember 1943 wird als neue Adresse die Engelbertstraße 40 (nähe Opernhaus) angegeben.
Da personenbezogene Daten eine Sperrfrist haben, kann ich die weitere Geschichte der Familie Pilartz nicht weiterverfolgen, es gibt noch ein paar Hinweise zu Wolfgang Maria Pilartz (1931 – 2012)
Wolfgang Maria Pilartz wurde geboren am 26.12.1931 als jüngster Sohn der Familie des traditionsreichen Bestattungsunternehmens Pilartz in Köln.
Er absolvierte eine Lehre als Technischer Zeichner und Architekt im Büro Peter Baumann, dem Erbauer des Kunsthauses Lempertz am Neumarkt, Ecke Cäcilienstraße.
Der plötzliche Tod Baumanns 1953 entließ Pilartz früh in die Selbständigkeit als Architekt.
Erster Bau nach eigenen Entwürfen war 1954 der Neubau des 1943 beim Bombenangriff zerstörten Stammhauses des Bestattungsunternehmens Pilartz in der Streitzeuggasse. Es gehört neben der unter Denkmalschutz stehenden Villa Kracht in der Lessingstraße 8 in Köln Rodenkirchen zu seinen herausragenden Arbeiten.
W. M. Pilartz war Mitglied im Bund Deutscher Architekten, er verstarb am 27. Mai 2012 in Köln.
Eigene Recherche © Wolfgang Kranz
und
Quelle Text zu W. M. Pilartz: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/3MBVIIPSO3OMECEUIHEJWCGVSSLRQOC7
Abgerufen am 20.05.2022