Carl (Karl) Schellen (1846 – 1917)

Architekt, Baumeister und Wohltäter

Carl Schellen war Architekt und königlicher Baurat in Köln. Die Bauwerke die er geplant oder erstellt hat, wie z.B. den Bonner Hauptbahnhof oder die Orangerie in der Villa Au in Langenberg, verblassen, wenn man sieht was Carl Schellen für Köln geleistet hat. Es gibt wohl keinen Wohltätigkeitsverein in dem er nicht tätig war oder den er unterstützt hat.

So war er volle 15 Jahre als „Obermeister“ des Wohltätigkeitsvereins „Meisterschaft Köln“ tätig.

Hier mal ein kleiner Auszug aus dem Nachruf:

Ihm war es vergönnt, länger als alle seine Vorgänger seit der Gründung im Jahre 1837, volle 15 Jahre, in außergewöhnlicher Frische sein Amt auszuführen. Was er als „Obermeister“ geleistet hat, davon zeugt die große Entwicklung, welche die Meisterschaft während seiner segensreichen Tätigkeit genommen hat. Gewohnt, überall hilfreich wirken, war unser Wahlspruch; „Rasche Hilfe = doppelte Hilfe“ seine stete Richtschnur im Wirken für den Verein. Sein Geist wird unter uns fortleben! Was er für die Armen und Notleidenden in Köln geschaffen hat, wird ein bleibendes Merkmal in der Geschichte des Vereins und seiner Vaterstadt bleiben.

Gez. Der Vorstand des Wohltätigkeitsvereins „Meisterschaft Köln“

Zitat aus dem Kölner Local Anzeiger 316 vom 14.November 1909.

Die Begriffe Krüppel, Krüppelheilanstalt, krüppelhafte Personen entstammen dem Zeitungsartikel und werden hier nur in diesem Zusammenhang von mir wieder gegeben.

Die letzte amtliche Zählung hat ergeben, dass die Rheinprovinz 10.979 krüppelhafte Kinder unter 15 Jahren hat. Von diesen armen Geschöpfen, die zum Teil in drückendster Armut ein menschenunwürdiges Dasein fristen, könnten mindestens 30 Prozent, also reichlich 3200 vollständig geheilt oder soweit gebessert werden, dass sie nicht mehr als Krüppel zu betrachten wären. Um dies zu ermöglichen und somit unzählige Krüppelkinder und deren Eltern glücklich machen, soll eine caritative Krüppelheilanstalt für die ganze Rheinprovinz in oder bei Köln gegründet werden

Diese Heilanstalt soll krüppelhafte Personen jeden Alters und Geschlechts ohne Unterschied der Konfession unter gleichen Bedingungen aufnehmen.

Da die Gründung der geplanten Anstalt mit sehr großen Kosten verbunden ist, hat seine Exzellenz der Herr Oberpräsident der Rheinprovinz Freiherr Dr. von Schorlemer-Lieser die Abhaltung einer Hauskollekte bei allen Bewohnern der Rheinprovinz genehmigt. Wir können den Bewohnern der Rheinprovinz nicht warm genug ans Herz legen, diese Kollekte durch reiche Gaben zu unterstützen, damit möglichst bald dieses so dringend erforderliche Werk barmherziger Mildtätigkeit errichtet werden kann.

Diesen Aufruf haben die wichtigsten Menschen in der Rheinprovinz unterschrieben, die meisten davon ruhen auf dem Melaten Friedhof. Darunter Dr. Gustav von Mallinckrodt, Louis Hagen, Theodor von Guilleaume, Dr. Jos. Neven DuMont, S. Alfred von Oppenheim, Carl Schellen und viele mehr.

Wenn ich das richtig recherchiert habe, wurde die Krüppelheilanstalt in Köln nie realisiert. Sobald der Öffentlichkeit bekannt geworden war, dass in Ihrer Nähe eine Anstalt zur Heilung von Krüppeln errichtet werden sollte, erhob sich in der Bürgerschaft unter Führung der in Betracht kommenden Bezirksvereine ein kolossaler Lärm. Es wurden Versammlungen abgehalten, Resolutionen gefasst, Eingaben an die Behörden gemacht usw. Man malte sich die entsetzlichsten Bilder aus.

Hinzu kam natürlich noch der erste Weltkrieg von 1914 – 1918, da kann man sich gut ausmalen welchen Stellenwert der Bau einer Krüppelheilanstalt hatte.

Carl Schellen starb am 24. August 1917 im 72. Lebensjahr, in Bad Salzschlirf, wo er zur Erholung weilte. Es trauern seine Frau Josa Schellen (geb. Wahlen), Maria Schniewind (geb. Schellen), Lissy Schorn (geb. Schellen) und viele weitere.

 

Eigene Recherche © Wolfgang Kranz

 

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